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Dienstag, 27. September 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (5)


Lassen wir die Kohle mal noch etwas warten.
Die liegt schon Millionen Jahre da unten, da kommt es auf ein paar Jahre mehr auch nicht mehr an.
Also:
Wie sieht es denn hier in Alsdorf übertage im Jahre 1947 eigentlich aus?
Wer kann sich denn noch erinnern WIE es mal war?

Die "Hauptstrasse" bzw. Bahnhofstrasse wurde auf der einen Seite von einigen Geschäftshäusern mit Läden, daran anschliessend das Zechengebäude  und weiter von einer uralten, hässlichen Mauer begrenzt.
Diese Mauer wurde in späteren Jahren durch eine neuere ersetzt.
Ich hätte die alte stehen gelassen, denn sie passte zu dem was dahinter sich verbarg.
Dreck!
Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Auch eine Batterie von Fahrradständern, wo täglich was geklaut wurde.
Und auch alte Gebäude.
Zusätzlich die Kühltürme.

Am Ende der Mauer kam der Bahnübergang mit der 
"Glück-Auf-Schranke"
Der Name deshalb, weil man Glück haben musste, wenn sie mal auf war.
Sinnigerweise mussten alle Grubenlokomotiven die Tag und Nacht die leeren und vollen Waggons rangierten, immer ein Stück über die Hauptstrasse fahren.
Also Schranke meist runter!

Gegenüber des Zechengebäudes waren nun Häuser mit Geschäften.
Ich erinnere mich:
Ein kleiner, niedriger Laden war dort. Eine Leihbücherei. 
(Frau Limkens?)
Die einzige kulturelle Begegnungsstätte in dieser Stadt.
Zur Erinnerung.
Es gab damals kein Fernsehen, kein Radio, keine Tageszeitung, kein Handy.

Dann eine Institution.
Die Kneipe vom "Görtze Karl"
Er hatte immer auf.
Tag und Nacht.
Auch wenn man des morgens um 3 Uhr von Schicht kam und wollte seine ausgedörrten Innereien wieder auf Vordermann bringen.
Karl hatte auf.
Bald jeder ging dort sein Bierchen trinken.
Wohlgemerkt, es wurde nicht gesoffen. 
Aber ein bis zwei gingen immer.
Karls Herz schlug für den Bergmann.
Er besorgte auch schon mal etwas während man auf Schicht war und den Geburtstag seiner Frau vergessen hatte.
ICH hätte ihm in Alsdorf längst ein Denkmal gesetzt.
Karl, schlank von Statur und ruhig im Wesen, nicht nur ein richtig guter Wirt, sondern auch ein prima Kerl.
Ich habe in Alsdorf davon in meinem Leben nicht viele kennen gelernt.

Daneben die Wohnung der Hebamme, Frau Henkels.
Genau so eine Person.
Sie hat mir nach jedem Schichtende zu Hause gelehrt, wie ich meine neugeborene Tochter baden, wickeln und verköstigen musste.
Meine Frau lag mit Kaiserschnitt im Bett.
Frau Henkels kam täglich.
Ohne Rezept, Krankenkassenkarte, oder Bezahlung.
Nur so.

Die Schneiderei Biste.
Das war nun was für die Einheimischen.

Aber im gleichen Haus, die Tanzgaststätte Grümmer.
"Muttuchen" Grümmer war der Amizigarettenlieferant.
Musste auch mal sein. 
Auch  wenn die Bezahlung erst ein paar Tage später erfolgte.

Noch ein paar Bekleidungsgeschäfte, die mich naturgemäss nicht interessierten.

Dann einige Häuser vom EBV.
In einem davon kam dann später der Doktor "Nieda" unter.
Mit bürgerlichem Namen Arns.
Dort konnte, sollte, man auf Befehl der Berufsgenossenschaft dann alle halbe Jahre seine Reihenuntersuchungen machen.
Ich habe nach einiger Zeit beschlossen diese zu ignorieren.
Die damals dort verwendeten Röntgengeräte waren mit Sicherheit noch aus der Zeit als Asterix und Obelisk gegen die Römer kämpften.
Wer nicht krank war, wurde es dort gemacht.
Strahlenschutz oder so ein neumodischer Kram, war unbekannt.
Dazu kam die Auswertung durch Dr. Nieda.
Darauf konnte ich gern verzichten.

Die weiteren Häuser wurden dann im Laufe der Jahre durch den ausufernden Wildwuchs der EBV Abteilungen mit ihren, ach so wichtigen, Stabsabteilungen  belegt.
Gearbeitet haben  sie alle.
Gutes Geld auch bekommen.
Nur wem hat es was genutzt?

Hinter der Hacke blieb es immer gleich duster.

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