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Samstag, 12. Mai 2018

Wieder mal ein Geburtstag


Da habe ich nun heute wieder einmal Geburtstag.
Besser gesagt, gestern war er schon.
Wieder einmal!!!!
Wie oft denn noch?
Langsam reicht es mir.

Früher, ach ja früher......
In über 60 Jahren Ehe, war der Namenstag meiner Frau immer ein kleines Volksfest und ein Jahrmarkt der Eitelkeiten.
Geburtstag wurde in dieser Familie nicht gefeiert. 
Meist wurde der Feiertag dann auf das Wochenende verlegt, weil da alle nicht arbeiten brauchten.
Da wurde gekauft, gebacken, geschmurgelt.
Einen Tag vorher wurde das Wohnzimmer ausgeräumt, dass ja die Verwandtschaft auch genügend Platz zum fressen und saufen hatte.
War der Rettichsalat auch gut gewürzt für den Schwager Arnold?
War das Bier auch die richtige Sorte und vor allem auf genauer Temperatur für den Schwager Hubert? 
Hatten die Schwestern auch genügen Fleisch und vor allem Maggi an ihrem Platz?
Der Termin wurde festgelegt wann ich die einzelnen Herrschaften dann abholen durfte.
Nicht das die selbst kein Auto hatten, nein nein, bloß, dann hätten die ja nichts trinken können.
Schwiegereltern sowieso, da die kein Auto hatten.
Ich spielte immer den Familienchauffeur.
Na ja, es war eben so.
Wie so vieles habe ich das jedes Jahr über mich ergehen lassen und auch immer alles bezahlt.

ICH?
Ich selbst??? 
Ich hatte ja nun auch jedes Jahr Geburtstag.
Ich kann mich noch gut an die ersten Jahre in meiner Ehe erinnern.
Wir wohnten nun in Ofden.
Die Wohnung war endlich gross genug.
MEIN Tag kam.
Ich kaufte Kuchen bei Meisenberg.
Der Kaffee wurde gekocht.
Besorgte das andere was so gefragt war.
Deckte den Tisch und erwartete meine Gäste.
Nun, ich wartete im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Nachmittag ging vorüber.
Der Abend auch.
Niemand kam.
Telefon und sowas gab es noch nicht.
Also, alles abgeräumt.
In den nächsten Tagen das wichtigste selber gegessen den Rest weg geworfen.
Tiefkühlschränke waren damals noch unbekannt.
Das war es dann.
Ich hatte begriffen und gelernt.
Heilsam für mein ganzes Leben.

Später hat man dann in der Familie darüber gesprochen.
In den nächsten Jahren kamen dann VORHER meist die Absagen.  
Muttertag, Schichtdienst, Krankheiten oder sonstwas.
Ab und zu war auch mal jemand gekommen, aber das war mehr ein Pflichtbesuch.
War für mich aber auch o.k. so.
Ich hatte längst begriffen.

Doch einmal, einige Jahre später, kam einmal mein Schwager  Hubert mit seiner Frau am Tage meines Geburtstages.
Sie schenkten mir etwas. Ich dachte ich werde verrückt.
Einen Rollfilm mit folgenden Worten:
„Du hast ja einen Fotoapparat. Da kannst Du ihn ja gebrauchen. Wir haben keinen. Am besten ist, du fotografierst uns damit einmal“
Habe ich auch gemacht. 
Den Film zum entwickeln gebracht und Bilder machen lassen.
Diese Kosten habe ich dann getragen.
War doch ein tolles Geburtstagsgeschenk für mich.
Oder sehe ich auch hier wieder etwas völlig falsch?

Nun die Jahre vergingen.
Ich erfüllte meine familäre Pflicht und ich ging brav zu den anderen bei ihren Festlichkeiten.
War für mich auch immer in Ordnung.
Da ich immer einen Hund hatte, musste ich laufend mit dem unterwegs sein.
Habe also nicht viel von deren Feiern mit bekommen.
Was vom Mittagessen oder auch was vom Kuchen bekam ich aufgehoben.
Das habe ich dann in der Küche gegessen.
Beim Schwager Arnold war es eine Ausnahme, da sass ich immer mit am gemeinsamen Tisch.
Wenn ich auch ab und zu von der Tochter gerügt wurde das ich am Tisch etwas zu laut spreche.

All das, verstärkte auch mein Gefühl wie gut es ist, zu DIESER  Familie zu gehören, aufgenommen und akzeptiert worden zu sein.
So wie SIE es sahen.
Mir kommen heute noch die Tränen.

Keine Probleme hatten sie alle mit mir, wenn es darum ging von mir etwas zu bekommen.
Ob Kohlen, IK Waren, Möbel, Elektrogeräte, in den Urlaub zu fahren, ich habe die ganze Familie über Jahrzehnte hinweg damit versorgt.

Vorbei, vorbei.
Gott sei Dank!!!!!!
Auch eine Lehre für mich.
Jedes Martyrium hat mal ein Ende.
Zwangsläufig wollte ich in den folgenden Jahren auch nicht mehr mit spielen. Zog mich immer mehr zurück.
Mein Geburtstag wurde meist zwar zur Kenntnis genommen, das war es aber dann auch schon.
Mancher kam mal, oder auch nicht.
Beide Seiten empfanden das als normal.

Warum ich das so ausführlich heute schreibe?
Heute morgen nun, wir sitzen auf der Terrasse unserer Ferienwohnung, erscheint die ganze Vermieterfamilie mit der Oma, die zwei anderen (fremden) Familien die hier im Hause auch Urlaub machen  und überreichen mir, alle lauthals singend, ein Geschenk.

Ich hoffe es hat niemand gemerkt, dass es mir peinlich war.
Gefreut, innerlich, na klar.
Ich war so etwas nur nicht gewohnt.
Auch in meiner Kindheit war, aber auch bedingt durch die Zeit, mein Geburtstag nie ein Thema.
Kann mich kaum erinnern, je was geschenkt bekommen zu haben.

Ach doch, da war noch was.
Ich erinnere mich da noch an folgendes.
In den ersten 20 Jahren meiner Ehe, schickte mir meine Mutter aus Berlin regelmässig, zu  meinem Geburtstag, ein blaues Grubenhandtuch.
Dabei lag immer ein Zettel.
„Ich hoffe das du das gut gebrauchen kannst. Es entspricht doch deinem jetzigen Leben und Niveau“ (Sinngemäss) 

Kann mir jemand nachempfinden, das ich eigentlich meinen Geburtstag nur mit mir selbst feiere?

P.S.
Schon hier mal DANKE für die zahlreichen Glückwünsche.
Würde ich mit jedem Gratulanten einen Schnaps trinken, wäre ich mit Sicherheit mindestens einen Monat lang besoffen.
Wußte gar nicht das mich so viele kennen.


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