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Freitag, 17. März 2017

Was war ein Kostgänger ?


Wie komme ich eigentlich auf dieses Thema?
Ach ja, da wollte jemand was über den Begriff "Kostgänger" hören.
Also muss ich  mich zurückversetzen und da liegt in meinem Kopf neben dem Weg noch so viel unaufgeräumtes, von der heutigen Zeit verdrängtes oder vergessenes.
Leider.

Doch um diese damalige Zeit zu verstehen und damit auch mich, muss man das ganze Spektrum betrachten.
Vor allem keinen Vergleich zu heute ziehen.
Und unter der Prämisse:
ALLE waren arm.
Es gab nichts oder nicht sehr viel.
Es gibt keinen Vergleich mit der Jetztzeit.

Hilfsstellen, Tafeln, Organisationen, Ämter, Blümchenschwenker oder son neumodischen Kram kannste knicken.

Jeder arbeitete und versuchte, so gut er es konnte, zurecht zu kommen.

Es kamen bald täglich neue Arbeitskräfte in Alsdorf an.
Das Ledigenheim nahm sie meist auf.
Wenigstens für den ersten, begrenzten Zeitraum.
Aber es gab auch einheimische, alleinstehende Männer.
Und all diese, gingen arbeiten, bekamen was zu essen oder versorgten sich selbst, und ein Bett.

Reichte das?
Es fehlte an allem.
An Ansprache, an Zureden, an Wäschepflege, an Kontakten und an.........

Daneben hatten die Einheimischen Wohnungen, Häuser 
(in den Kolonien) oder irgendwie frei gewordenen Wohnraum.
Nicht zu vergessen, Unmengen von Männern waren noch nicht aus dem Krieg zurück.

Logischer Schluss war:

Du allein lebender Mann ziehst zu uns.
Du bekommst ein Zimmer.
Du bekommst dein Essen, das was wir auch essen.
Ich mache deine Wäsche mit der meines Mannes zusammen sauber.
Und du gibst  uns dafür einen Teil deines Lohnes.

Diese Form der gegenseitigen Unterstützung war allgegenwärtig und völlig in Ordnung.
Die Männer nannte man Kostgänger weil sie in "Kost und Logie" waren.
Beiden Seiten war geholfen.

Ich selbst war, nachdem ich meiner letzten Habseligkeiten im Bullenkloster beraubt war, durch Vermittlung meines Ortsältesten Hein Brendt, eine Art Kostgänger bei seinem Vater Kaspar Brendt geworden.
Bei mir war es mehr als Untermieter, da der Herr Brendt allein lebte und auch schon betagt war.

Manch eine alleinstehende Frau nahm sich auch einen Kostgänger um am Leben zu bleiben. 
Denn wovon sollte sie sonst leben?
Und manch Kostgänger wurde im Laufe der Zeit auch Hausherr in seinem Logie.

Das pikante daran war, das es auch vorkam, das der Ehemann immer auf Frühschicht war und der Kostgänger immer Nachtschicht hatte.

Diese beiden Männer sahen sich also nur Sonntags.
Auch diese Art des Zusammenlebens hat funktioniert.
Man nannte das damals : "Volle Kost, voll"

Wo kein Kläger ist, soll auch keiner richten.
Die eine Partei schwieg.
Die andere genoss es.
Und die dritte war rundum glücklich und zufrieden.

Wer will darüber als Fremder, heute, einen Stab brechen?

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