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Mittwoch, 20. November 2019

Die Sana Klinik in Cham und der "Alte" (Teil 4)


Heute ist nun Mittwoch.
Der ALTE kann, seit Monaten, schon wieder lachen.
Eigentlich mein Standardgesicht.

Mein Zimmergenosse wurde entlassen.
Er hatte eine Bauchspeicheldrüse Operation.
Gestern abend hatte er noch 38,7 Fieber.
Hektik in der Nacht.
Zwei Infusionen bekommen, heute morgen bei der Visite war er KV und reif für eine Entlassung.
Sinds halt Naturburschen eben.

Nun erwarte ich etwas neues.
Morgen darf ich nach Hause gehen.
Habe die Therapeutin nach einem Rollator gefragt.
Erstens muss ich bis morgen laufen  lernen und zweitens wie komme ich denn überhaupt zum Ausgang? 
Wie transportiere ich meinen Koffer?
Antwort: Rollatoren sind hier Mangelware. 
Ich werde versuchen einen irgendwo zu finden. 
Kann es aber nicht versprechen. 
Schaun mer mal.
Es ist 11 Uhr.
Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Die Therapeutin kam.
Sie hatte  einen Rollator besorgt.
25 Meter Flur waren nun mein Pensum.
Et jeht doch :-)))))
Sie gab mir wirklich wertvolle Tips.
Endlich jemand der mir gut tat.
Der Rollator blieb hier bei mir am Bett stehen.
Für morgen den Koffer zu transportieren.
Interessant die Antwort auf meine Frage nach den fehlenden Rollatoren.
„Die werden alle geklaut. 
Damit wird zum Ausgang gefahren und dann ins Auto gelegt“
Hat mich erschüttert.
So ein Ding bezahlt die Kasse oder es kostet unter 100,00€.
Ist doch eigentlich eine Sauerei.
Ich werde heute nachmittag noch eifrig trainieren
Muss morgen fit sein.

Irgendwo dahinten am Rücken, hing in der Wunde ein Schlauch. Daran eine Flasche um das Wundsekret zu sammeln.
Wer denkt daran?
Ich nicht.
Ergo, es musste kommen was kommen musste, ich war also im Zimmer und die Flasche in der Toilette.
Der Schlauch hing in der Tür, aber nicht mehr in der Wunde.
War Scheisse, aber eben nicht mehr zu ändern.

Eben war mein Chirurg, Dr. Janata, hier.
„Ehe sie morgen entlassen werden, möchte ich noch einmal schauen“
Er besah sich die Wunde aus der der Schlauch gerissen war.
War aber ok.
Ich musste dann aufstehen und mit meinem neu erworbenen Rollator eine Runde drehen.
Ich frug wie soll es weitergehen?
Es könnte sein, das ihm etwas missfiel.
Auch meine Frage, ob er denn auch an der richtigen Stelle operiert hätte, war nicht ganz ohne. :-)))))))))
In der Hinsicht beruhigte er mich.
War schon ok.
Er beschloss also.
Verlängerung bis Samstag.
Täglich irgendwelche Spritzen nun. (Kortison)
Die rausgerissene Flasche missfiel ihm, war aber nicht zu ändern.
Dann in der nächsten Woche ein Termin in seiner Praxis.
OK, wenn es denn so ist.
Muckelchen war nicht ganz glücklich darüber.
Ob ich ihr fehle?

Doch nun noch ein kleines Bayrisches Schmankerl.
Da ich noch länger hier bleiben muss, dachte ich mir, Fernsehen wäre doch nicht schlecht.
Immerhin kann man 6 verschiedene Sender empfangen.
Dafür benötige ich aber ein paar Kopfhörer.
Also, mein Gefährt in die Hände, auf den Flur raus.
Eine Schwester und eine Schwesterschülerin stehen dort.
Meine Frage: 
„Ich möchte gern Fernsehen, was muss ich machen?“
Antwort:
„Da müssen sie zur Eingangspforte gehen und dort bekommen sie einen Kopfhörer“
Die Antwort war völlig korrekt.

Ich kroch also mit meinem Gefährt, durch alle Besucher hindurch, auf Socken im Schlafanzug ohne Unterhemd zur ca. 150 meter entfernten Eingangspforte.
Reihte mich dort in die wartenden Herrschaften ein.
Setze mich auf den Rollator bis ich dran war.
Lies meinen  Körper von dem Wind durch die Eingangstür hinter mir richtig durchkühlen (draussen war leichtes Schneetreiben) und marschierte dann stolz zurück. 
Dauer über 30 Minuten.
Durchgefroren und kaputt wieder im Bett.
So etwas nennt man Opfermut für das Fernsehen.
Aber auch hilfsbereite Bayrische Krankenpflege.
Bei uns, wäre die Schülerin da mal schnell vorbei geflitzt.
Trinkgeld wäre ihr sicher gewesen.
Was spricht eigentlich dagegen, das die Dinger auf der Station oder im Zimmer rumliegen?
Es ist billigste Chinaware und nichts wert.
Den Euro würde ich sogar spenden.

Und jetzt?
Mich frierts innerlich.
Warten wir mal ab was wird.
Gute Nacht.
Vorhin wurde das erste mal Kortison gespritzt.
Toll, früh um 3,30 Uhr schlief ich endlich ein.

Donnerstag.
Neuer Nachbar, neues Glück.
Immerhin spricht  er verständliches Deutsch.
Ich gab mein bestes um ihn zu unterhalten.
Trotz Angst vor der OP, verständlich, bekam er nach Rückfrage und vorheriger Versprechung, KEINE Beruhigungstablette.
ICH fand das wieder  einmal Blöd.
Ich hätte ihm irgendein Placebo gegeben.
Es wäre nichts passiert.
Der Patient wäre beruhigt.
Alle wären glücklich.
So aber?
Liebe Bayern, was den Umgang mit  Menschen anbelangt, da könnt ihr noch viiiiiiel lernen.
Vielleicht mal nachdenken.
Jeder Mensch ist anders.
Menschen sind fühlende Wesen.
Sie haben Emotionen, Sehnsüchte, Ängste und Wünsche.
Genau das haben zwar auch andere Lebewesen, aber wir haben noch Verstand um den zu nutzen.
Leider nicht alle wie man sieht.

Auch mein gestriger Ausflug im Schlafanzug an die Pforte zeigt seine Wirkung. (Husten) 
Hoffen wir, das das Kortison das auffängt.
Morgen ist Freitag.
Der letzte, ganze Tag.
Schaun mer mal.
Muckelchen freut sich heute schon. (Hoffe ich wenigstens) 
Wenigstens einer.

(Fortsetzung folgt)


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