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Donnerstag, 19. Februar 2015

Mein Kriegsende (1945)



Vorbemerkung.

Ich schreibe das zwar öffentlich, aber es dient nur der eigenen Vergangenheitsaufbereitung und Bewältigung.
Es kann jeder gern lesen oder kommentieren. 
Darum auch ist es immer MEINE Sicht der Dinge, das, was ich erlebt habe und welche Konsequenzen ich daraus zog bzw. warum ich heute so anders ticke als  die meisten.

Erlebnisse prägen.
Wenn ich einmal so richtig überlege, habe ich auch noch nie darüber gesprochen oder darüber nachgedacht.
Ich hatte das einfach alles verdrängt.

Das Kriegsende und die Nachkriegszeit aus meiner Sicht,
sah nie so aus, wie es in den Büchern steht.
Jeder Phatos ist mir fremd geblieben. 
Übrig geblieben ist bei mir nur Ekel, Abscheu und Enttäuschungen. 
Krieg legt den wahren Menschen frei und verändert ihn.
Politiker, egal welcher Richtung, haben kein Gewissen.
Es wird nie nach Frieden gestrebt, sondern immer nur nach Gewinn, fragwürdigen Ruhm und Bewunderung.
Wenn nicht anders, dann eben mit dem Mittel des Krieges.
Kriege sind immer furchtbar.
Es gibt keinen einzigen Grund der einen Krieg rechtfertigt !

Die sogen. Helden sind Menschen, die Glück gehabt haben weil sie keinen Verstand haben.

Und Soldaten sind immer schlecht bezahlte Killer.
Bis zum heutigen Tage !!


In Stichworten meine Erinnerungen aus dieser Zeit:
Ich war im Isergebirge, und im damaligen: Protektorat. 
Entlassung aus dem Lazarett in Jauer.
Marschbefehl : Meldekopf Bolkenhain. 
Dort: Neuer Marschbefehl 100. Jäger Division.
8. Mai 1945 erreicht uns die Nachricht : Kapitulation.
Allgemeine Auflösung.
Der " Bluthund Schöner " hatte mit seinem Flakzug sich längst Richtung Westen abgesetzt und die Ranghohen Offiziere mitgenommen.
Die Truppe selbst war in Auflösung und nicht mehr beherrschbar.
Offiziere waren kaum noch da.
Rette sich wer kann.

In " Freiheit " ( so hiess dieser Ort damals. Habe ihn unter diesem Namen aber nie mehr später gefunden )  noch einmal Zigaretten und Marketenderware  in Empfang genommen, sich meiner Waffe endlich entsorgt, dann wurde dieses riesige Verpflegungsdepot hinter mir gesprengt. 
Ich war einer letzten die noch was bekommen hatten.
Die Bevölkerung hätte jahrelang davon leben können.

Diese Sprengung, nach !! dem 8. Mai, war der Auslöser für die Tschechen.
Alle Deutschen Soldaten mussten mit erhobenen Händen die ca. 2 km lange Strasse von Freiheit nach Hohenelbe im Laufschritt zurück legen.
Links und rechts der Strasse standen Tschechen mit Knüppel und sonstigem und schlugen auf die Deutschen ein.
Eine nicht endenwollende Zahl von Soldaten rannte um ihr Leben.
Tag und Nacht !
Ich war jung. Ich konnte schnell und geschickt rennen.
Aber die Alten des Volkssturms nicht.
Wer nicht konnte und umfiel, ????? der war eben geliefert.
Der Hass kannte keine Grenzen.
Heute schon vergessen oder unangenehm es zu erwähnen ?

Jetzt nur noch Richtung Nord-West. 
Denn dort war die Heimat.
Die Russischen Truppen liessen uns ungeschoren.
Die Kampfeinheiten, das waren Panzer mit aufgesetzter Infanterie, war längst voraus.
Was jetzt kam waren die Russischen Horden.
Die, wie man sie mir als Hitlerjunge geschildert hatte. 
Keinen Deut anders. Ausser Kontrolle geratene Verbrecher.
Auf Pferdewagen mit Panjepferden. Immer im Galopp. 
Auf jedem Wagen 4-6 Männer und 3-4 Frauen.
In Uniform. voll beladen mit  Beute und alle besoffen.
Das waren die Truppen von denen heute noch manche ältere Frau Alpträume hat..

Manche Landser meinten besonders klug zu sein. 
Sie besorgten sich in den leer stehenden Häusern Zivilklamotten. 
Doch die in langer Reihe vorbei ziehenden Deutschen Flüchtlingstrecks haben jeden !! gnadenlos !! an den nächsten Russischen Soldaten ausgeliefert. 
Der Deutsche Soldat war der Schuldige an ihrer Misere.
Auch hier nur Hass. Menschlichkeit? Fehlanzeige .
Der Russe  sah nun den Mann nicht mehr als Soldat an, sondern als Spion. 
No commend.

Doch egal. 
In der Katzensteinbaude bei Schreiberhau war auch für mich Ende.
Dort wurde, beim vorbeilaufen, mir erklärt.
Stoi. Hier ist dein Ende.
Dort wurde eingesammelt. 
Immer 100 Deutsche Soldaten bildeten eine Kompanie.
Weiter konnte ein Russischer Soldat nicht zählen.
Wenn die 100 Mann zusammen waren, vorn ein Soldat, hinten einer, beide mit MP und Abmarsch.
Man konnte unterwegs mal in die Büsche gehen, oder, der Mai 1945 war glutheiss, aus dem Graben neben der Strasse was trinken, oder auch einfach abhauen, das war den beiden völlig egal.

Blieb jemand auf der Strasse liegen, gab es hinten nur einen kurzen Knall, und das Problem war erledigt.
Ab in den Strassengraben.
Alle 10-20 km war Halt.
Es wurde abgezählt.
Was an der abmarschierten Zahl von 100 fehlte, wurde im nächsten Dorf oder Haus eben wieder aufgefüllt.
Der Befehl, 100 Deutsche Männer irgendwo ab zu  liefern, wurde auf jeden Fall erfüllt.
Was zum Essen?  Warum? Das waren nur Träume.

Meine 100 Mann Kompanie landete in Lauban in einer ehemaligen Kaserne.
Zum Schluss waren es 22.000 Deutsche ehemalige Soldaten.

Wie hielt man  diese Gruppe von Soldaten mit einer Handvoll Bewachung überhaupt zusammen und ruhig?
Ganz einfach.

>>IHR seid doch nur verführte, unschuldige Soldaten.
Was wir suchen, sind die wahren Schuldigen. 
Die SS Leute!!!!!!! ( was sie auch sehr gründlich taten)
Und die, die werden wir bestrafen.
Die, die kommen hier in das Lager.
Und damit die nicht wieder abhauen, müsst ihr diese Kaserne ausbruchsicher machen.
Als Dank und Belohnung dafür bekommt ihr eine Bestätigung und einen Entlassungsschein.
Damit könnt ihr nach Hause und nur damit bekommt ihr zu Hause auch Lebensmittelmarken damit ihr euch was zu essen kaufen könnt. <<

So geschah es also, das, ganz freiwillig, 22.000 Mann sich selbst ein Lager bauten.
Mit Stacheldraht und Wachtürmen.
Gründlich nach Deutschen Plänen und auch unter Deutscher Aufsicht.
Und als es fertig war, wurden einfach die Tore geschlossen.
22.000 Mann waren drin.
Und die paar Männeken von Russen lachten sich halbtot über diese dämlichen Deutschen die sich selbst eingesperrt hatten.
Von SS sprach niemand mehr.

Das war MEIN Kriegsende.

" Von nun an gings bergauf. " (Dachte ich )




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