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Sonntag, 22. Februar 2015

Berlin - Französischer Sektor (1946)



Über die Zeit als Gefangener im Lager ( Kaserne) in Lauban möchte ich nichts schreiben.

Vielleicht sagen folgende Zahlen etwas aus:
(Quelle: Wikipedia )

In Russische Gefangenschaft kamen in den Jahren von 1941 bis 1945:
3,15  Millionen Deutsche Soldaten.

Davon starben währen der Gefangenschaft:
1,11 Millionen Deutsche Soldaten.

Schon einmal darüber nachgedacht? Wir sprechen von MILLIONEN!
Das war rund ein Drittel !
Ob man sich einmal diese Zahlen bewusst vor Augen heute hält?

Wer spricht heute noch davon, das im Jahre 1955/56 
die angeblichen letzten Gefangenen heim kamen?
10 Jahre !!!!!! nach Kriegsende.

Im übrigen, der letzte Deutsche Kriegsgefangene wurde offiziell, in einem " Akt der Gnade " vom Russischen Aussenministerium am 18.7.2014 entlassen.


Eines  Tages wurde aber auch ich entlassen.
Jeder musste bei der Entlassung einen Revers unterschreiben, das er 
nie mehr im Leben eine Waffe in die Hände nimmt. 
Ich habe dieses Versprechen bis zum heutigen Tage gehalten.

Dann ging es bei Görlitz über die Brücke.
Diese trennte nun das heutige Polen von der Sowjetischen Besatzungszone und war für jeden ohne Passierschein gesperrt.
Hier erfuhr ich zum ersten male wie wichtig mein Entlassungsschein war.
Denn nur mit dem, durfte ich passieren.

Nach einer Woche kam ich in Berlin an.
Wie ich dahin kam, und wovon ich lebte?
Ich weiss es heute nicht mehr. Ich war eben eines Tages angekommen.

Ich wog nun 95 Pfund, war also nicht mehr arbeitsfähig.
Heute  wiege ich dafür 104 kg.

Es war nun 1946
Ich war zu Hause.
Na und?
Mir ging es als Sohn genau wie all den Männern die zu ihrer Familie heimkehrten.
Nur, der Krieg hatte alles und alle verändert.
Vor allem die Menschen.

Die Frauen waren keine Püppies mehr.
Sie hatten die Rolle des Mannes eingenommen.
Sie hatten es möglich gemacht das sie und ihre Kinder  überlebten. 
Sie waren, mit Recht, stark und stolz.

Nun kam der " Mann "zurück und wollte seine alte Position einnehmen. 
Dieses menschliche Wrak.
Zusätzlich war er nicht mehr der liebe Pappi und zärtliche Partner.
Nein, auch er war als Mensch völlig verändert.
Kriege bringen immer nur zerstörte Kreaturen nach Hause, keine Menschen mehr.

Man raufte sich also meistens zusammen.
Viele Frauen hatten längst einen Liebhaber der Besatzungsarmee, gleich welcher Nation.
Auch darüber steht niemandem das Recht zu, ein Urteil zu fällen.
Manche haben es gemacht um überhaupt am Leben zu bleiben, andere weil sie irgendetwas wie Hoffnung brauchten.
Und auch wenn es nur Sexuelle Motive waren.
Jeder Mensch ist anders.
Um das zu be(ver)urteilen, muss man in dieser Zeit gelebt haben.

Denn nichts war mehr so, wie vorher.

Und in dieser Zeit wurde mancher geboren der heute noch lebt. 
Der nie mit seinen Eltern über diese Zeit gesprochen hat.
Der auch darum keinerlei Verständnis aufbringen kann.
Vielleicht liegt auch die "Vertüttelung" der nachfolgenden Kinder darin begründet das manche ihr Gewissen beruhigen wollten?

Jeder Mensch der diesen Krieg und die Nachkriegszeit erlebt hat ist niemandem Rechenschaft schuldig.
Egal was er gemacht hat.
Denn es ist nie jemand anderes in der gleichen Situation gewesen.
Er verdient nur Hochachtung.

Die jetzige Generation würde nicht ansatzweise überleben.

Ein Vergleich mit den heutigen paradiesischen Zuständen ist einfach nicht möglich.

Leider haben aber auch diese Eltern selten mit ihren Kindern über "Ihre" Zeit mal gesprochen.

Vielleicht wäre manches heute anders und wir würden nicht diese sogenannte Demokratie, Hurra schreiend am Hindukusch verteidigen wollen.

Für mich galt nun: Es kann doch nur noch bergauf  gehen.
(Dachte ich )



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