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Freitag, 20. März 2020

DER ALTE AM FENSTER fängt sich.


Es ist schön hier am Fenster zu sitzen.
Draussen die von Sonne durchflutete Landschaft.
Es ist zwar immer noch Winter, aber die Kälte ist mehr im Herzen der Menschen als in der Natur.
Alles ist ruhig.
Ich kann zwar sowieso nie Menschen von meinem Fenster aus sehen, aber man spürt es auch so.
Die Menschen haben Angst.
Auch ich. Und wie!!!!

Hier drinnen, im Zimmer, ist auch alles friedlich.
Es kam in der Vergangenheit selten jemand zu uns.
Wir haben es eigentlich genossen.
Wenn Muckelchen mal Sehnsucht nach ihrer  Familie hatte, fuhr sie schnell eben hin.
Heute nun, ist es schon gut so wie es ist.
Ich brauche niemanden der mich ansteckt.
Und die anderen sind froh das sie nicht kommen brauchen.

Aber auch sonst ist es hier alles ok.
Einkaufen brauche ich nicht.
(Wer würde das auch machen ?) 
Ich habe für die nächsten Wochen alles im Haus.
Das ist von mir eine Gewohnheit.
Bin eben ein Kriegskind und kann ohne Vorräte nicht leben.
Kochen brauche ich nun auch nur noch die halbe Menge, da reicht dann schon mal eine Scheibe Brot statt Kartoffeln oder Pasta.
Aber gedeckt wird der Tisch trotzdem immer.
Es schmeckt mir sonst nicht. 

Ich habe meinen Haushalt auch wieder auf Vordermann gebracht.
Vieles geht in den Müll.
Ich muss rationalisieren. 

Die Wäsche ist gewaschen, gebügelt und in den Schrank gelegt.
Was ich nie konnte und auch heute wieder Schwierigkeiten machte.
Ich kann keine Wäsche falten.
Nicht lachen, kann ich einfach nicht.
Irgendwie sieht es nie so aus wie es eine Frau macht.
Das mit den Spannbetttüchern habe ich schon begriffen.
Nach tagelangen Versuchen, hat man  mich aufgeklärt, dass das nicht SO geht, wie ich es mir vorstellte.
Ok. Gefällt mir zwar nicht wie sie da im Schrank liegen, aber muss wohl so sein.

In der übrigen Zeit baue ich meine Lego-Technik-Sachen zusammen.
Lenkt ab.
Dumm ist es nur, wenn ich mir z.B. ein paar neue Strümpfe anziehen möchte  und dann einen Zettel in den Strümpfen finde.

Oder in einer Kaffeetasse so etwas finde.


Dann kommt alles wieder hoch.
😪😪😪😪😪😪😪😪

Wenn ich nicht sone Scheissangst vor dem Virus hätte, würde ich, genau wie damals, ans Meer fahren.
Still dort auf dem Deich sitzen.
In die unendliche Weite schauen.
An nichts denken.
Nur Zwiesprache mit meinem Muckelchen halten, wissen das meine Gedanken bei ihr ankommen und sie mich tröstet.
Ich tröste mich damit, dass sie nicht ahnte wie es ihr erging.
Dass sie bis zur letzten Minute eigentlich glücklich war.

Niemand weiss, was der nächste Augenblick bringt.
Warum leben die Menschen eigentlich nicht danach?

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