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Montag, 26. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (4)


Doch erst einmal musste die Unterkunftsfrage geklärt werden.
Es war der 15.3.1947
Es muss ein Samstag gewesen sein.
Ein freundlicher Mann auf der Zeche gab mir einen Zettel mit einer Anschrift und dem Hinweis, dort können sie wohnen und bekommen auch etwas zu essen.

"Herzogenratherstrasse 100"

Ledigenheim offiziell.
Bullenkloster im allgemeinen Sprachgebrauch.

Auf dem Weg dahin, es war am anderen Ende des Ortes, konnte ich mir genüsslich die Stätte meines zukünftigen Lebens ansehen.

Vorbei am Aschenplatz mit der grossen Post.
An einem Denkmal in einem kleinen Park.
Eine alte Schule.
Links eine Kneipe "Zum Köbes"
Links rum in die Robert Kochstrasse.
Metzger, Bäcker, Zaun.
Immer weiter.
Die Umgebung wurde trostloser.
Dann der Bau auf den ich fixiert war.
Meine neue Heimat.
Ein langgestrecktes Gebäude an einem Weg.
Davor ein Bahngleis.
Daneben Koks.
Später sollte ich erfahren, das hier einer der grössten Kokskohleumschlagplätze Deutschlands sein sollte.

Vor allem aber, es gab was zu essen.
Was warmes.
Mein Zimmer war Nr. 1
Den Gang rechts lang bis zum Ende, 
dann links schwenkmarsch, und wenn es nicht mehr weiter geht, stehst du vor der Tür mit der Nummer 1.

Innen sechs Blechschränke und sechs Doppelfeldbetten.
Dazu 5 Mann wie ich.
Gestrandete.
An Gepäck hatte ich das, was man so in einer Hand tragen konnte in einem Pappkarton.
(Plastiktüten waren noch nicht erfunden)
Gepäck?
Na ja. Strümpfe hatte ich keine. Eine Hose und ein Hemd waren da und .... ach, ich weiss nicht mehr.

Kurzes beschnuppern.
Alle anderen neu wie ich oder auch erst seit ein paar Tagen hier.
Mein Bett wurde mir angewiesen.
Eine Decke und was zu essen bekam ich.
Geheizt war auch.
Eigentlich, sah das doch garnicht so beschissen aus.
Ab in die Koje.
Augen zu und weg war ich.

Lautes Geschrei weckte mich am Morgen.
Getobe.
Geschimpfe.
Wo war ich?
Was war los?

Die Erinnerung kam wieder und auch die rauhe Wirklichkeit.
Einer meiner 5 Stuben"kameraden" hatte die Gunst der Stunde, bzw. der Nacht genutzt, und sich mit all unseren wenigen Habseligkeiten aus dem Staub gemacht.
Ich verzeihe ihm heute noch.
Ich aber, ich besass nur noch das was ich anhatte.
Denn ich hatte mich nicht ausgezogen weil ich zu müde war.
Die anderen aber, hatten nun noch nicht mal was zum anziehen, weil der Kollege sich gedacht hatte, wenn ich schon klaue, dann richtig.

Es war, glaube ich, Sonntag.
Nun mal die neue Gegend erkundigen und Informationen sammeln.
1.) runter, an der zweiten Zeche Anna 2 vorbei, links ab, längst der Halde.
Den Schlammweiher bewundert.
Gesehen wie man dort die Pampe in kleine Wagen klaute um es zu Hause im Herd zu verfeuern.
2.) etwa 100 meter vom Bullenkloster weiter ist die "Kay"
Da gibt es, Knolly, Musik, Frauen und..........
Aber ich habe doch gar kein Geld.
Egal, einen Schluck aus der Flasche bekommst du von jedem.

So war es denn auch.
An diesem 2. Abend war ich nicht nur besoffen, sondern von diesem elenden Gesöff auch so krank, das ich bis zum heutigen Tage den Geruch dieses Getränkes noch in der Nase habe und es mir gleich wieder hoch kommt.

Die Hauptsache für mich war.
Es gab wieder was zu essen.

Diese Vorliebe für Essen habe ich bis zum heutigen Tage behalten.
Darum auch mein Wahlspruch:
"Essen ist das zweitschönste auf der Welt"

Noch Verhaltensmassregeln und Infos für den nächsten Tag gesammelt.

Kohle, ich komme!

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