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Dienstag, 18. Oktober 2016

Der Eschweiler Bergwerks Verein und ICH. (26)


Ich könnte noch eine Unmenge erzählen.
Mein Kopf ist voll davon.
Wen interessiert es eigentlich ?

Was vielleicht noch erwähnenswert wäre.
Die Arbeitsmoral war  eine andere damals.

Z.B. Wenn wir des Sonntagmorgen untertage Schichtende hatten, passierte es nicht selten, das, da ja keine Ablösung mehr kam, 
wir 6 Mann beschlossen, noch was dran zu hängen.
Ein Mann wurde beauftragt, nach übertage zu fahren.
Dann ging er Sonntagsmorgen, schwarz wie er war, zu Fuss oder mit dem Fahrrad, zu mir nach Hause nach Ofden.
Dort machte meine Frau ein Paket Butterbrote, kochte Tee für die Aluminiumflaschen, und er fuhr dann wieder ein.
Dort waren wir dann versorgt, und die Samstag Nachtschicht endete schon mal des Sonntags Nachmittags.

So war es eigentlich nicht verwunderlich, das ich voller Erstaunen dann mal feststellte, das sich eines Tages ein bildhübscher Teenager als meine Tochter zu erkennen gab.

Oder aber, wenn wir Nachtschichtende hatten und auf dem Heimweg an einer Aufgabe (Übergabestelle von Kohle in die Waggons) vorbeikamen und sahen, die schaffen das nicht bis Frühschichtbeginn, noch mal die Jacke aus und das in Ordnung gebracht, sodass die Förderung pünktlich beginnen konnte.
Da wir im Gedinge waren, wurde das  nicht extra bezahlt.

Alle waren eben am störungsfreien laufen der Förderung interessiert.
Nur leider wurden diese Dinge nie honoriert.

Die Kameradschaft ist das  einzige gute untertage.
Sie hört aber beim Baas auf.
Und endete am Schacht.

Es gäbe noch so viel zu erzählen.
Oder auch nur die ärztliche Versorgung?
Bardenberg war Spitze und spezialisiert.
Nur, erst dahin kommen.
Da gab es eine Anlaufstelle im Gebäude an der Torausfahrt,
zwei Räume.
Drinnen der Sanitäter mit Namen Lataster.
Weiss jemand, wie schwer ein Verletzter in einer Bahre sein kann?
Wenn 4 Mann ihn tragen müssen.
Die Arme sind nach 200 Meter mindestens doppelt so lang und man spürt nichts mehr in den Fingern.
Und jeder Schritt oder Fehlschritt löst ein Schreien beim Verletzten aus.

Oben kam der Verletzte nun an.
Dann wurde das Krankenauto benachrichtigt.
Dieses nahm den "Schwarzen" aber so nicht mit.
Er wurde vorher vom Lataster gewaschen.
D.h. einen Brausekopf in einer Hand und mit der anderen den Verletzten hin und her drehen.
Es ging nicht anders.
Aber, war das das Mass der Dinge?
In denke auch zu dieser Zeit gab es schon andere Möglichkeiten.

Oder, ich hatte auf meiner Schicht auch einen Toten zu beklagen.
Es war dazu noch ein Nachbar.
Der Frau zu sagen:
Tut mir leid, er kommt nicht mehr nach Hause.
Ein Steiger hat diese Arbeit nicht übernommen.

Es wird Zeit mit dieser Zeitspanne meines Lebens als Bergmann untertage auf der Grube Anna 1 des Eschweiler Bergwerks Vereins, zu Ende zu kommen.
Es war ja in meinem Leben auch nur eine Episode unter vielen.
Unser Verhältnis ging ja noch lange nicht zu Ende.

Nach knapp 15 Jahren untertage mein Resümee.

Ich kam mit nichts in Alsdorf an.
Ich habe gearbeitet wie ein Hund.
Ich habe NIE etwas geschenkt bekommen.
Alles was ich besitze oder je besass, habe ich mit meinen Händen ehrlich verdient.
Die Gelegenheit dazu hat mir damals der EBV gegeben.
Wir sind quitt!!!!!!!!!!!!!!!

Ich habe viel gelernt.
Vor allem, nie von anderen etwas zu erwarten.
Vor allem nicht, wenn du ein Fremder bist.
Ich bin und brauche auch niemandem dankbar zu sein.
Auch arbeitet niemand heute für MEINE RENTE !!!!!
Was da heute vielleicht in der Kasse fehlt, hat der Staat veruntreut indem er sie in zweckfremde Abenteuer steckte und immer noch weiter plündert.

Ich war Schlepper,
Lehrhauer,
Hauer,
Ortsältester,
Schiesshauer,
Schiessmeister.
Kohlenhauer,

Auf der Kopfstrecke und auf der Bandstrecke.
Ich habe in Querschlägen, Strecken, Gesenken, Aufbrüchen, und Aufhauen als Gesteinshauer gearbeitet.
Lag einmal selber unter einem Bruch und war ein
Grubenwehrmann.

Nach 15 Jahren untertage beschloss ich damals für mich:
Nun ist es genug.
Es reicht.

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