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Dienstag, 11. Oktober 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (19)


Das Steigerbad.
Eine Domäne mit einer eigenen Geschichte.
Eigenen Regeln.
Privilegien?
Tabu für gewöhnliche Sterbliche.

Jeder  Steiger fuhr schon etwa eine halbe Stunde, oder früher, vor der normalen Seilfahrt aus.
Das war auch gut und richtig so.
Denn da konnte, bzw. sollte er sich in Ruhe waschen damit er, wenn der Kumpel ans Tageslicht kam und einen Begehr hatte, ihm zur Verfügung stehen konnte.
Des weiteren hatte er ja anschließend  auch noch bürokratische Aufgaben zu erfüllen.

Ich glaube, angezogen haben sie sich aber noch selber.
Der ausgefahrene Steiger bekam als erstes einen Bergmannsschluck (oder auch mehrere) kredenzt, damit sich seine staubige Kehle wieder regenerierte.
Übrigens, Schnaps war zu dieser Zeit eine absolute Mangel- und Schwarzhandelsware.
Hier in diesen Räumen aber kein Problem.
Stellte man öfter später am Schalter dann fest.

Es war also nicht verwunderlich, das man oft, trotz der vorgezogenen Seilfahrt, etwas länger auf seinen Steiger warten musste.

Doch es waren eben die Zeiten so.
Etwas wirr und chaotisch.
Jeder war froh Geld zu verdienen.
Chaos herrschte ja nicht nur hier, sondern überall.
Es war eben Nachkriegszeit.
Nur hier wurde auch meine Meinung über den Bergbau und seinen Steigern gebildet.
Für mich herrschte überall, nicht nur auf der Arbeitsstelle, nur Willkür.
Auf den Ämtern das gleiche Bild.
Korrupt und bestechlich.
Die heute so angeprangerte Diktatur in der ich gross geworden war, kannte diese Auswüchse nicht.
Leider hat sich nie etwas entscheidendes im Laufe der Jahre geändert.
Der Satz von früher scheint immer noch zu gelten:
"Man muss Vitamin B haben, dann läuft alles von allein."
Vitamin B = Beziehungen.

Doch etwas hat sich geändert. Man holte jetzt nicht mehr den Markscheiderboss mit der Kutsche aus Aachen.

Aber dafür bekam der oberste Chef des EBVs hier noch 25 Jahre später eigens angefertigte beheizbare Toilettensitze in seiner Villa eingebaut.
Angesehen von Schwimmbadwartungen und natürlich den Gärtnern die ihre Anwesen in Ordnung hielten.

Wer erinnert sich  noch an den Trabbel, als der Herr Direktor Burckhard, der am Eingang Kohlscheids wohnte, wenn er vom Reiten zurück kam, vom Pferd nicht den Klingelknopf ohne bücken an seinem Tor erreichen konnte?
DAS war wichtig und musste sofort in Ordnung gebracht werden.
Ein Klingelknopf gehört nun eben mal in der Höhe, das man ihn hoch oben vom Pferd erreichen konnte.
Oder?

Immerhin nicht zu vergessen.
Wasser kam aus dem Hahn zum trinken und wenn es nicht zum waschen  reichte, konnte man ja in den Kühlturm gehen.

Ich glaube, die meisten haben es gar nicht mitbekommen, das die Unterschiede so riesig waren.

Das sich anbahnende Wirtschaftswunder hat die Unterschiede nicht beseitigt, sondern nur noch vergrössert bzw. auf eine andere Ebene verlagert.

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