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Montag, 17. August 2015

Bettnachbarn


Ich liege in einem 2 Bettzimmer.
Der Aufenthalt heutzutage in einem Krankenhaus ist wesentlich kürzer als dunnemals.
Alles beschränkt sich meist nur auf ganz wenige Tage.

Da ich ein Abo hier habe und länger bleibe, ergibt es sich, das das 2. Bett in meinem Zimmer einem steten Wechsel unterzogen ist.
Jüngere und Alte wechseln ab.
Eigentlich immer nette Menschen.
Natürlich alle voller Angst wie ich.
Da man aber Leidensgenosse ist, ich sehr kommunikationsfreundlich bin, passt es schon.
Wenn da nicht die leidige Verständigung ist.

DER andere ( bis heute noch keine SIE ) ist immer ein Bayer.
Die älteren des hochdeutschen nicht mächtig.
Auch mit den Ärzten muss ich aufpassen was sie sagen.

Dazu ich mit meinen Hörgeräten.

Es bedarf manchem nachfragen oder erklären.
Aber letztendlich einigt man sich.
Entweder wir haben uns verständigt, oder der andere denkt "der doofe Alte"

Da ich seeehr neugierig und lernfähig bin, sind diese Menschen für mich ein Quell des studierens und auch des Zeitvertreibs.
Denn Zeit hat man mehr als genug hier.

Mein letzter Nachbar ging vorhin.
Ein Herr im Alter von 83 Jahren.
Rüstig und quirlig.
Nur, etwas dement.
Er frug mich 10 mal am Tag nach dem Wochentag.
Ich empfahl ihm, sich das auf einen Zettel zu schreiben wenn das immer für ihn so interessant wäre.
Das tat er auch.
Nur musste ich darauf achten, das er abends den Zettel wegwarf und morgens einen neuen machte.

Er hatte eine Leistenbruch OP.
Ein Schlauch mit Beutel am Bauch.
Immer wenn er aufstand, und das alle halbe Stunde, wusste er das nicht mehr und entweder bremste ihn der Schlauch mit Beutel oder  er zog ihn auf der Erde hinter sich her.
Jeden Tag packte er 10 mal seine Reisetasche aus und ein weil er etwas suchte.

Ich überlegte, welche Arbeit und Verantwortung die Angehörigen zu Hause haben.
Ich verglich ihn mit mir.
Ich war 7 Jahre älter als er.
Welches Glück habe ich, im Kopf, noch halbwegs normal zu sein.
Wenngleich das manche auch nicht wahrhaben wollen und meinen ich wäre auch schon so.
Diese wenigen merken es aber ganz schnell.

Er wurde also heute entlassen.

Der Schlauch wurde abgenommen.
Seine Frage an die Schwester:
"was habt ihr denn nun mit mir hier gemacht?"

Als er ging, frug ich ihn, holt dich denn keiner ab?
Antwort:
"ich habe doch mein Auto unten stehen, was sollen die denn hier?"

Jetzt ist mir auch  vieles im Strassenverkehr klar.
Ich wusste immer, auf der Strasse sind viele Verkehrsteilnehmer nicht mehr Herr ihrer Sinne.

Oder haben die Angehörigen dieser Menschen kein Verantwortungsbewusstsein?
   
 

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