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Samstag, 8. Oktober 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (16)


Die einfahrenden Bergmänner, die zu ihren Örtern gingen, hatten oft eine 4-5 Kilometer lange An- und Abfahrtsstrecke untertage zu Fuss zu bewältigen.
Den Luxus eines Transportzuges kannte man damals noch nicht.
Die spätere Einführung eines solchen, war gut überlegt.
Es war ein Gewinn für beide Seiten.
Der Bergmann musste nicht mehr endlos laufen und sein Gezähe (Werkzeug) dabei auf dem Buckel mit schleppen.
Zusätzlich profitierte der Betrieb mit der tatsächlich länger vor Ort verbrachten Arbeitszeit.
So gesehen also pari, pari.
Sein Name war : "Der Samba Express"

Doch wie gesagt, wir sind hier in dieser Aufzeichnung etwas früher.
In einer Zeit die kaum ein Mensch noch kennt und sich wohl mancher nicht vorstellen kann. (oder mag???)

Da ist das Gehzähe. (Werkzeug)
Dafür musste jeder selbst sorgen. 
Ich meine in der Unterhaltung und Pflege.
Gutes Gezähe, gute Arbeit, gutes Geld.
Da schleppte man also ein Beil, eine Säge, Schlauchringe, Anschlusstücke, Dichtungen, Ölkanne (für den Pick- und Bohrhammer) Bohrkronen für die die in der Aus- und Vorrichtung arbeiteten.
Zusätzlich kam noch die kiloschwere Pottlampe, seine Butterramms und seine Wasserflasche.
Später kam zwar der Selbstretter hinzu, aber dafür fiel die schwere Lampe endlich weg.
Genug?
Nein.
Man schleppte auch schon mal einen Pick- oder Bohrhammer der übertage repariert worden war und, daneben zum schiessen (sprengen) für den Schiesshauer/meister plus einem anderen Kumpel, je 25 kg Sprengstoff in einer Blechkiste auf dem Rücken die ganze lange Strecke.
Wenn man in einem Querschlag arbeitete, ging es ja noch.
Alles war sölig und gut bewettert.
Aber beim Streckenvortrieb sah es ganz anders aus.
Die Kopfstrecke wurde ja aus dem abbauenden Streb bewettert.
Diese war nicht auf Dauer ausgebaut, es  ging hoch und runter, war niedrig oder auch sonstwie mit Material zugestopft.
Die Kopfstrecke war ja gleichzeitig auch der Anlieferungsort für das gesamte Material beim Strebausbau.

Das nun jeden Tag.
Das Beil und die Säge mussten übertage für die nächste Schicht in den Werkstätten geschärft werden.
Manche versteckten diese, um das ewige schleppen zu sparen, im Stoss.
Nur leider, war es dann meist am nächsten Tag geklaut.
Folge:
Wie brachte man dann seinen Ausbau ein?
Dazu auch das Problem, das man nicht unbedingt sich mal etwas neues hätte verbonnen lassen können.
Dafür war das Material zu knapp und auch nicht vorrätig.

Kleines Beispiel.
Zum Bohren wurden dem Ortsältesten, in einer kleinen Blechkiste,
4 Bohrkronen verbont.
Gegen Quittung.
Diese Kronen wurden aufs Bohrgestänge gesteckt.
Ende Schicht wieder abgemacht, mit nach übertage genommen, zur Werkstatt marschiert, diese zum schärfen dort abgegeben, am nächsten Tag vor der Seilfahrt wieder frisch geschärft abgeholt.
Ok.
Von der zusätzlichen Zeit reden wir mal nicht.
Es konnte aber vorkommen, (und kam vor!) das sich ein Bohrgestänge verklemmte.
Dieses blieb im Stein drin und wurde dann mit rausgeschossen.
Hatte man Glück, war die Bohrkrone noch drauf.
Oft aber nicht.
No problemo.
Nach der Schicht sich am Schalter anstellen.
Vom Steiger einen Bon für eine neue Bohrkrone ausstellen lassen.
(denn ohne konnte man ja nicht arbeiten)
Beim Fahrsteigerfenster anstellen.
Bon gegenzeichnen lassen.
Zum Magazin marschieren.
Neue Krone holen.
Quittieren.
Und ????????????
Wo liegt das Problem?
DAS kam erst 6 Wochen später.
Denn dann stand oft auf dem Lohnstreifen eine nicht gerade kleine Summe drauf als Bezahlung für die neue Bohrkrone.
Man hatte für 4 Stück als Leihgabe quittiert und davon fehlte ja nun eine.
Es sei denn, man konnte noch nachträglich, irgendwie, eine vorweisen.
Das ging auch.
Man musste nur sehen, ob nicht jemand anderer seine eigenen, aus Tragfaulheit irgendwo im Stoss versteckt hatte.
Dann hatte man Ersatz.
Klingt zwar verwerflich, nur was sollte man machen?
Im späteren Verlauf wurde das zwar abgeschafft, aber es bedurfte immer sehr viel Mühe um eine neue zu bekommen.
Auch das gehört zum damaligen Bergmannsleben untertage.

Wie überhaupt.
Ich hasse diese ganze heutige Verklärtheit.
Es hat sich viel geändert, nur damals war es eben nicht so.

Nicht nur im Bergbau.
Auch im Krieg und als Soldat.
Wir waren alle nur Menschen.
Vollgestopft mit Fehlern, niederen Instinkten und einer gehörenden Portion Selbsterhaltungstrieb.
Ich klage nie an.
Ich rekapituliere nur.
Ich gehörte ja auch dazu.
Ich versuche hier nur einmal analytisch, sachlich und fair eine Zeit auf zu bereiten, die meiner Meinung nach immer als romantisch dargestellt wird.
Nein, sie war knochenhart und grausam.
Leider haben die Menschen der damaligen Zeit selten darüber gesprochen.

Schade, denn hätten sie es, würden die heutigen Menschen endlich begreifen, das sie, gemessen an den damaligen Verhältnissen, in einem Paradies leben.

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