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Freitag, 30. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (8)


Doch nun war es endlich so weit.
Der erste Tag als untertage Bergmann begann für mich.
Heutzutage gibt es ja noch eine übertage Anlernzeit, damals gab es nur Gezähe (Werkzeug) und runter.
Es war Montag der 17.3.1947 
(glaube ich wenigstens :-))))))))

Morgens nun zur Zeche.
Dort wurde ich endlich angelegt (Personalien usw) und war fortan nicht mehr der Mensch Gerhard Guelde, sondern die Markennummer 1715.

So wurde ich auch behandelt und so reagierte ich auch in all den späteren Jahren.
Eine Nummer.
Mehr nicht.
Eine Nummer die eine Leistung zu erfüllen hatte, und dafür entlohnt wurde.
Basta.
Aber ich bin immer eine Nummer mit einem eigenständigen, wachem Gehirn geblieben.
Zum Ärger vieler.
Bis heute.

Es war auch in Ordnung so und ich habe mich in meiner Haut auch immer sauwohl gefühlt.
Ich wusste immer wo ich hingehörte. 
Aber DAS wollte ich auch immer wissen und erwartete das ich respektiert wurde.
Zwischenmenschliche Beziehungen gab es zwangsläufig durch das enge Zusammenleben- und halten während der Arbeitszeit mit den Männern meines Drittels.
Ausserhalb derselben dagegen sehr viel weniger.
Jeder der Fremden, der "Imis", hatte mit sich selber genug zu tun und die "Einheimischen" die "in" waren, blieben immer unter sich und halfen sich auch nur gegenseitig.
Das mag sich in späteren Jahren vielleicht geändert haben, aber ich gehörte zu den allerersten "Imis" dort nach dem Krieg.
"Imis" ach ja. Das war die Bezeichnung für einen "Imitierten" also nicht aus dem Revier stammenden Fremden.
In meiner später angeheirateten Familie war ich es über 61 Jahre lang.
Mich hatte das nie gestört.
Wie so vieles nicht.
Nur die Familie hat sich nie damit abfinden können.
Ich war und blieb 61 Jahre ein Fremder für die.
Nach dem Todestag meiner Frau vor über 8 Jahren, habe ich bis zum heutigen Tage nie mehr etwas von denen gehört oder wenigstens einen Anruf bekommen.
Sie haben eben  vergessen, das so manches bei ihnen aus meiner Tätigkeit als Bergmann bei ihnen landete.

Als ich am  ersten Tag am Eingang rechts, an der schwarzen Tafel stand um die Informationen zu lesen und mich damals ein Mann ansprach und sagte:
"Was steht da, lese mir das doch mal vor"
???????????
"Ich kann nicht lesen"
Ich mir dann die neu angesehene Heimat (Umgebung) in der ich gelandet war, vorstellte, hatte ich meine Meinung gefasst und wusste, hier droht dir keine Gefahr.
Im übrigen, für mich als Städter, der erste Analphabet  meines Lebens.
Es war kein Ausländer, die gab es damals hier noch nicht.
Im übrigen, "traumatisiert "waren die damaligen Kriegsheimkehrer, wie ich, auch nicht. 
Das konnte man sich nicht leisten.
Und auch Gutmenschen hatten noch kein Feld gefunden um sich für ein eventuelles späteres imaginäres "Gericht" ihre Seele frei zu kaufen.
So viel Gefühlsduselei konnte man sich damals nicht erlauben.

Nun das Gebäude selbst.
Oben am Treppenabsatz zwei  Eingangsflügeltüren, dahinter, in der Mitte, ein Kabuff.
Links und rechts schmale Fensterklappen.
Drinnen werkelten zwei Mann.
In ihrem Rücken eine  grosse Tafel mit Messingschildchen.
Nummeriert von 1 bis ?????????
Dort trat man vor die Luke, rief, wie ich z.B. "1715", bekam eine Marke vom Brett, und war damit sichtbar von der lebendigen Welt abgemeldet und in die  Welt der Grube eingetaucht.
Da man, bei verlassen des Geländes, seine Marke wieder an der anderen Seite abgeben musste, war immer klar:
War die Nummer am Brett frei, war derjenige noch innerhalb des Grubengeländes über-oder auch untertage.
Einfache Angelegenheit, völlig ausreichend und blitzschnell informierend.

Rechts ein langer Gang.
Das erste Zimmer, das Betriebsratszimmer.
Vertreter irgendwelcher Parteien sassen dort rum.
Gewählt oder bestimmt, auf sich selbst bedacht, ihre Pfründe absichernd, genau so wie es auch noch 50 Jahre später gang und gäbe war.
Ein Mann fiel mir auf.
Gross und kräftig. Lautstark. Und immer ansprechbar.
Ich glaube er hiess Hans Hans. (?) 
Er war der einzige Kommunist dort.
Aber auch, in meinen Augen, der einzige Arbeitervertreter.
Wurde aber auch nicht allzu alt dort.
Ich glaube der Vorsitzende hiess Hans Krüttgen oder so ähnlich.
Ihre hautsächliche Arbeit bestand in späteren Jahren darin, sich selbst ins rechte Licht zu versetzen und die Ausgabe der IK-Waren, der Care-Pakete und mit Hilfe vom "Punkte Jupp" (Schommers Jupp) die Verteilung der Hilfsgüter zu organisieren.
Oder sagen wir besser, zuzuteilen.
Immer unter der Prämisse:
War es für  einen Imi oder einen Einheimischen bestimmt?

Morgen erkunden  wir mal weiter

Donnerstag, 29. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (7)


Aber Alsdorf war ja  noch viel grösser.
Nur, es war  wesentlich kleiner als viele es heute sich vorstellen können.
Es gab noch keine Eingemeindungen.
Ich glaube Alsdorf hatte so um die 16 - 18.000 Einwohner.
Alle anderen heutigen Stadtteile waren eigenständige Gemeinden.
Ich glaube heute, auch glücklicher in ihren kleinen Gemeinwesen.

Flächenmässig begann Alsdorf an der Kurve des Heckenströfers wo, der von Geilenkirchen her kommend, zum Denkmalsplatz einbog.
In heutiger Blickrichtung Kurt Koblitz Ring/Aldi war nichts.
Wo heute die  Siedlung Ost ist, war eine Wiese mit Kühen und einem Stacheldrahtzaun.
Nur eine kleine Schmalspur-Tram fuhr alle Stunde Richtung Warden bis Eschweiler und brachte Bergmänner zur Zeche und zurück.

Neuweiler war eine Exklave.
Verbunden mit der realen Welt durch den Heckenströfer.
Das Leben nur zu erahnen an dem ewigen brummen des Ventilators auf dem Wetterschacht.
Vorne an der Hauptstrasse der "D-Zug"
Eine langgestreckte, niedrige Häuserzeile für Bergmänner und deren Familien.
Nicht zu vergessen das Lebensmittelgeschäft von 
"Rübbens Kathrin" auf der gegenüberliegenden Strassenseite.
Über die Schienen der Kleinbahn.
In späteren Jahren besass Alsdorf eine O-Bus Linie.
Leider wurde sie, aus unerfindlichen Gründen eines Tages abgebaut.
Schade.
Doch nun schnell über die Schienen zur Kathrin.
Sie war die eigentliche Seele von Neuweiler.
Ein typischer Tante Emmaladen wie ich ihn heute noch vermisse.
Ohne sie, und ihrer Bereitschaft alles gegen Buch zu verkaufen, hätte mancher nicht überlebt.
Bei Kathrin gab es alles auf "Pump"
Viele und auch ich, sind ihr heute noch  dankbar.

Am anderen Ende von Alsdorf gab es zwar schon die Siedlung Busch, aber zusätzlich ging es geradeaus weiter zur alten Zeche Nordstern und deren Halde.
Dort haben dann später die Segelflieger ihrem Hobby gefrönt.
Vorsitzender der Betriebsführer des Kraftwerkes Anna, 
Herr Pavel.
An der Strassenecke dorthin, war  ein kleiner Puff.
Daneben war später auch ein Arzt ansässig

Die Siedlung Zopp gab es auch schon.
Dazwischen auch die immer in Bewegung befindliche Verbindungsstrasse.
Ausgelöst durch den Druck der Halde.

Zurück, längst der Halde, auf der Prämienstrasse zur 
Glück-Auf-Schranke.
Vorbei an ein paar Zechenhäusern, dann rechts ab zur Erhohlungsmeile Alsdorfs.
Der Weiher.
Oben auf dem Hügel links noch die Reste der alten Radrennbahn.
( heute eine Berufsschule)
Rechts vom Weiher war Wald.
Gegenüber auch etwas Wald, aber im besonderen Felder.

Der Wald war immens wichtig, denn Zimmer für eine stundenweise Anmietung gab es nicht, und irgendwo musste man doch bei Bedarf hin.

Ach ja, der Weiher.
Heute eine Drecksbrühe und Schandfleck, früher ein klares Wasser und dabei noch idyllisch.
Oft gingen wir des Nachts, nach Schichtende, dort Nacktbaden.
Nach all dem Dreck, das kühle Wasser im Mondschein, so etwas muss man heute erst noch erfinden.
Vor allem, niemand hatte damals dort etwas zur Naturverschlimmerung getan.

Man traf manchmal noch den  alten Herrn Baron von Broich auf seinem Spaziergang.
Ein immer liebenswürdiger Mensch.
Nicht halb so eingebildet wie ein heutiger Stadtangestellter.
Er war es auch, der die Fischweiher dem Angelklub überliess.
Ich habe zwar was gegen Adelige, aber wie gesagt, es gibt auch darunter tolle Menschen.

Mein Motto im Leben war immer:
Ehrlich, aufrichtig, aber auch fair zu sein.

Der Charakter dieses Fleckchens Erde hat sich dann grundlegend mit dem Bau der Siedlung Ofden gewandelt.
Sie war zwar notwendig.
O.k.
Aber ob es zum guten war, das wage ich zu bezweifeln.
Ein grosses Stück Ursprünglichkeit ging verloren.

Wie überall im Leben.

Mittwoch, 28. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (6)


Da fällt mir nachträglich doch noch etwas ein.

Es gab auch eine Weinhandlung auf der Bahnhofsstrasse.
"Heidemann."
Ungefähr dort, wo auch Merkelbach war.
Gross, renommiert, nur so etwas konnte sich kein Normalbürger damals leisten.
Aber es gab und gibt immer Menschen die Not und Elend nicht persönlich kennen, sondern nur aus Erzählungen.
Das sind z.B. Politiker.
Diese leben in einer Traumwelt, ersinnen unmögliches, dienern nach ob und sind in ihrer Thematik und Gedanken von denen, die sie mal gegen besseres Wissen gewählt haben, weit entfernt.
Das war damals schon so und heute ist das beste Beispiel die Kaste der EU-Schmarotzer in Brüssel.

Doch zurück.
Adenauer war unser damaliger Boss.
Ich mochte diesen Kerl ob seiner kaltblütigen, hinterfotzigen, hinterlistigen Art nie.
Aber er hatte zwei Vorzüge.
Erstens, es war für diese Zeit nichts besseres da.
Und zweitens hat er mal einen Satz gesagt der mir imponierte:
"Was scherrt mich mein Geschwätz von gestern"
Das war zwar skrupellos, aber goldrichtig.

Nun zu unserem Heidemanns.
Dieser hatte eine blühende Weinhandlung.
Diese ging sogar so gut, das er zu Staatsempfängen, die Adenauer auf dem Petersberg bei Bonn gab, den kredenzten Spitzenwein liefern durfte.
Jahrelang und alle waren, ob der Qualität, begeistert.
Sogar als Präsent ging er in fremde Länder.

Und die Quelle war Alsdorf.

Leider aber auch im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn findige Menschen, oder waren es Konkurrenten bzw. Neider, hatten eines Tages herausgefunden, das dieser Spitzenwein überhaupt kein Wein war.
Es war eine künstlich hergestellte Brühe aus Pottasche.

Da kann man mal sehen, das sich im bescheissen der Menschen und dem andrehen von angeblich guten Lebensmitteln, von damals bis heute nichts geändert hat.
Höchstens die Namen der Täter und die Mengen.
Aber auch die Blödheit der Verbrauer war damals und heute schon gleich.

Wenn ich in meinem Leben meinen Wein auch oft beim Winzer selbst geholt habe, ich glaube, wenn ich wüsste was ich da immer gesoffen habe, sollte ich meinen Magen lieber als Versuchslabor bezeichnen.

Aber vielleicht stecken die auch mit der Pharmaindustrie zusammen?
Alle wollen schliesslich leben.
Ich auch.
Und darum nehme ich meist die mir verordneten Pillen und Präparate nie ein.

Prost Heidemann.
In deinem Sinne.
Warst damals schon ein kluges Kerlchen.

Dienstag, 27. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (5)


Lassen wir die Kohle mal noch etwas warten.
Die liegt schon Millionen Jahre da unten, da kommt es auf ein paar Jahre mehr auch nicht mehr an.
Also:
Wie sieht es denn hier in Alsdorf übertage im Jahre 1947 eigentlich aus?
Wer kann sich denn noch erinnern WIE es mal war?

Die "Hauptstrasse" bzw. Bahnhofstrasse wurde auf der einen Seite von einigen Geschäftshäusern mit Läden, daran anschliessend das Zechengebäude  und weiter von einer uralten, hässlichen Mauer begrenzt.
Diese Mauer wurde in späteren Jahren durch eine neuere ersetzt.
Ich hätte die alte stehen gelassen, denn sie passte zu dem was dahinter sich verbarg.
Dreck!
Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Auch eine Batterie von Fahrradständern, wo täglich was geklaut wurde.
Und auch alte Gebäude.
Zusätzlich die Kühltürme.

Am Ende der Mauer kam der Bahnübergang mit der 
"Glück-Auf-Schranke"
Der Name deshalb, weil man Glück haben musste, wenn sie mal auf war.
Sinnigerweise mussten alle Grubenlokomotiven die Tag und Nacht die leeren und vollen Waggons rangierten, immer ein Stück über die Hauptstrasse fahren.
Also Schranke meist runter!

Gegenüber des Zechengebäudes waren nun Häuser mit Geschäften.
Ich erinnere mich:
Ein kleiner, niedriger Laden war dort. Eine Leihbücherei. 
(Frau Limkens?)
Die einzige kulturelle Begegnungsstätte in dieser Stadt.
Zur Erinnerung.
Es gab damals kein Fernsehen, kein Radio, keine Tageszeitung, kein Handy.

Dann eine Institution.
Die Kneipe vom "Görtze Karl"
Er hatte immer auf.
Tag und Nacht.
Auch wenn man des morgens um 3 Uhr von Schicht kam und wollte seine ausgedörrten Innereien wieder auf Vordermann bringen.
Karl hatte auf.
Bald jeder ging dort sein Bierchen trinken.
Wohlgemerkt, es wurde nicht gesoffen. 
Aber ein bis zwei gingen immer.
Karls Herz schlug für den Bergmann.
Er besorgte auch schon mal etwas während man auf Schicht war und den Geburtstag seiner Frau vergessen hatte.
ICH hätte ihm in Alsdorf längst ein Denkmal gesetzt.
Karl, schlank von Statur und ruhig im Wesen, nicht nur ein richtig guter Wirt, sondern auch ein prima Kerl.
Ich habe in Alsdorf davon in meinem Leben nicht viele kennen gelernt.

Daneben die Wohnung der Hebamme, Frau Henkels.
Genau so eine Person.
Sie hat mir nach jedem Schichtende zu Hause gelehrt, wie ich meine neugeborene Tochter baden, wickeln und verköstigen musste.
Meine Frau lag mit Kaiserschnitt im Bett.
Frau Henkels kam täglich.
Ohne Rezept, Krankenkassenkarte, oder Bezahlung.
Nur so.

Die Schneiderei Biste.
Das war nun was für die Einheimischen.

Aber im gleichen Haus, die Tanzgaststätte Grümmer.
"Muttuchen" Grümmer war der Amizigarettenlieferant.
Musste auch mal sein. 
Auch  wenn die Bezahlung erst ein paar Tage später erfolgte.

Noch ein paar Bekleidungsgeschäfte, die mich naturgemäss nicht interessierten.

Dann einige Häuser vom EBV.
In einem davon kam dann später der Doktor "Nieda" unter.
Mit bürgerlichem Namen Arns.
Dort konnte, sollte, man auf Befehl der Berufsgenossenschaft dann alle halbe Jahre seine Reihenuntersuchungen machen.
Ich habe nach einiger Zeit beschlossen diese zu ignorieren.
Die damals dort verwendeten Röntgengeräte waren mit Sicherheit noch aus der Zeit als Asterix und Obelisk gegen die Römer kämpften.
Wer nicht krank war, wurde es dort gemacht.
Strahlenschutz oder so ein neumodischer Kram, war unbekannt.
Dazu kam die Auswertung durch Dr. Nieda.
Darauf konnte ich gern verzichten.

Die weiteren Häuser wurden dann im Laufe der Jahre durch den ausufernden Wildwuchs der EBV Abteilungen mit ihren, ach so wichtigen, Stabsabteilungen  belegt.
Gearbeitet haben  sie alle.
Gutes Geld auch bekommen.
Nur wem hat es was genutzt?

Hinter der Hacke blieb es immer gleich duster.

Montag, 26. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (4)


Doch erst einmal musste die Unterkunftsfrage geklärt werden.
Es war der 15.3.1947
Es muss ein Samstag gewesen sein.
Ein freundlicher Mann auf der Zeche gab mir einen Zettel mit einer Anschrift und dem Hinweis, dort können sie wohnen und bekommen auch etwas zu essen.

"Herzogenratherstrasse 100"

Ledigenheim offiziell.
Bullenkloster im allgemeinen Sprachgebrauch.

Auf dem Weg dahin, es war am anderen Ende des Ortes, konnte ich mir genüsslich die Stätte meines zukünftigen Lebens ansehen.

Vorbei am Aschenplatz mit der grossen Post.
An einem Denkmal in einem kleinen Park.
Eine alte Schule.
Links eine Kneipe "Zum Köbes"
Links rum in die Robert Kochstrasse.
Metzger, Bäcker, Zaun.
Immer weiter.
Die Umgebung wurde trostloser.
Dann der Bau auf den ich fixiert war.
Meine neue Heimat.
Ein langgestrecktes Gebäude an einem Weg.
Davor ein Bahngleis.
Daneben Koks.
Später sollte ich erfahren, das hier einer der grössten Kokskohleumschlagplätze Deutschlands sein sollte.

Vor allem aber, es gab was zu essen.
Was warmes.
Mein Zimmer war Nr. 1
Den Gang rechts lang bis zum Ende, 
dann links schwenkmarsch, und wenn es nicht mehr weiter geht, stehst du vor der Tür mit der Nummer 1.

Innen sechs Blechschränke und sechs Doppelfeldbetten.
Dazu 5 Mann wie ich.
Gestrandete.
An Gepäck hatte ich das, was man so in einer Hand tragen konnte in einem Pappkarton.
(Plastiktüten waren noch nicht erfunden)
Gepäck?
Na ja. Strümpfe hatte ich keine. Eine Hose und ein Hemd waren da und .... ach, ich weiss nicht mehr.

Kurzes beschnuppern.
Alle anderen neu wie ich oder auch erst seit ein paar Tagen hier.
Mein Bett wurde mir angewiesen.
Eine Decke und was zu essen bekam ich.
Geheizt war auch.
Eigentlich, sah das doch garnicht so beschissen aus.
Ab in die Koje.
Augen zu und weg war ich.

Lautes Geschrei weckte mich am Morgen.
Getobe.
Geschimpfe.
Wo war ich?
Was war los?

Die Erinnerung kam wieder und auch die rauhe Wirklichkeit.
Einer meiner 5 Stuben"kameraden" hatte die Gunst der Stunde, bzw. der Nacht genutzt, und sich mit all unseren wenigen Habseligkeiten aus dem Staub gemacht.
Ich verzeihe ihm heute noch.
Ich aber, ich besass nur noch das was ich anhatte.
Denn ich hatte mich nicht ausgezogen weil ich zu müde war.
Die anderen aber, hatten nun noch nicht mal was zum anziehen, weil der Kollege sich gedacht hatte, wenn ich schon klaue, dann richtig.

Es war, glaube ich, Sonntag.
Nun mal die neue Gegend erkundigen und Informationen sammeln.
1.) runter, an der zweiten Zeche Anna 2 vorbei, links ab, längst der Halde.
Den Schlammweiher bewundert.
Gesehen wie man dort die Pampe in kleine Wagen klaute um es zu Hause im Herd zu verfeuern.
2.) etwa 100 meter vom Bullenkloster weiter ist die "Kay"
Da gibt es, Knolly, Musik, Frauen und..........
Aber ich habe doch gar kein Geld.
Egal, einen Schluck aus der Flasche bekommst du von jedem.

So war es denn auch.
An diesem 2. Abend war ich nicht nur besoffen, sondern von diesem elenden Gesöff auch so krank, das ich bis zum heutigen Tage den Geruch dieses Getränkes noch in der Nase habe und es mir gleich wieder hoch kommt.

Die Hauptsache für mich war.
Es gab wieder was zu essen.

Diese Vorliebe für Essen habe ich bis zum heutigen Tage behalten.
Darum auch mein Wahlspruch:
"Essen ist das zweitschönste auf der Welt"

Noch Verhaltensmassregeln und Infos für den nächsten Tag gesammelt.

Kohle, ich komme!

Sonntag, 25. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (3)


Und wo lag denn nun das Ziel aller Wünsche?
Die Zeche Anna 1 in Alsdorf ?

Die Stadt Alsdorf, im Jahr des Friedens 1947 als ich dorthin verschlagen wurde, war im Aachener Steinkohlenrevier.
Ich muss gestehen, Aachen war irgendwo in meinen Gehirnzellen so mit dem ollen Kaiser Karl verbunden, aber wo das nun lag, das wusste ich nicht.
Immerhin war mir schon klar.
Da irgendwo im Westen kurz vor der Wallachei.

Eigentlich hatte man mich in Nürnberg angeworben mit dem Versprechen:
Satt zu essen.
(Allein das war Grund genug sich auf jedes Abenteuer ein zu lassen)
Ein Fahrrad.
( Etwas wovon man in dieser Zeit noch nicht einmal zu träumen wagte)
Eine Wolldecke.
(Na ja, die konnte man zur Not verscheuern)
Und eine Unterkunft.
DIE musste man haben. Denn ohne die lief nichts.

Die Vorgaben waren also:
Paradiesische Verhältnisse erwarteten mich.

Fangen wir doch mal mit dem  letzten an.
Zu der Zeit musste man für jeden Ort eine Zuzugsgenehmigung haben.
Ohne diese gab es keine Lebensmittelmarken und ohne diese nichts zu essen.
Dann konnte man also hungern, klauen oder sterben.
DAS war 2 Jahre NACH dem Endsieg durch die 
"Befreier von der Diktatur"
Eine Zuzugsgenehmigung bekam man aber nur, wenn man eine feste Wohnung nachweisen konnte und einen Mangelberuf ausübte.
Z.B. Maurer.
Nur, ein Fremder hatte ja nie eine Wohnung. Woher auch? 
Denn dann war er ja kein Fremder mehr. Im übrigen, es gab ja keine Wohnungen, noch nicht einmal für die Einheimischen selbst.
Also bekam man meist auf dem Amt Lebensmittelmarken für 3 Tage und musste weiter ziehen.
Das hatte ich ja nun schon über ein Jahr hinter mir.

Neue Frage.
Hatte man Marken, und es gab irgendwo was, womit sollte man das denn nun bezahlen?

Na, man musste eben Marken verkaufen, dann hatte man etwas Geld um mit diesem dann den Rest der Marken, wenn man Glück hatte, irgendwo was zu ergattern.

Die anderen zwei materiellen Versprechungen waren Lockangebote, die nie erfüllt wurden.
In Versprechen war der EBV immer erste Sahne.
Im halten sah es schon ganz anders aus.

Satt zu essen.
DAS war was.
Ich war vorher in Russischer Gefangenschaft und wog unter 100 Pfund.
Heute habe ich mehr an Kilo drauf.

Ich hatte nichts zu verlieren, die Eisenbahnfahrt war frei, auf in das "gelobte Aachener Revier" zur Zeche Maria in Mariadorf.
Über diese Abenteuerreise steht auch mehr in diesem Blog.
Immerhin dauerte die Fahrt von Nürnberg bis Aachen bald 
2 Wochen.

Das ich nicht in Mariagrube angenommen wurde und warum, kann man hier im Blog weiter vorher nachlesen und ich möchte auch vieles hier nicht wiederholen.

Also Alsdorf!
Alsdorf war für mich, der aus Berlin stammte, so etwas wie  ich es aus schlechten Filmen kannte.
Eine Stadt voller Dreck. (im übrigen heute auch nicht viel besser)
Die "Hauptstrasse" mit Kopfsteinpflaster, an den Seitenstreifen Kies der im Sommer Staubfahnen aufwirbeln liess.
Ein Mittelpunkt der sogenannte "Denkmalsplatz"
Hier standen alle paar Stunden zwei Männer auf der Strasse mit Fahnen und hielten den spärlichen Verkehr auf damit der "Heckenströfer" die Hauptstrasse überqueren konnte um seinen Endpunkt zu erreichen.
Dieser war ein riesengrosser Platz. 
Eine kleine Bude stellte den Bahnhof dar.
Das schönste war, das dieser ganze Platz mit Asche abgedeckt war, die entweder bei Regen eine Schlammwüste bildete oder im Sommer Staubwolken entliess.

Auf der Strasse fuhren zweirädrige Pferdekarren Kohlen oder Kohlenschlamm durch die Botanik.
Alle Häuser grau in grau.

In den Kolonien der Bergmannshäuser war Kies auf den Strassen als Belag.
Keine Kanalisation, dafür aber Plumpsklos in den Häusern.

Auch Richtung Schaufenberg kam das Abwässer der Haushalte durch ein Rohr in den Hauswänden auf die Strasse und floss in der offenen Abflussrinne irgendwo hin.
Schon interessant zu sehen, was von jedem Tisch kam und nicht gegessen wurde.
Nur stehen bleiben sollte man nie an der Hauswand, denn dann konnte es passieren das ab  Kniehöhe die Jauche aus der Küche des Hauses dir in die Hosenbeine lief.
Kurz:
Alsdorf.
Eine Oase des Wohlfühlens und der Behaglichkeit.

Dazu Menschen wie überall.
Auf sich selbst gestellt und bezogen.
Fremde waren schon damals in Alsdorf unbeliebt.
Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Immerhin war es ja auch hier kein Urlaubsgebiet und eine ganz andere Epoche.
Jeder musste sehen wie er überlebte und zurecht kam.
Zu dieser Zeit möchte ich allen Menschen Absolution erteilen.
Überleben war angesagt und nicht Mildtätigkeit.

In der Mitte der Hauptstrasse nun  ein grosses, langgezogenes dreckiges, Verzeihung, graues, Gebäude.

Das Ziel der Begehrlichkeit.
Die Zeche Anna 1.

Heureka, ich war angekommen.
Ehrfürchtig sah ich die breite Eingangstreppe.
Dort werde ich übermorgen hinaufgehen.
Dort wird sich mein Glück mir dartun.

Samstag, 24. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (2)


Fangen wir doch heute mal lapidar mit einer Situationsbeschreibung an.
Wer erinnert sich eigentlich noch an die damaligen Arbeitszeiten?
Es gab eine 6 Tageswoche.
D.h.jeder Samstag war ein Arbeitstag.

Die normale Schicht war 8 Stunden lang.
D.h. vom Beginn der Seilfahrt bis zur Ausfahrt. 
Alles was davor und dahinter lag, einschliesslich umziehen und waschen, war in deiner Freizeit zu begleichen.
Überschichten oder sogar Doppelschichten waren gefragt, begehrt und auch gewünscht.
Auch Sonntagsschichten wurden gern mitgenommen.
Dabei gab es bei Überstunden 25% und bei Sonntagsschichten, 50% Zuschlag zum verdienten Lohn.
Heiligabend und Sylvester waren ganz normale Schichten.
Ohne Zuschläge und Pflichtschichten.

Da kam es leicht vor, das mancher in einem Monat mit 
30 Tagen schon mal 32 Schichten hatte.

Die Hierarchie im Bergbau war:
Schlepper
Lehrhauer
Hauer
Ortsältester bzw. Schiesshauer
Baas (im Streb) oder Fahrhauer.
Danach kamen als Vorgesetzte die Angestellten.

Der gesamte Lohn war auf Gedingebasis
(man sagt heute Neudeutsch: Accord) aufgebaut.
Dazu später mal mehr.
Es war die ideale Form der Ausbeutung und Willkür.

Der Hauer bekam nun 100% des verdienten Lohnes.
Der Schlepper 80% davon
Und der Lehrhauer 90%
Der Ortsälteste wurde mit 110% entlohnt.

Nun, und was waren denn nun 100% Schichtlohn?
Zwölf Reichsmark und was !!!!!!
Für 8 Stunden untertage !

Ich bekam also, als Schlepper, die  Schicht 8,08 RMark.
Pausen gab es nicht.

Damit wir uns nicht vertun.
Eine Amizigarette auf dem schwarzem Markt kostete damals: 10,00RM

Wer erinnert sich denn noch an die drei Karenztage?
Warst du krank und ein Arzt bestätigte es dir, konntest du bis zu drei Tage entschuldigt fehlen.
Ohne Lohn!
Sagte der Arzt : Nein, warst du eine arme Sau.
Denn unentschuldigtes fehlen hatte Konsequenzen.
Mehrmals bedeutete die Kündigung.
Ohne monatelangen Kündigungsschutz.

Einen Krankenschein gab es bis zu 6 Wochen.
In dieser Zeit wurde Krankengeld gezahlt, nicht Lohnfortzahlung!!!
Das war ca. 30-40% deines Lohnes.
Nach 6 Wochen war Sense.

Urlaub gab es damals schon.
Nämlich 6 Tage im Jahr!

Arbeitskleidung war deine persönliche Sache.
Es gab einen weichen Lederhelm 
(für in die Hosentasche zu stecken)
Wenn du Glück hattest auch ein paar Schuhe.
Ich hatte dasselbe.
Es waren Holzschuhe mit Kunstleder oben.

SO begann der Deutsche Bergmann den Wiederaufbau seines Landes.
Und darauf baut sich der ganze heutige Wohlstand auf.
Vergessen?

Schon mal überlegt?
Es waren Eure Eltern und Grosseltern.
Auch ich.
Und darum darf ich mir heute sehr oft anhören:
"Sie haben es gut. WIR müssen heute für ihre Rente arbeiten"

Damit es gleich klar geht.
Einen Scheiss müsst ihr alle !!!!!!!!!!!!!!!
Ich und alle anderen meiner Generation, haben  in meinen über 40 jährigen Berufsleben für meine/unsere Rente selbst gearbeitet.
Mit meinen Einzahlungen, die auch noch zweckentfremdet wurden, u.a. eine von mir nicht gewünschte Einheit bezahlt.
Wer weiss wieviel arbeitsscheue mit am kacken gehalten wurden und werden und erst dieses Wohlstandsleben heute möglich gemacht.

Also erst mal informieren und überlegen ehe man diesen Schwachsinn leichtfertig daher quatscht.

Das man den Bergmann auch noch bei der Rentenfindung bescheisst indem man stillschweigend die Silikose abgeschafft hat, ist eine Dreistigkeit die eine Menge Geld in Pseudoprojekte gespült hat bei denen sich eine ganze Reihe von Nichtstuern und Sozialspinnern ihre goldene Nase verdienen.

KEINE Partei stand je auf des Bergmannes Seite.
Darum kann ich auch keine mehr respektieren.

Freitag, 23. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (1)


Da gibt es nun hier im Internet auch eine stark frequentierte Plattform, die nennt sich "Fratzelsbuch"
( Oder auf Neudeutsch: Facebook)
Dort tummelt sich mancherlei.
Gutes und schlechtes.
Interessantes und auch blödes.
Und auch für die geistig minderbemittelten, gibt es  Frage und Antwort Spiele.
Immerhin halte ich dieses Fratzelsbuch für gut und wichtig.

Man sollte aber nicht vergessen, das es dort auch sehr ernsthafte Gruppen gibt, die sich auf Kontakte und Informationen gründen.
So manches in der vergangenen Migrantenepoche ist dort ans Tageslicht gekommen oder auch nur gerade gerückt worden.
So gesehen also eine nützliche Angelegenheit.

Unter anderem gibt es natürlich auch dort:
Tausch- und Verkaufsangebote, was ich sogar als toll empfinde.

Was mich aber dort am meisten interessiert, sind diese Gruppen die etwas mit meinem Hobby, der Genealogie, und meiner Vergangenheit und meinem früheren Leben zu tun haben.

Abgesehen von meinem politischen, meiner "Nazizeit" die
a.) niemanden interessiert, da man ungern sein einmal eingetrichtertes Weltbild verändern möchte, und
b.) es beinahe unmöglich ist auch nur einen vernünftigen Satz zu sagen bzw. Kritik anzubringen ohne gleich mit der braunen, rechtsradikalen, rassistischen Nazikeule erschlagen zu werden.
Darum lasse ich diese Seite mal aussen vor, da ich ungern Perlen vor die Säue werfe und kaum geeignete, aufgeklärte und sachliche Gesprächspartner  finden kann.

Viel wissenswertes kann man dort auf FB erfahren.

Und  da gibt es auch Gruppen aus der Gegend, in der ich die meiste Zeit meines Lebens zugebracht habe.
Um nur einige zu nennen:
Alsdorf pur
Eschweiler Bergwerks Verein
Alsdorf
Alsdorf Ofden
Aachener Steinkohlenbergbau pur.
usw.

Ich weiss nicht ob die sich untereinander grün sind, aber die Themen überschneiden sich nun schon mal etwas bei denen.

Da ist das Thema Eschweiler Bergwerks Verein.
Dort habe ich über 40 Jahre gearbeitet.
Es gibt in diesen Gruppen einige Menschen, die mit verzücktem Augenaufschlag in der, ach so wundervollen, beglückenden Vergangenheit schwelgen.
Oder auch manche, die zwar nie untertage waren, (höchstens als Gast in ihrer beruflichen Ausbildung) aber bestens sich dort auskennen.
Viele Dinge lese ich dort, die alle NACH meiner Zeit untertage, also in der Neuzeit, sich ereignet haben.
Leider kaum Dinge, die damals aktuell, lebenswichtig, informativ oder auch nur amüsant sind.

Ich denke und glaube, das ich einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen  bin, der die Jahre 1946 bis 1960 untertage gearbeitet, oder sagen wir doch lieber, geschunden und ausgebeutet wurde.
Nach heutigen Massstäben hat manches was damals geschah mit Menschenwürde nichts gemeinsam
Nur, man sollte auch nicht vergessen, es war eine ganz andere Zeit.
Nach einem verlorenen Krieg.
Alle, oder sagen wir besser, die meisten, hatten nicht viel.
Die Zugewanderten sogar nichts.
Auch nichts von den Einheimischen zu erwarten.
Meine Begeisterung hält sich also in Grenzen.

Manchmal wurde ich gefragt, ob ich nicht auch etwas aus dieser Zeit zum besten geben möchte.
Gern.
Nur leider wollen manche, genau wie in der Politik, die Wahrheit nicht hören oder aber es gibt Kompetenzrangeleien wann ich wo etwas schreiben sollte.
Da ich nun hier an der Ostsee viel Zeit habe, meine Birne noch tadellos funktioniert, ich dabei doch diesen Blog betreibe, werde ich mal, wenn der Stress es erlaubt, sporadisch in meinen Erinnerungen kramen.

Vielleicht ist etwas interessantes dabei.
Sicher aber für alle diejenigen, die doch heute in ihren klimatisierten Büros mit Gleitzeit über die ungeheuren Anforderungen die an sie gestellt werden, täglich jammern und ihre ( meist noch nicht einmal "verdiente" ) Rente herbei sehnen.

Eines ist heute schon sicher.
Zwischen der Arbeitswelt Eurer Eltern und Grosseltern und Eurer heutigen  liegen Welten.
Ich würde sagen: Galaxien.

Vielleicht ist manches sogar lehrreich?
Und wenn es auch nur das Wort Bescheidenheit neu definiert.

Mittwoch, 21. September 2016

Pessimist oder Optimist ????


Da sitze ich nun wieder einmal an der Ostsee.
Gern!
Es ist ein herrliches Wetter.
Sonnenschein, nicht zu heiß, leichter Wind trifft einem.
Etwas zu trinken neben sich.
Himmlische Ruhe.
Viele Touristen sind schon weg.
Vor allem die "Neugeneration" mit "Erlebnishunger" und auch die mit den antiautoritärerzogenen Plagen.
Wenn ich so nachdenke, eigentlich paradiesische Zustände.

Urlaub, wie er angedacht, empfohlen aber leider nur von wenigen praktiziert wird.
Auch Urlaub für die Seele.

Die Wolken ziehen in immer neuen Gebilden vorüber.
Manchmal meine ich Gesichter darin zu erkennen.
Warum eigentlich immer nur Fratzen und böse?
Ich denke im Himmel herrscht Friede, Freude, Eierkuchen?

Die Gedanken wandern.
Das Bein zeigt gute Fortschritte.
Das übrige ist beherrschbar.
Die Lunge steht im Moment nicht auf der Agenda.

Ich denke nach.
Da schreibt man mir öfter, und sagt es mir nach, ich wäre  ein trauriger bzw. ein pessimistischer Mensch.
Stimmt das?
Das ich im Moment im Innersten um meinen Ricky trauere, ist klar.
Aber das ist natürlich und betrifft auch nur ein kleines Segment meines Seelenlebens.
Ich pessimistisch?

Ich würde von mir selbst behaupten, eher das Gegenteil.

Nun gut:
Wenn ich die Politik sehe, da könnte ich weinen.
Nicht über die "Macher", sondern über die Heerscharen von "Gutmenschen" und Trotteln.
Nur, das ist nicht mehr meine Welt und diese Politik geht mir so am Arsch vorbei. 
Das ist das Problem der jüngeren.
Also kein Grund für mich pessimistisch zu sein.

Wenn ich so um mich rum schaue, meine Umwelt und die Menschen beobachte.......
Wenn ich so in die Gesichter der Menschen gesetzteren Alters sehe, an die Paare, die sich zwei Stunden am Tisch gegenüber sitzen und nichts mehr zu sagen haben.
Diese missmutigen, verkniffenen, mit allem unzufriedenen Rentner sehe, dann denke ich manchmal, ich komme von einem anderen Stern.

Oder die Paare, wo die Frauen gelangweilt in der Gegend rumschauen, mit dem Handy SMS austauschen, im Gesicht das "Oh Gott, wann geht das nur wieder vorüber?"
Die Väter sich auch einmal ihrer Rolle bewusst gemacht werden und den Kampf mit der Erziehung durch die Omi oder die Kita aufnehmen.
Im Gesicht die Frage: 
"Warum gehört es zum guten Ton, Urlaub zu machen?"


Nun gut, man sollte nicht so viel am Tisch reden und lachen, aber ist das Leben nicht am schönsten, wenn man einen fröhlichen Partner, ein gutes Essen und was "süffiges" am Tisch hat?
Da ist doch wahrlich kein Grund pessimistisch zu sein.

Wer weiß denn schon was morgen ist?

Da ist nun das Leben so im Allgemeinen.
Ich sehe alles durch eine rosarote Brille.
Wir beide brauchen nicht viel Geld.
Das Butterbrot zu Hause am Tisch kann genau so gut sein, wie das Restaurantessen.
Eine Partnerin die dich anlächelt, auch wenn es ihr selbst zwickt und zwackt.
Keine Zukunft, aber dafür an jeden Tag der dich überrascht fröhlich auf zu wachen?
Keine Planungen, denn man kann nie die Zukunft vorhersehen.
Immer noch leben.
Jede Stunde ist schön.

Dazu noch das Gefühl, das sich mit jeder Stunde deines Daseins die Zahl derer die du für blöd hältst und die dich am Arsch lecken könnten, quantenmässig erhöht.

Sagt selbst.
Ich bin ein Pessimist?

Im Gegenteil.
Ich bin euch allen weit voraus.
Ich liebe das Leben in jeder Sekunde und geniesse es mit meiner Partnerin.