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Donnerstag, 7. Juni 2018

„Kötztinger Zeitung“ vom 6.6.2018


Da sitze ich nun, wie jeden Morgen,  beim Frühstück und lese, auch im Urlaub, meine Zeitung.
Natürlich die aus meiner neuen Heimat.
Die „Kötztinger Zeitung“
Wie immer.
Viel blabla, wenig Politik, etwas mehr Kommunales, 
der Rest kirchliche, oder darauf bezogene Nachrichten.
Jo mai, man is halt in Bayern wo die Kirche zum Leben dazu gehört.

Auf Seite 37 nun ein Artikel, der mich, als alten Genealogen, sofort anspricht.
„Eine Spurensuche“
Eine Jüdin (Chana Weiss), reist erstmals seit 1947 in ihren Geburtsort Deggendorf.

An sich nichts besonderes. 
Oder doch?
Mir schiesst so der Gedanke durch den Kopf, nach dem Krieg geboren, und erst jetzt das erste mal nach Deutschland?
Warum nicht in den ganzen vergangenen 70 Jahren ?
Lesen wir doch  mal, was da so steht.

Vieles, was da steht,  macht mich stutzig, geht mir einfach nicht in den Sinn.
Entweder verstehe ich vieles nicht oder es stimmt eben nicht.
Ich habe schon viele dieser Geschichten gelesen. 
Meist waren sie ähnlich aufgebaut und für mich oft unlogisch.
Was mich daran stört, ist nicht das man so etwas schreibt, sondern das sehr viele Menschen das lesen und es akzeptieren ohne Rückfragen zu stellen oder wenigstens sich mit der Geschichte zu identifizieren. 
Genau das ist in der allgemeinen politischen Berichterstattung, vor allem was das Schicksal von Juden anbelangt, immer wieder zu beobachten.
Da wird irgendetwas geschrieben, als Tatsache hingenommen und weiter erzählt.
Meist unlogisch, falsch, unglaubwürdig oder zumindest unverständlich und niemand stellt es in Frage.  

Mal so kleine Ausschnitte aus diesem Artikel:
(wörtliche Übertragung)
„wie durch ein Wunder haben ihre Eltern KZ-Lager und Todesmärsche überlebt“
Ach nun, das "Wunder" geschah sehr, sehr oft.

„Sie verharrte sprachlos, als sie den Ort ihrer Kindheit besuchte. ...... sie kann sich noch an die schwere Zeit ihrer Kindheit in Deggendorf erinnern“ 
Moment mal.
Sie wurde September 1946 geboren. 
Schon 1947 machte sich die Familie auf den Weg  nach Palästina.
Ein Wunderkind also. 
Oder kann sich  noch jemand an sein erstes Lebensjahr erinnern?
Was für eine schwere Kindheit?
1946/7 war es für alle schwer.
Immerhin scheint sie ja die ersten Monate ein sehr aufgeschlossenes Kind gewesen zu sein wenn sie all das behalten hat.

„Bis 1947 blieb die junge Familie in der Donaustadt, dann machten sie sich auf den Weg nach Palästina..............das die letzte Zuflucht darstellte“
Warum „letzte Zuflucht?“
1947 hatte kein Jude in Deutschland etwas zu befürchten.
Niemand vertrieb sie.
Im Gegenteil, sie waren die bevorzugten Bürger dieses Landes geworden.
Wenn sie auswandern wollten war das ihr persönlicher Wunsch und eigene Entscheidung.

„ Der Weg war voller Gefahren und Hindernisse. Ihr Vater hat sie auf den Schultern über den über 2600 hohen Krimmler Tauernpass getragen, bis man nach mehreren Wochen in Italien ein Schiff bestieg“ 
Warum zu Fuss?
Ein Kind das ein Jahr alt ist, Tage oder gar Wochen, auf den Schultern durch die Berge getragen? 
1947 fuhren alle Verkehrsmittel.
Vielleicht kein Geld? Wie dann das Schiff bezahlen?

Palästina nahm sie nun nicht auf und sie wurden in ein Internierungslager auf der Insel Zypern gebracht. In der Zwischenzeit hat Chana Würzberg (ihr Geburtsname) einen Erinnerungsband über ihre Internierungszeit auf Zypern veröffentlicht. 
Warum auch nicht? Erinnerungen wird es viele von dort geben. Denn damals war sie ja nun schon etwas über ein Jahr alt und kann sich sicherlich genau noch an alles erinnern um darüber ein Buch zu schreiben.

Sie hat dann vor rd. 50 Jahren geheiratet. Auch einen Mann, der wie ein Wunder die Kz Lager Auschwitz und Theresienstadt überlebt hat.
Das Alter ihres Mannes wird nicht erwähnt. 

Nun will sie in Kürze ein Buch über die Erlebnisse in ihrer Geburtsstadt Deggendorf veröffentlichen. All das, was sie im 1. Lebensjahr dort erlebt hat.

Es mag vieles oder gar alles stimmen.
Es ist mir bei der Lektüre dieses Artikels wieder einmal wie immer ergangen.
Warum hinterfragt niemand solche Geschichtchen?
Warum wird immer alles was aus dieser  Richtung kommt kommentarlos geschluckt?
Interessiert das niemanden oder merkt es niemand wegen Mangel am Denkvermögen?
Oder sollte ICH etwas nicht richtig verstehen?
Kann ja sein das ich alt werde, aber ich bin immer noch lernfähig. Leider aber auch noch nicht dement.

Und wenn ich nun weiter sinniere, genau so sind die Mehrzahl aller dieser Geschichtchen zu sehen.
Es fehlt ihnen irgendwie an Logik und Nachvollziehbarkeit.
Und genau darauf baut auch dieser ewig uns angehängte Schuldkomplex auf.
DIESE Armen.
WIR Bösen.
WIR Schuldigen.

Damit niemand mich missversteht.
Mein ewiger Satz:

Es war alles so, nur etwas anders.

Die Wahrheit allein ist schlimm genug, warum dann immer noch diese geistigen Manipulationen?
Was bezweckt man eigentlich damit?
Wo liegt der Sinn nicht nachvollziehbaren Geschichtchen?

ICH kann dieser Erzählung in der Zeitung nur ein müdes Lächeln abgewinnen.
Noch nicht einmal Interesse.
Das mögen unkritische Gutmenschen zeigen. 





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