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Dienstag, 12. Januar 2016

Mit Handy wär das nicht passiert



Jeden Morgen lese ich, mit Genuss, beim Frühstück die hiesige Tageszeitung.
Wobei es nicht heissen soll, das das Frühstück und mein Gegenüber mir keinen Genuss bereiten.

Nur, die Zeitungen hier, sind völlig anders als ich es gewohnt bin.
Hier z.B. stehen auch kleine Tagesereignisse drin.
Das macht sie so lesenswert.
Stirbt jemand, erfahre ich meistens rückwirkend den genauen Lebenslauf.
Ein Verein tagt.
Da wird dann berichtet, wer was gesagt hat.
Wer hat beim letzten Fussballspiel, in der letzten Ortsliga, wann, ein Tor geschossen.
Oder aber die Gemeinderatssitzung.
Man braucht da nicht hin zu gehen, denn es steht alles in der Zeitung.
Wer wo eine Garage bauen will oder .....
Eben alles das, was den Bürger interessiert.

Natürlich auch Politik.
Nur, die hat eben hier nicht den Stellenwert wie bei uns.
Man hat vielleicht hier klar erkannt, das den Leser viel mehr interessiert was in SEINEM Gemeinwesen vorgeht.
Die Worthülsen und Verarschung  durch die Politiker erfolgen ja über das Fernsehen oder das Radio zur Genüge.

So ist es eben nicht verwunderlich, das die Zeitungen hier eigentlich alle Leser ansprechen und darum lesenswert sind.
Auch für mich.

Um mal so eine kleine Kostprobe zu geben.
Da lese ich nun gestern.
(In Kurzform. Denn diese Nachricht ist eine drittel Zeitungsseite gross)

Eine 68 Jahre alte Dame macht mit ihrem Hund einen kleinen Spaziergang.
Als sie etwas länger ausblieb, machte sich ihr Ehemann Sorgen um sie.
Er suchte erst einmal selbst die Gegend ab.
Was er fand, war aber nichts.

Was nun?
Er alarmierte die Freiwillige Feuerwehr .
Aber nicht nur die seiner Heimatgemeinde, sondern auch die der Orte Gleißenberg und Ried gleich mit.
Diese nun meinten, grosse Aufgabe, also auch viele alarmieren.
So wurde dann auch die Feuerwehr von Lixenried und Ränkam auf die Piste geschickt.

Nun, es war Samstag, also volle Besetzung.
Da musste dann natürlich auch die UG-ÖEL ( Örtliche Einsatzleitung) in Alarm versetzt werden.
Die Freiwillige Feuerwehr  Arrach mit einer mobilen Einsatzkommandozentrale wurde nach Gleißenberg beordert
Zu deren  Unterstützung entsandte die FFW-Thürnstein-Schrenkenthal ein Mehzweckfahrzeug.
Alles mit voller Bühnenbeleuchtung.
Die Koordination der gesamten Streitmacht besorgten dann zwei Kreisbrand-Inspektoren der nahen Stadt Bad Kötzting.

Es imponierte mir , welchen Aufwand man hier betrieb
Wie man nicht nach Zuständigkeiten fragte.
Die Kostenfrage wurde nie erwähnt.
Hilfe war gefragt.
Und die gab man selbstverständlich.

Ich dachte da so an meine Heimat Aachen.
Ob das da auch annähernd mit so viel Einsatz abgelaufen wäre?
Nur weil ein Ehemann besorgt war?
Da wird eine Vermisstenmeldung erst nach 48 Stunden überhaupt zur Kenntnis genommen.


Hier????
Alles blitzschnell ohne viel tratrara.

Alle Helferlein sind Freiwillige.
Es war arbeitsfreier Samstag.

Ich bin gern hier!!!!!!!
Auch aus diesen Gründen.

Ach ja.
Was mit der Frau nun war?

Tjaaaa, die fand man gegen 18,45 Uhr wohlbehalten in einem Wirtshaus im Nachbarort.
Über die Stimmung der Frau oder  der Laune des Ehemannes wurde leider nichts berichtet.

Nur in der Zeitung wurde diese Aktion bemerkenswert kommentiert:
"Die Feuerwehrmänner waren froh, das es der Frau gut geht"

Kein Wort über den versauten Samstag.

Ich finde das toll.
Nur, siehe meine Überschrift, "mit Handy wär das nicht passiert"

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