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Freitag, 4. März 2016

Umweltschutz in Bayern


Heute ist Freitag.
Einer von den drei Tagen in der Woche, in dem sich Heerscharen von Autos auf den Weg machen.
In allen Orten hier im Landkreis Cham.
Und das passiert jede Woche, im Winter und im Sommer.
Teilweise haben sie kleine Anhänger angehängt.
Vollbeladen.

Alle haben nur ein Ziel.
Den Bauhof eines jeden Ortes.
Dieser hat drei mal die Woche für je 3 Stunden geöffnet.

????????????

Abfall wegfahren ist die Devise.
Sieht aus, wie ein kleiner Volkssport.

Natürlich habe auch ich Abfälle und meine Familie zeigte mir nun das hier geübte Prozedere.

Also:::::::
Bayern hat auch ein Umwelt(schutz???)gesetz.

Wie  mir die Dame auf dem Bauhof erklärte, ist der Landkreis Cham vorbildlich und einmalig darin in ganz Bayern.
Donnerwetter!
Ist doch was. Oder?????

Man sortiert schon zu Hause alles vor.
D.h. in der Praxis, überall stehen Kisten, Kartons, kleine Wannen oder sonstwas in der Wohnung rum, in denen peinlich genau der anfallende Unrat getrennt wird.
Immer wenn es dann stinkt, muss man zum Bauhof.
Warum vorsortiert sehen  wir später.

Nun erstmal dort in die Reihe der Autos eingereiht und das erste Produkt raus geholt.

Kartonagen.
Klein gerissen. Sonst läuft nichts!!!!!
Diese werden in einen grossen Container geworfen.
Sinnigerweise ist der so gross, das man eine Rampe hat bauen müssen um alles von oben rein zu werfen.
Nur, nicht jeder kann die Treppe raufsteigen.
Es wird Hilfe gebraucht( und dabei wird auch kontrolliert)
Denn:
KEIN Papier darf da rein!!!!!!
?????????????
Das wird lustigerweise nicht hier angenommen.

Daneben steht ein Container für Folien.
Hier muss man nachfragen, ob die Grösse der Folie für DIESEN Container gedacht ist.
Kleinere kommen woanders hin.
Wie das Normmaß nun ist, habe ich nicht gefragt

Das nächste:
Leere Glasflaschen.
Sortiert nach Farbe.
Aber nicht mit Verschluss!
Der muss von jeder Flasche abgeschraubt und in bereitstehende Plastikeimer geworfen werden.
Ob auch sortiert weiß ich nicht.( war mir aber auch egal)

So langsam fing ich an, das alles hier als Witz an zu sehen.
Es machte mir Freude belehrt zu werden.

Nun kamen die Plastikflaschen an die Reihe.
Es stehen dort zwei Frauen die jedes einzelne Stück aus dem mitgebrachten Behältnissen prüften und in den jeweiligen Bestimmungsort tragen ließen.
Ich hatte bisher nie gewußt, das es so viel Materialunterschiede in Flaschen gibt.
Nebenbei bemerkt, es war auch eine Pfandflasche unter meinen mitgebrachten, diese wurde NICHT angenommen.

Zwischen den einzelnen Behältnissen waren Ablageorte für Eisen-, Alu- Elektroschrott und diversem.
Eine schier unübersichtliche Menge an Feinheiten.

Doch nun kam der Knüller.
Ich war an der Reihe.
Man steht vor der Dame.
Hält seine Plastiktüte mit Unrat hin.
Sie greift hinein und befördert jedes einzelne Teil in extra dafür bestimmte Säcke.
Aber nicht wahllos!!!!!!!
Ist die Frolictüte aus Aluminium oder nur Alubedampft?
Ist der Joghurtbecher auch sauber gespült?
Dabei gibt es Unterschiede auch im Plastik und Kunststoff.
Eine leere, ausgespülte Butterdose ist nicht von jeder Firma aus dem gleichen Material!
Noch schlimmer wird es bei meinen Dosen mit Hundefutter.
Da diese von verschiedenen Firmen kommen, ist das Material auch anders.
Dazu ist Plastik und Folie nicht das gleiche.
Man stellt sich an, und die Dame weist jedem Material seinen gebührenden Platz an.
Stück für Stück.
Auch der kleinste Schnipsel den man von einer Chipstüte oben abgerissen hat, hat seinen besonderen Ort in dem er landet.

Ich fand es erheiternd.
Die Damen sich sehr wichtig.
Alle waren davon überzeugt einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Ich habe nicht versucht ihnen den Wahnsinn eines Glasflaschen sammelns zu erklären.
Papier muss wieder mitgenommen werden um in eine extra Tonne geworfen zu werden.
(80 liter für 3 Haushalte in einem Monat! Ich erspare mir hierzu meinen Kommentar)

Warum musste ich nur die ganze Zeit an das Kraftwerk in Weisweiler denken in dem alle diese Dinge einfach verbrannt, daraus Strom erzeugt wird.
Um es auszulasten wird Müll in Sonderzügen aus Neapel angekarrt.
Von hier wäre der Weg entscheidend kürzer.

Ich wollte auch nicht fragen, wie die unter Dach stehenden Flaschencontainer ihren Inhalt eigentlich sauber bekommen?
Wo bleibt der Rest von Wein, Öl oder Ketschup der nun aus den zerbrochenen Flaschen durch den Behälter läuft?
Sollte ich sie aufklären??

Mich interessierte eigentlich auch die Frage, was man denn nun mit dem Zeitungspapier macht wenn es vom Karton getrennt wird?
Doch noch zusammen gemeischt wird?

Ich bin ein Neubürger hier.
Ich versuche Bayern zu verstehen, wenn es auch manchmal sehr schwer fällt.
Ich versuche mich an zu passen.

Aber das hier und die Ernsthaftigkeit wie das gehandhabt wird, löste in meinem Innern kein Lächeln, sondern nur herzhaftes Lachen aus.

Umweltschutz sieht gaaaaanz anders aus.

Warum fangen wir nicht mal an diese unnützen wöchentlichen Autofahrten ab zu schaffen.
Wie wäre es denn z.B. mit einer grünen Tonne?
Denn auch Gartenabfälle müssen hier angefahren werden.
Von einer gelben Tonne für allgemeinen Kunststoffmüll möchte ich nicht sprechen, denn  dann würde hier eine Weltanschauung zusammen brechen.

Es war für mich heute lustig.
Wirklich?
Eigentlich war mein "lustig" etwas wehmütig wie man Leute verarschen kann.

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