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Donnerstag, 27. Oktober 2016

Zurück in die "Heimat" !!??


Nun geht es wieder in Richtung Heimat.
Heimat?????
In meine neue Heimat.
Eigentlich der ersten, richtigen in meinem ganzen langen Leben.

Die ersten Jahre in Berlin, das aufwachsen, die Schule, waren schnell vorbei.
Da war ich ein Kind.

Dann wurde ich von den Wirren des Krieges und der Besatzungszeit in seinen Bann  und Fron gezogen.
Gefangenschaft, Vagabundieren, nirgends willkommen sein ,
einfach überleben, waren die nächsten Jahre.

Alsdorf wurde dann mein längster Aufenthaltsort.
Hier habe ich gearbeitet, geheiratet und gelebt.
Seeeehr lange.
Zu lange.
Denn heimisch habe ich mich dort nie gefühlt.
Es wäre müssig darüber zu debattieren woran das lag.
Der Gründe bestimmt sehr viele.
Es lag bestimmt auch zum einen an mir selbst, meiner Person und meiner persönlichen Sicht der Dinge.

Denn der Übergang damals aus einer Grossstadt, in ein vom Leben vergessenes Dorf, war schon gewaltig.

Der Arbeitsplatz in Alsdorf konnte zu meinem Betrieb, in dem ich gelernt hatte, nicht gegenteiliger sein.
Die mich umgebenden Menschen hier waren Fremde wie ich und alle sehr auf sich selbst bedacht.
Die Einheimischen wollten die Fremden nicht.

Die Familie, in der ich dann eingeheiratet hatte, hat mich 61 Jahre nicht akzeptiert.
Bis auf das was, was sie von mir abstauben konnten.
DAS war immer gefragt.
Menschlich blieb ich ihnen ein Fremder.
Man sieht es auch daran, das ich nach dem Tode meiner Frau, nach 61 jähriger Ehe, den letzten persönlichen oder telefonischen Kontakt mit ihnen am Beerdigungstage hatte.
Trotzdem alle wußten: 
Der Gerhard hat niemanden mehr und ist (war damals) im Haushalt eine Niete.

Die Landschaft war nur annehmbar, wenn man kilometerweit weg fuhr.
Ich habe mich nie für die glühenden, auch heute noch  Gas ausstossenden Bergehalden, begeistern können.

Meine zahlreichen Urlaubsreisen hatten mich immer entschädigt.
Ich wusste, die Welt ist wunderschön.
Und auch die Menschen können überall angenehm sein, so man ihnen vernünftig entgegen kommt und sie bereit sind jemanden an zu erkennen.

All das habe ich nun in Bayern gefunden.
Die Menschen und die Natur.
Man hat mich aufgenommen und meine Art akzeptiert.
Was will ich mehr?

Das es leider ein halbes Leben zu spät ist, kann man nicht mehr ändern.
Es ist ja auch meine Schuld.
Ich hätte viele Jahre früher die Reissleine ziehen sollen.
Im Beruf.
In der Ehe.
Und in der Region wo ich wohnte.

Warum eigentlich tat ich es nicht?

Die eigene Feigheit und die Angst vor der Ungewissheit war es.

Nun geniesse ich jeden mir noch verbleibenden Tag in meiner neuen "Heimat"und in Orten in denen ich mich immer wohlgefühlt hatte und in denen man mich mochte.
Ich bin mit mir und allem mich umgebenden zufrieden.
Kann man mehr erwarten?

Ein Rat an EUCH vielleicht?

Macht es nicht wie ich.
Fügt euch nicht ein oder versucht es den anderen recht zu machen. 
Es gelingt euch nie!

Lebt EUER Leben.

Geht ein Risiko ein.
Fangt neu an.
Es wird immer besser sein als der ewige Kampf um Anerkennung oder Aufnahme in eine andere Gruppe.

Lebt jeden Tag als wäre es euer letzter.

Ich freue mich nun auf zu Hause.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Der liebe Gott ist nicht mit den doofen!


Da wollte ich vor 6 Wochen in Urlaub fahren.
Wie jedes Jahr.
Ca. 3000 km Fahrtstrecke lagen an.

Kurzer Check des Wagens.
Die Reifen....... na ja, zwar noch weit über die geforderte Minimaltiefe, aber ich habe da so meine eigenen Vorstellungen und die sind viiiiel kritischer als der Gesetzgeber.

Schliesslich ist das teuerste am Auto, die Insassen.

Nur, das Geld muss ja auch stimmen.
Ein Blick in die Reisekasse? 
Es ging.

So beschloss ich also, vor Abreise, hinten zwei neue Conti montieren zu lassen.
Gibt uns beiden auch ein sicheres Gefühl.

Die zwei vorderen Reifen wollte ich also dann im Frühjahr wechseln.
Wie gedacht, so geschehen.

Alles paletti.
Alles o.k.
Wir waren unterwegs.
....................

Bis mir mein Vermieter gestern sagte:
"Du hast aber hinten auf einem Reifen wenig Luft drauf"

????????????????

Au, Scheisse hoch drei.
Im neuen Reifen, 6 Wochen und 1500 km alt, steckte ein schöner, grosser Nagel.
Wirklich ein schöner .
Früher wurde so etwas geflickt.
Heute aber, bei HR Reifen, macht das niemand mehr.
Ergo:
Der neue Reifen war für die Tonne.

Aber wozu hat man einen Reservereifen? 
Ältere Wagen wie meiner haben den, Gott sei Dank, noch.

Gesagt, getan.
Nun war alles wieder in Ordnung.

Oder nicht?
Ich bin nun mal von Natur aus neugierig.
Als ich so, in meiner Einfalt, diesen Ersatzreifen, mit sehr gutem Profil betrachtete, mir so altes, vergessenes durch den Kopf ging, ich die Zahl nach der DOT Nummer sah, fand ich es gar nicht mehr so prickelnd.

Denn da stand:   >03/03<
Übersetzt für Leser ohne Autowissen, der Reifen war aus der
3. Produktionswoche des Jahres 2003!
Also 13 Jahre alt.

Er sah zwar noch  sehr gut aus.
Nicht porös.
Keine Falten oder Risse.
Ein tolles Profil.

Genau wie ich auch aussehe.
Nur , wie ich auch, URALT.

Das gefiel mir gar nicht.
Rechnen, informieren, anrufen, bestellen.

"ATU" in Heide waren die einzigen, die über Nacht, per Express, neue Reifen besorgen und auch montieren wollten und konnten.

Wieviel denn ?
Einen ?
Ein heroischer Entschluss wurde gefasst.

Wenn schon, denn schon.
4 neue Conti Reifen mussten es sein.
Der Methusalem kam in die Tonne.
Der zweite 6 Wochen alte als Reserve.

Gesagt, getan.
Nun ist die Autowelt zwar wieder in Ordnung, aber...........

Warum, verflucht, musste diese Sau von Nagel ausgerechnet mich finden und dann auch noch den neuesten Reifen mit seiner Anwesenheit beglücken?

Von den Kosten die da zusätzlich am Ende eines 6 wöchigen Meeresurlaubs auftraten, wollen wir lieber nicht reden.

Ist nun erledigt.

Es kommt ja auch unserer Figur zu Gute, das wir nun die nächsten Tage nicht ins Gasthaus essen gehen werden.

Es soll auch ein Butterbrot gut schmecken.

Nur verdammt noch mal, warum gerade dieser Reifen und nicht einer von den alten ?

Dienstag, 25. Oktober 2016

Man lebt nur einmal......


Ach, was ist das Leben schön.

Oder?
Sehen wir doch mal den Tatsachen ins Auge und nicht den Dingen die wir sowieso nicht ändern können und die man dem Volk nur anbietet das es sich die Mäuler zerreisst und damit das eigentlich für ihn wichtige übersieht.

Das Leben!
Dazu gehört in erster Linie das persönliche Wohlbefinden.
Für manche mag Politik auch wichtig sein.

Nur, Politik dient in erster Linie  dazu, das Volk zu verarschen.
Es mit höheren Abgaben zu belegen, aber vor allem es nur so weit zu unterrichten, das man selbst seine dreckigen Geschäfte machen kann und es keiner merkt.

Das Leben ist schön?

Aber ja doch.
Einige Fakten gehören dazu, die man leider immer vergisst.

Z.B.
Nun sind wir hier auf Eiderstedt.
Das Wetter war bis jetzt...........beschissen wäre geschmeichelt.
Aber heute, ein strahlend blauer, wolkenloser Himmel.
Die Temperatur so, wie man sich einen goldenen Oktober vor stellt.

Nun, nicht jeder hat es heute so, aber wir.
Die Nacht war lang, traumlos, ohne Schmerzen.
( Vielleicht liegt das aber auch am abendlichen Alkoholspiegel?:-)))))))))

Ein lachendes Gesicht neben einem ist das erste was ich sah.

Dann das Frühstück.
Brötchen, angemachter Frischkäse, meine
Lieblingsleberwurst, zwei weich gekochte Eier und vor allem: Viel heisser Kaffee.
Dazu ein fröhliches Gesicht gegenüber und auf dem iPad die neueste Tageszeitung.
Auch im Fortsetzungsroman keine dramatische Wendung.
(sie kriegen sich bestimmt noch!)

Der Kontoauszug sagt mir zwar keinen Geldzugang, aber auch keine Abbuchung.

Mein Mäuschen legt nach dem essen die Kissen auf die Terrassenstühle.

Was zu trinken steht auf dem Tisch.

Totenstille um uns rum.
Beide haben wir keine Luftprobleme.

Von nahem sehen die Kühe uns verwundert an.

Sehen so glückliche und zufriedene Menschen aus?

JA!!

Übermorgen geht es nach Hause.
Nach 6 Wochen.

Es war schön.

Und es wird auch so bleiben.

Ungeachtet des Blödsinns was uns, sich wichtig fühlende Politiker, noch ausdenken.

Es liegt nur an uns.
An unserer persönlichen Einstellung.

NICHTS ist wichtig auf dieser Welt.
Nur das persönliche Wohlbefinden.
Nur der Augenblick zählt.


Wie eben gerade dieser jetzt.

Das Leben ist schön, solange es andere nicht versuchen es einem zu vermiesen.




Mittwoch, 19. Oktober 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (27)


Ich wechselte nun zum "Panzerkreuzer Anna"

Das ich überhaupt die Anstellung ! im Kraftwerk Anna bekam, habe ich nur dem damaligen Betriebsführer Gerhard Demmer zu verdanken.

Damals bestand die Anweisung, NIE jemanden der von untertage kam, irgendwo ein zu stellen.
Erst nach Ablauf von 3 Monaten war es erlaubt.
Typisch EBV, denn das setzte er auch bei den anderen Fremdunternehmen, durch.
Folgten sie nicht, wurden sie bei der Auftragsvergabe nicht mehr berücksichtigt.

3 Monate konnte aber niemand ohne Arbeit damals überleben.
Die Segnungen der Neuzeit hatten noch keinen Einzug gehalten.
Der EBV wollte damit den Weggang von Untertage Bergleuten verhindern.
Irgendwie konnte ich es sogar verstehen.

ICH wählte einen anderen Weg.
(nach zu lesen, hier im Blog unter dem 
Datum : 15.April 2015. Sehr typisch.)

Ich habe also nun drei Monate meine reguläre Nachtschicht als Kohlenhauer untertage verfahren.
Einfahrt abends  22 Uhr.
Bin dann um 6 Uhr morgens, zum Schichtende, ausgefahren.
Gewaschen, 1 Flasche Milch in der Kantine getrunken, dann zum Kraftwerk Anna gegangen, dort von 7 Uhr bis 14 Uhr gearbeitet, bzw. die Wünsche des  Betriebsführers  Pavel erfüllt.
Dann lief ich nach Hause.
Dort etwas gegessen und dann schlafen gegangen.
Bis 21 Uhr geschlafen.
Um 22 Uhr zur Nachtschicht, als Kohlenhauer, wieder angefahren.

Das ganze ging 3 Monate in einem Stück so.

Der Clou an der Geschichte war, das ich untertage als Kohlenhauer meine Meter bezahlt bekam, das war mein Lohn.
Aber für die Schicht übertage im Kraftwerk bekam ich nichts !!!!
Diese 3 Monate habe ich jeden Tag kostenlos gearbeitet.
Ich habe für diese  drei Monate im Kraftwerk nicht einen einzigen Pfennig bekommen.
Mein Lohn bestand darin, das man nach drei Monaten mir bescheinigte, das ich auch noch etwas mehr konnte als Kohle zu machen oder Steine mit der Panneschüpp zu schaufeln.

Gibt es noch irgend jemand meiner Leser die gleichzeitig zwei Arbeitsstellen hatten?
Eine gegen Bezahlung und eine kostenlos ohne Entlohnung?
So etwas ging nur beim EBV.
(Nebenbei bemerkt.
Ich als Betrieb hätte mich geschämt. 
Und der Betriebsrat? Wo war der? )

Nach 3 Monaten verkündete ich dem EBV das Ende meiner untertage Tätigkeit.
Man bot mir nun an in das Kraftwerk zu wechseln.
(wenn dies nicht geschehen wäre, ich hatte auch noch andere Firmen im Angebot)
Ich sagte also zu.
Jetzt aber griff die Vereinbarung das ich übertage nicht angenommen werden konnte.

Gerhard Demmer hat das dann persönlich geklärt.
Ich glaube er und der Besatzungs-Offizier waren die einzigen die begriffen welche Schweinerei man mit mir gemacht hatte.
Denn ich war auch körperlich am Ende.

Vom Besatzungsoffizier der Grube erhielt ich für 2 Monate rückwirkend meine Bestellungsurkunde als Angestellter im Kraftwerk.
Auch diese zwei Monate hatte niemand mir etwas gesagt und mich einfach ohne Geld weiterwursteln lassen.

(im übrigen, Steiger haben damals noch jahrelang auf ihre Anstellung warten müssen)

Ich war froh.
Ich hatte mein Ziel erreicht.

Doch soooooo dolle war das auch nicht.

Doch all das, könnte eine ganz neue, lange Geschichte werden.

Denn dort im Kraftwerk sah und hörte ich viel.
Zu viel.
Bedingt durch meine Tätigkeiten dort.

Dort war ich:
(Teilweise im Laufe der Zeit, oder aber immer alles gleichzeitig in Personalunion)

Technischer Zeichner (Neuaufbau eines Zeichnungswesens,) Neuanfertigung aller Pläne und Dokumentationen.
Dokumentationen auf dem laufenden halten.
Magazinverwalter.
Archivar.
Verantwortlich für den damaligen Umweltschutz durch Betriebsmittel.
Die gesamte Material und Ersatzteilbestellung.
Umstellung der Materialien auf Schlüsselnummern.
Monatliche Abrechnung der Stromerzeugung des Kraftwerkes, im nachhinein auch der Dampferzeugung und des Brennstoffeinsatzes.
Anfangs noch die  Hollerithabrechnung in Kohlscheid.
Später Übergang auf EDV.
Monatliche Stromabrechnung mit den eigenen Betrieben und allen Gruben des Gesamt EBV.
Monatliche Stromabrechnung mit den Fremdfirmen.
Monatliche Stromabrechnung des Gesamt EBV mit der Steag und RWE. (Deutschlandweite Abrechnung)
Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender (nicht freigestellt)
Wohnungsausschuss.
Und.............
Zusätzlich all das was so anfällt.
(Aussenanlagen, Gebäude selbst, Schrott Verkauf, usw)

Das ich in den letzten 20 Jahren nie eine Gehaltserhöhung oder Prämie bekommen habe sondern nur die normale jährlich ausgehandelte Tariferhöhung durch die IGBE sei nur am Rande vermerkt.

Immerhin hat man mich dann nach über 25 Jahren übertage 
KWA - Beschäftigung in den Ruhestand geschickt.
Wahrscheinlich wollte man endlich einen unbequemen Mitarbeiter los sein.

Habe ich eigentlich einen Grund dem EBV in irgend einer Weise dankbar zu sein?
Oder sollte ich mit verdrehten Augen auf meine so wunderbare, interesssante, mich befriedigende Tätigkeit zurückblicken wie so mancher meiner Leser hier?

Wir sind quitt, wir beide.

Es war MEIN  untertage Leben.
Ich habe es akzeptiert.
Nachkarten gilt nicht (sagte meine Tochter immer)
Ich wünsche es aber niemandem.

Und wenn ich in Kommentaren hier lese:
Was haben wir Freude gehabt.
Was war das für eine schöne Zeit.
Ich denke gern zurück.
usw.

ICH NICHT!!!!!!!


Dienstag, 18. Oktober 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (26)


Ich könnte noch eine Unmenge erzählen.
Mein Kopf ist voll davon.
Wen interessiert es eigentlich ?

Was vielleicht noch erwähnenswert wäre.
Die Arbeitsmoral war  eine andere damals.

Z.B. Wenn wir des Sonntagmorgen untertage Schichtende hatten, passierte es nicht selten, das, da ja keine Ablösung mehr kam, 
wir 6 Mann beschlossen, noch was dran zu hängen.
Ein Mann wurde beauftragt, nach übertage zu fahren.
Dann ging er Sonntagsmorgen, schwarz wie er war, zu Fuss oder mit dem Fahrrad, zu mir nach Hause nach Ofden.
Dort machte meine Frau ein Paket Butterbrote, kochte Tee für die Aluminiumflaschen, und er fuhr dann wieder ein.
Dort waren wir dann versorgt, und die Samstag Nachtschicht endete schon mal des Sonntags Nachmittags.

So war es eigentlich nicht verwunderlich, das ich voller Erstaunen dann mal feststellte, das sich eines Tages ein bildhübscher Teenager als meine Tochter zu erkennen gab.

Oder aber, wenn wir Nachtschichtende hatten und auf dem Heimweg an einer Aufgabe (Übergabestelle von Kohle in die Waggons) vorbeikamen und sahen, die schaffen das nicht bis Frühschichtbeginn, noch mal die Jacke aus und das in Ordnung gebracht, sodass die Förderung pünktlich beginnen konnte.
Da wir im Gedinge waren, wurde das  nicht extra bezahlt.

Alle waren eben am störungsfreien laufen der Förderung interessiert.
Nur leider wurden diese Dinge nie honoriert.

Die Kameradschaft ist das  einzige gute untertage.
Sie hört aber beim Baas auf.
Und endete am Schacht.

Es gäbe noch so viel zu erzählen.
Oder auch nur die ärztliche Versorgung?
Bardenberg war Spitze und spezialisiert.
Nur, erst dahin kommen.
Da gab es eine Anlaufstelle im Gebäude an der Torausfahrt,
zwei Räume.
Drinnen der Sanitäter mit Namen Lataster.
Weiss jemand, wie schwer ein Verletzter in einer Bahre sein kann?
Wenn 4 Mann ihn tragen müssen.
Die Arme sind nach 200 Meter mindestens doppelt so lang und man spürt nichts mehr in den Fingern.
Und jeder Schritt oder Fehlschritt löst ein Schreien beim Verletzten aus.

Oben kam der Verletzte nun an.
Dann wurde das Krankenauto benachrichtigt.
Dieses nahm den "Schwarzen" aber so nicht mit.
Er wurde vorher vom Lataster gewaschen.
D.h. einen Brausekopf in einer Hand und mit der anderen den Verletzten hin und her drehen.
Es ging nicht anders.
Aber, war das das Mass der Dinge?
In denke auch zu dieser Zeit gab es schon andere Möglichkeiten.

Oder, ich hatte auf meiner Schicht auch einen Toten zu beklagen.
Es war dazu noch ein Nachbar.
Der Frau zu sagen:
Tut mir leid, er kommt nicht mehr nach Hause.
Ein Steiger hat diese Arbeit nicht übernommen.

Es wird Zeit mit dieser Zeitspanne meines Lebens als Bergmann untertage auf der Grube Anna 1 des Eschweiler Bergwerks Vereins, zu Ende zu kommen.
Es war ja in meinem Leben auch nur eine Episode unter vielen.
Unser Verhältnis ging ja noch lange nicht zu Ende.

Nach knapp 15 Jahren untertage mein Resümee.

Ich kam mit nichts in Alsdorf an.
Ich habe gearbeitet wie ein Hund.
Ich habe NIE etwas geschenkt bekommen.
Alles was ich besitze oder je besass, habe ich mit meinen Händen ehrlich verdient.
Die Gelegenheit dazu hat mir damals der EBV gegeben.
Wir sind quitt!!!!!!!!!!!!!!!

Ich habe viel gelernt.
Vor allem, nie von anderen etwas zu erwarten.
Vor allem nicht, wenn du ein Fremder bist.
Ich bin und brauche auch niemandem dankbar zu sein.
Auch arbeitet niemand heute für MEINE RENTE !!!!!
Was da heute vielleicht in der Kasse fehlt, hat der Staat veruntreut indem er sie in zweckfremde Abenteuer steckte und immer noch weiter plündert.

Ich war Schlepper,
Lehrhauer,
Hauer,
Ortsältester,
Schiesshauer,
Schiessmeister.
Kohlenhauer,

Auf der Kopfstrecke und auf der Bandstrecke.
Ich habe in Querschlägen, Strecken, Gesenken, Aufbrüchen, und Aufhauen als Gesteinshauer gearbeitet.
Lag einmal selber unter einem Bruch und war ein
Grubenwehrmann.

Nach 15 Jahren untertage beschloss ich damals für mich:
Nun ist es genug.
Es reicht.

Montag, 17. Oktober 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (25)


In meiner Zeit als Mitglied der Grubenwehr kann ich von Glück sagen, das es nur zwei kritische Alarme und Einsätze gegeben hat.

Trotzdem hatten sie mich damals und auch  heute noch zum Nachdenken angeregt.

Wenn  Menschenleben in Gefahr sind , bedeutet es überhaupt keine Frage da gibt es kein Nachdenken.
Dafür ist man da.

Nur, wie gesagt, ich hatte zwei Einsätze.
Beide mal war es Feuer untertage.
Das heisst, das schlimmste was man sich als Bergmann untertage überhaupt denken kann.
Explosionsgefahr für das gesamte Grubengebäude.

Man muss sich es so vorstellen, das es ja nicht wie bei einem Haus so öffentlich brennt, denn dieses Feuer sieht man nicht.
Es ist im Stoss.
Irgendwo im Flöz.
Es raucht, es gast aus, es kann überall durchkommen.
Beide male wurde auch nicht im üblichen Sinne gelöscht.
Womit auch?
Was auch?
Man hofft, das es irgendwo selbst zu Ende geht.
Das wichtigste dabei sind die Wetterleute.
Diese leiten den Frischwetterstrom um.
Und wir liessen von oben Wasser in den Stoss laufen.
So war es jedenfalls bei mir damals.
Und alles ist glimpflich verlaufen.

Das eine  mal, auf einer Kopfstrecke, mussten wir kleinere Motore und Bandgummi bergen.
Das andere mal bestand unsere Aufgabe nur in der Beobachtung wie und wohin  sich alles entwickelt.

Beide male habe ich mir überlegt, waren diese paar Motore eigentlich den Einsatz von Menschenleben, unseren, Wert?
Ich habe darauf nie eine Antwort für mich gefunden.

Übertage wird im Ernstfall ein Einsatzstab gebildet.
Betriebsführer, Obersteiger, Fahrsteiger, Gerätewart.
Die ausfahrenden Grubenwehrmänner werden hier betreut.

Untertage war ein Einsatzleiter.
Fahrsteiger, Gerätewart, 3 Trupp zu je 5 Mann.
Ein Trupp ist im Einsatz.
Der zweite Trupp sitzt in voller Ausrüstung bereit, um im Notfall sofort den draussen befindlichen Kameraden zu Hilfe eilen zu können.
Der dritte Trupp hat Ruhe.
Der Gerätewart macht deren Geräte während dieser Zeit wieder einsatzbereit.
Die Zeit des Austauschens bestimmen die zurückkommenden Grubenwehrmänner auf Grund der Anzeige ihres Manometers.

Und so geht es immer rum.
Wenn genügend neue Leute übertage sind, wird dort ein neuer Trupp gebildet der die untertage befindlichen ablöst.

Um welche Einsätze es sich handelt, kann ich heute leider nicht mehr sagen.
Aber es ist leicht zu erfahren.

Es waren diejenigen, bei denen der Fahrsteiger Mommertz und der Maschinen-Fahrsteiger Spiertz, etwa ein halbes Jahr später in einer Feierstunde geehrt wurden und das Goldene (?) Grubenwehrehrenzeichen für ihren tollen Einsatz bekamen.
Sie waren die einzigen zwei die geehrt wurden.

Im übrigen, auch eine Einladung zu dieser Feierstunde hat niemand von den Grubenwehrleuten bekommen.
Diese hatten eben nur ihre Pflicht getan.

Habe ich vielleicht vergessen zu erwähnen.
Beide Herren hatten während des ganzen Einsatzes nie den Weg nach unten gefunden.
Na, es muss ja auch übertage Verantwortung getragen werden.

Auch so etwas, worüber ich lange nachgedacht habe.

Trotzdem.
Es war mir eine Ehre selbst dazu gehört zu haben.
Heute noch.

Sonntag, 16. Oktober 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (24)


Eine sehr wichtige, vertrauensvolle und auch anerkannte Gruppe waren die Mitglieder der Grubenwehr.

Ich möchte nicht das Wort "Elite" benutzen, da ich selber jahrelang dazu gehörte.

Und ich bin mit Sicherheit kein "Elitemann", das wäre vermessen von mir.

Aber es waren schon tolle Kerle.

(Oder nur etwas übermütig?)
Denn  die fuhren an, wenn andere fluchtartig ausfuhren.

Die Grubenwehr hatte immer mehrere Einsatz Gruppen.

Angeführt von einem Steiger. 
In der Gruppe war meist auch ein  Schlosser oder Elektriker. 
Also Fachleute.

Jeder Grubenwehrmann hatte ein Kreislauf-Atemgerät der Firma Dräger auf dem Rücken.

Dazu eine Nasenklammer und ein Mundstück.
Jeder Atemzug daran vorbei zu atmen, war der Tod.
Das Gerät selbst hatte eine Sauerstoffflasche und eine Alkalipatrone im inneren, durch den die ausgeatmete Atemluft gefiltert, gereinigt und wieder dem Atemkreislauf zugeführt wird.
Diese Alkalipatrone wurde während ihrer Benutzung sauheiss und damit auch die Atemluft.

Das Ding auf dem Rücken war nicht nur gross, sondern auch sehr schwer.

Um damit umgehen zu können, z.B. in mit Gas gefüllten Grubenbauten bei engen Stellen, das Gerät abnehmen, vor sich herschieben, und anschliessend wieder auf zu nehmen, OHNE den Schlauch aus dem Mund zu nehmen, das musste laufend trainiert werden.

Dazu war in Mariagrube die Hauptrettungsstelle der Grubenwehr.

Hier wurden die Geräte laufend überprüft, gewartet und auch in regelmässigen Abständen Fitnessübungen für die Männer abgehalten.
Zu diesem Zweck war ein Übungsraum vorhanden.
In diesem waren Gänge eingebaut, Fahrten (Leitern) Hindernisse, rauf und runter, Engstellen usw.
Zur Erschwernis wurde dieser Raum mit Nebel befüllt um einen Ernstfall nach zu stellen.

Nun muss man sagen, das dieses Atmungsgerät  mit einem Manometer ausgestattet ist.

Normalerweise reicht die Füllung einer Sauerstoffflasche 
ca. zwei knappe Stunden. 
Es wird eine Sicherheitsreserve eingeplant und der Rückweg muss auch berücksichtigt werden.
Truppführer  und 4 Mann bildeten eine Einheit.
Derjenige, bei dem das Manometer zuerst den kritischen Punkt für eine sichere Rückkehr anzeigt, bestimmte das Ende bzw. die Umkehr.

Nun war/ist es so, das ich zwar Luftprobleme habe, aber heute noch jeden Doktor mit meinem Lungenvolumen verblüffe.

Ich war und bin ein Sauerstofffresser.
Das war natürlich für alle anderen hoch interessant.
Jeder bemühte sich, mit mir auf Übung zu gehen.
Denn mein Manometer war zuerst am kritischen Punkt und ich gab das Zeichen für den Rückzug.
Jeder war froh wieder aus der Folterkammer zu entkommen.
Mit mir auf Übung bedeutete, mindestens  20 Minuten Ersparnis.

Ich weiss nicht mehr wie lange ich dort Mitglied war.

So an die 10 Jahre denke ich.

Die Mitglieder der Grubenwehr mussten auch immer, ausserhalb der Schichtzeit, erreichbar sein.

Nebenbei bemerkt, eine Zusatzbezahlung oder Prämie gab es dafür nicht.
Das einzige war, das die zusätzlichen Übungsstunden in Mariadorf, neben der eigentlichen Arbeit, extra bezahlt wurden.

Eigentlich sah man  das auch als eine Ehre an dazu zu gehören.


Die Benachrichtigung bei einem Ernstfall war anfangs ein Problem.

Da kam dann jemand mit dem Fahrrad nach Hause. 

Oder, da war früher z.B. auf der Bahnhofsstrasse, auf der Zechenseite, ein Kino.

Kann sich überhaupt noch jemand daran erinnern?
Dort sass ich einmal Sonntagabends mit meiner  Frau.
Plötzlich wurde der Film angehalten, ein Mann an der Seite rief quer durch den Saal: 
"Ist hier jemand von der Grubenwehr anwesend? Bitte sofort zur Zeche, Einsatz"
Da war ein Brand, auf einer Kopfstrecke auf Mariadorf.

Später bekam jeder eine grosse Kiste in den Flur gehängt, darüber wurde über Telefon, was ja keiner hatte, ein Signal im Bedarfsfall ausgelöst.

Das bedeutete schnellster Abmarsch.
(mit Fahrrad :-)))))))
Da danach eine rote Lampe an dem Kasten dauerhaft brannte, war auch gewährleistet das man auch bei Abwesenheit, beim nach Hause kommen wusste. 
Es ist Alarm.

Samstag, 15. Oktober 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (23)


Um all das überhaupt auf die Reihe zu bringen, machte man grosse Anstrengungen.

Das wichtigste im Nachkriegsdeutschland war, die Industrie am laufen zu bringen.
Die Kohle war der Antriebsmotor der Wirtschaft.
Man brauchte aber  nicht nur Rohstoffe, sondern auch Arbeitskräfte.
Daran mangelte es.
Nicht an der Anzahl, sondern an deren Fähigkeit zu arbeiten.
Die meisten waren ja  Kriegsheimkehrer, aus Gefangenschaft der Alliierten Siegermächte, entlassen.
Also nicht gerade im besonders guten Gesundheitszustand.
Auch viele, wie ich, die aus der Russischen Obhut entlassen waren.
Ich wog, bei 180 cm Grösse, damals 98 Pfund.
Heute bringe ich locker 104 kg als Kampfgewicht auf die Waage.

Eigentlich drehte sich damals alles nur ums ESSEN.


Um nun überhaupt Menschen zu finden, die körperlich in der Lage waren diese  schwere Arbeit untertage zu vollbringen, versuchten die Siegermächte  dieses Manko auszugleichen, indem sie den Bergmännern, öfter aus Armeebeständen, Lebensmittel zukommen zu lassen.

Was, war immer sehr unterschiedlich.
Das unmöglichste wurde angeliefert.
Speck in Dosen, Schinken in Dosen, Tomaten in Dosen, Büchsenmilch, Fertiggerichte, aber auch Gewürze und Kram der bei den Marketendern anfiel.
Der Begriff dafür war : IK-Waren
Diese mussten nun verteilt werden.
Man ersann eine komplizierte Punktetabelle.
Diese vergab nun für jedes Produkt einen Punktewert.
Z.B. Schmalz bekam einen hohe Punktezahl, andere Dinge eben eine niedrige.
Der Bergmann erhielt nun auch Punkte.
Da wurde es schon schwieriger.
Man vergab nun die Anzahl der Berechtigungspunkte an Hand des Lohnes.
Hier begann die Ungerechtigkeit zum ersten male.
Wer gut verdiente, bekam die meisten Punkte.
Nur, wer einen hohen Lohn hatte, war beileibe nicht der fleissigste.
Jeder Schlepper, Lehrhauer und jeder Fremde, hatte naturgemäss den niedrigsten Lohn und damit also auch die wenigsten Punkte.

Der zweite Punkt war noch viel schlimmer.

WAS bekam man denn nun für sein Punkteguthaben?
Nehmen wir mal ein theoretisches Beispiel.
1 Büchse Speck = 10 Punkte.
2 Muskatnüsse = 1 Punkt.
Also, 20 Muskatnüsse sind auch 10 Punkte.
Nur, was sollte man mit denen machen?
Ich bin nur ein oder zwei mal in den Genuss wertvoller Ware gekommen.
Man fand sich damit ab. (musste man eben)
Dafür konnte ich aber die ganze Familie mit Gewürze, Nudeln in Tomatensauce und dergleichen versorgen.

All das, lag in den bewährten Händen vom

"Punkte Jupp" (Schommer?)
Natürlich hatte auch der Betriebsrat ein sehr wachsames Auge da drauf.
Ich glaube der Punkte Jupp war sogar einer von ihnen.
Somit blieb alles in der Familie.
Noch Fragen?????????

Ganz anders, und eine wirklich segensreiche Aktion, war die Verausgabe der

 "Care Pakete"
Die waren toll.
Vom Inhalt her, von der Menge, und der Gerechtigkeit der Verteilung.
Es gab zwar hier auch 2 oder 3 Sorten, aber der Inhalt war in etwa gleich hochwertig.
Gebunden waren diese Pakete lediglich an einem geordneten Schichtenbild.

"Care"

Das war eine private Initiative der Amerikanischen "Quäker."
Einer kirchlichen Institution (?)
Der Morgenthau  Plan sah das überhaupt nicht vor.
Churchill, Stalin und Roosevelt hatten die Vernichtung des Deutschen Volkes als Zielsetzung.
Die Quäker erkannten, das man nicht einfach ein ganzes Volk nur aus Hass vernichten kann.
Es waren zu 100% private Gelder und Organisationen die das organisierten.
Es waren die einzigen "Menschen" in dieser Zeit.

Ich muss gestehen, nicht nur ich, sondern auch die anderen, heizten damit aber auch den "schwarzen Markt" an.

Denn die Bedürfnisse basierten ja nicht nur auf Essen.
Es war zwar traurig, aber es gehörte eben auch zum überleben.

So manches von diesen Lebensmitteln habe ich gegen Säuglingskleidung eingetauscht.

Denn auch so etwas  gab es nicht.
Dazu kam ja, das die Fremden nicht auf einen Fundus aus früheren Jahren zurück greifen konnten.

Wir haben es alle überlebt und geschafft.


Und wenn der Hunger mal allzu gross wurde, ging man eben, in Neuweiler, des Nachts nach Schichtende, neben dem  Wetterschacht Kartoffeln klauen.

Auch wenn man die Umrisse des Bauern mit dem Knüppel sich gegen den Himmel abzeichnen sah.
Eine Handvoll Kartoffeln war die Nahrung für einen weiteren Tag.

Vielleicht haben meine Erlebnisse nach dem Krieg, beim Russen, auf meiner Wanderschaft und auch die hier im Bergbau dazu beigetragen, das ich nichts wegwerfen kann.

Und wenn ich die nicht leer gegessenen Teller in einem Restaurant oder zu Hause sehe, es in mir vor Wut kocht.

Ich kann nicht anders.

Vielleicht lernt diese Generation es auch noch einmal, das Hunger sehr weh tun kann.