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Dienstag, 24. Februar 2015

Berlin- Französischer Sektor (1946 )



Bei mir persönlich war es ähnlich.
Meine Mutter hatte ihren Mann, meinen Vater, ans Messer geliefert. 
Beide waren Nazis. 
Beide waren in gleicher Situation.
Wir wohnten im Wedding,in der Fennstraße Nr. 18 v. II.

Eines Tages, nach Kriegsende, fuhr ein Lastwagen vor. 
Russische Soldaten drauf. Tarnnetze über der Ladefläche.
Kalaschnikow im Anschlag. Treppe rauf. Klingeln. 

( So wurde es mir später von der Nachbarschaft erzählt und bestätigt. Fr. Neubert, Kaiser und Arndt  )

Sie hat dann den Russen 1945 gesagt wo sie meinen  Vater  finden könnten, 
( er war gerade beim Frisör, auf der anderen Strassenseite, (Fennstraße Nr. 48,) als der LKW mit der Soldateska vor der Tür stand.)
Er wurde aufgeladen. 
Damit blieb sie ungeschoren.

Ich werde nie ihren Satz vergessen als ich nach Hause kam und frug : " Wo ist Papa?"
" Den haben sie abgeholt. Besser er als ich. Einer von uns beiden musste doch dran glauben. Und da ist ja auch noch dein Bruder" 
(Hier hatte wahrscheinlich ICH Hass in den Augen )

Sie hat dann viele Jahre in Berlin als Trümmerfrau gearbeitet.
Als Sühneleistung.
Es gab da noch meinen Bruder. 
Der war damals so um die 7 Jahre alt. Ihr ganzer Stolz.

Ich war Papas Sohn, also entbehrlich.
O-Ton: 
" Du warst nie gewollt. Dich wollte dein Vater. 
Mein Kind ist dein Bruder. 
Durch dich habe ich meinen Beruf aufgeben müssen "

Ist auch o.k. so.
Doch das geht zu weit ins Private. 
Sie war nie das, was man als "Mutter" bezeichnete, aber immer , bis zum Tod, ein guter Nazi.
Ich weine ihr bis heute keine Träne nach.

Ach ja, noch vergessen. 
WO war denn nun mein Vater ?
Sie selbst hatte das nie  interessiert und sie hat auch nie selbst Nachforschungen angestellt.
Meine Recherchen ergaben nun folgendes:

Mein Vater kam erst nach Hohenschönhausen ins Lager.
Dort habe ich ihn gefunden und noch einmal vom Stacheldrahtzaun aus gesehen ehe ich von den Russischen Wachmannschaften vertrieben wurde.
Von dort kam er in das Sonderlager der Russen im ehemaligen KZ-Sachsenhausen.
1948 wurde er entlassen. 
Lebte noch ca. 10 Tage und verstarb dann.

Immerhin war DAS Thema damit erledigt.
Für mich stand fest, HIER bleibe ich nicht lange.

Es konnte nun nur noch besser werden.

( Dachte ich )


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