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Montag, 15. April 2019

Krankenhaus (5)


DER „ALTE“ AN EINEM FREMDEN FENSTER.

Um die Chronologie zu wahren.
Heute ist Freitag.
Ich lebe noch. (Manchmal denke ich, leider)

Nachdem ich mein Zimmer wieder erreicht hatte, wurde ich 
voll verkabelt.
Monitore überwachten mich und der Tropf wurde 
regelmässig gewechselt.
Ich selbst?
Fühlte mich Sauwohl.
Keine Schmerzen, und das ist doch wohl die Hauptsache.
Oder?
Besser Luft?
Ach, man soll nicht immer so anspruchsvoll sein.

Den ganzen Tag duselte ich nun im Bett rum.
Ein Problem kam.
Ich musste Pipi machen.
Die Schwester kam mit einer Flasche.
Bitte?
Nicht mit mir.
Wenn ich mal ein Pflegefall bin.
Kurze Diskussion.
Oder besser gesagt.
 ICH erklärte ihr das, SIE hörte zu, ICH nahm alle Stecker aus den Dosen, koppelte mich von diesem ganzen technischen Kram ab, nahm meinen Flaschenträger und marschierte zur Toilette.
Zurück, die Kabelei wieder zusammengesteckt, 
Stromanschlüsse wieder hergestellt, und das war es.
Alles piepte wieder und die Kurven liefen.
Das Gesicht der Schwester wechselte durch alle Stimmungen.
Köstlich!
Aus.
Alt bedeutet doch nicht doof oder willenlos.

Das war noch in der Morgenschicht.
Die Mittagsschicht war schon informiert .
Sie merkten in der Zentrale schon:
„Keine Angaben bei dem Alten auf dem Monitor heisst nicht Exitus, sondern Pipi machen.“

Der Abend kam.
Man wollte mir einen neuen Port legen.
Den 4.!
Gerry sagte wieder einmal : NEIN.
3 reichen.
Aber............
Nichts aber.
Howk, ich habe gesprochen.
Panik brach aus. Renitenter Patient. 
Der Doktor wurde gerufen.
ICH erklärte ihm, das der 3. Port nach MEINEM dafürhalten gut läuft, das bisschen Leckage ist bei der daneben laufenden Menge zu vernachlässigen.
ER erklärte mir, das ich für meine Nieren dringend aber das Wasser brauche.
Sah ich ein.
Wir machten einen Deal.
Es wird KEIN neuer Port gelegt, aber dafür läuft die Infusion bis ich entlassen werde.
Top, der Deal gilt.
Soo wurde es gemacht.

Es wurde Nacht. 
(Die Preussen kamen nicht, ich war schon da, aber dafür 
Monster)
Sie wurde grausam.
Bis 4 Uhr habe ich senkrecht im Bett gestanden.
Meine Birne spielte nicht mehr mit.
Ich sah mich in Wandnischen.
Ich sah mich selbst in einem Urwald.
Ich fiel vom Himmel in den Rachen eines wilden Tieres.
Hunderte Episoden.
Ich war wach und doch wieder nicht.
Das schlimme war, immer endeten die Episoden recht
schnell.
Nämlich damit, das ich keine Luft mehr bekam und erstickte.
Hatte Angst wahnsinnig zu werden.
Ob vielleicht das eine Stunde immer um meinen Kopf rotierende Röntgengerät mein Gehirn zerstört hatte?
Ein zugezogener Doktor erklärte mir, dass es wahrscheinlich !!!!! von dem im Herzen eingespritzten Kontrastmittel 
kommen könnte.
Da ich auch eine Niereninsuffizienz habe, baut diese die 
Fremdstoffe nicht schnell genug ab.
Meinte er!
Wissen tat er es auch nicht.
Gegen 4 Uhr hörte es auf.
Dann schlief ich etwas.

Draussen sah ich die Lichter der Stadt.
Als die Dämmerung kam war ich froh.
Aber auch mir ging es viel besser.

Das Frühstück kam.
Das schwarze Gesöff habe ich wieder stehen gelassen.
Der Doktor kam.
Meine Werte waren für eine Entlassung ausreichend.
Man bot mir an, im eigenen Interesse, bitte noch dort zu 
bleiben.
Fand ich richtig toll.
Habe aber dankend abgelehnt.

Gegen 12 Uhr nahm ich meine 7 Sachen und machte mich 
auf Expeditionstour Richtung Parkhaus. 
Filmreif.
Die pro Tag 10,00€ Zuzahlung habe ich übergangen und 
gebeten mir eine Rechnung zu schicken.

Das ich den Weg aber geschafft habe sieht man daran, dass 
ich DAS hier schreibe.

Bin wieder zu Hause.
Nun überlege ich.
Wer hat sich eigentlich mehr gefreut?
Muckelchen als ich kam, oder die Schwestern als ich ging?

Ist das wichtig?
Wichtig ist nur, dass ich nicht auf einer Wolke sitze.
Zusätzlich kann ich ab morgen beim Wiegen jedesmal ein 
Kilogramm abziehen, das kommt nämlich vom eingebauten 
Stent.

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