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Samstag, 21. Februar 2015

Lauban (1945-1946)



Ich war da, noch unter 21 Jahre alt, in einer sogenannten 
" Jugendlichen Kompanie " 
Das war auch der spätere Mitgrund, warum ich frühzeitig entlassen wurde. 
Wie ich später erfuhr, wurde das ganze Lager nach Sibirien verlegt.
Ich habe nur 1 Menschen davon noch einmal in Berlin wieder getroffen.
Auch der hatte das Glück gehabt weil er so krank war, das er eine Belastung dargestellt hatte.

Aber diese "Jugendlichen Kompanie" hatte noch eine andere Funktion. 
Die Lagerärztin, durchaus als bildschön zu bezeichnen, feierte oft und gern mit ihren Uniformierten Freundinnen. Waren sie nun so restlos besoffen, was eigentlich Dauerzustand war, mussten die Jugendlichen Kompanien auf dem Kasernenhof  antreten.
Die " Damen " befahlen dann: Hosen runter, und ergötzten sich an ca. 1000 nackten jungen Männern und machten Vergleiche und amüsierten sich.
Das gute daran war, das die auserwählten anschliessend nach Erfüllung ihrer Aufgabe auch meist Lebensmittel mitbrachten.

Ach ja. Ich gehörte nie zu den auserwählten. 
Darum wissen diese " Damen " bis heute nicht, was ihnen damals entging.

Jede Woche war Entlausung angesagt. 
Solange das Lager bestand !
Das spielte sich folgendermassen ab:

In der Mitte der Stadt Lauban, auf einem grossen Platz, hatte man ein paar Baracken aufgebaut. 
Eingezäunt gegenüber der umlaufenden Strassen mit ihren Menschen und Verkehr.
Eine 100 Mann Kompanie marschierte nun unter Bewachung durch die Stadt, rein in das umzäunte Gelände.
100 Mann zogen sich auf der Wiese splitternackt aus.
Zu jeder Jahreszeit.
Die Kleidung kam in die eine Baracke. 
Diese wurde mit Öfen beheizt. 
Dort sollten die Läuse also geröstet werden.
Die andere Baracke hatte Rohre mit Löchern an der Decke, dort kam Wasser  raus und man konnte sich waschen. 
Mit was? Gute Frage. Es waren kleine Stoffbeutel, da war was drin, ich weiss nicht was.
Auf der anderen Seite der Baracke wieder raus,
Dort sassen auf einer Reihe andere Gefangene, mit einem Pinsel in der Hand.
Der wurde in eine Flüssigkeit getaucht und dann zwei mal über den  " Pisqualdi " gezogen.
Dann ging es weiter zum nächsten. 
Der hatte ein Rasiermesser und schwupp war das letzte Haar weg.
Dann musste man noch ca. 30 Minuten warten bis die Klamotten genug durchglüht waren.

Immerhin konnten die Passanten auf den Strassen in aller Ruhe Vergleiche anstellen. 
War doch auch was positives.
Zu bemerken: Stillschweigend !!!!
Nie ein Anruf oder etwas aufmunterndes. 
So behandelt man Aussätzige. Nicht seine Landsleute.

Gute Frage von mir.
Warum liebe ich heute noch keine Menschen ?
Ob sich kein Laubaner mehr daran erinnert?
Ich staune immer wieder, wie viel Menschen verdrängen können.

Alle Fertig?
Dann Anziehen, Antreten, Abmarsch.
Die nächste Kompanie war längst da und wartete nackend darauf auch diese Prozedur über sich ergehen zu lassen.

Alles das spielte sich auf einem öffentlichen Platz ab.
Die Bevölkerung, gleich welchen Geschlechtes oder Alters stand am Zaun und sah sich die nie endenwollende Parade von nackten Männern an.
Täglich. Die erste Peepshow unter freiem Himmel.
Wer glaubt nun mir noch, das ich heute so etwas wie
 " Schamgefühl " habe?
Wenn sich die Menschen am Zaun nicht geschämt haben, 
ich bestimmt nicht.
Und in ihren Augen? Hass auf uns. Ihre Landsleute. 
Auf die Soldaten , die versucht hatten mit ihrem eigenen Leben diese Menschen zu schützen.
Na gut, heute nennt man das, was die Soldaten taten, Pflichterfüllung.

Mitleid? Hilfe? Oder ein aufmunterndes Wort?
Fehlanzeige.
Dafür Gleichgültigkeit und Interesselosigkeit.
Ich habe es eigentlich bis zum heutigen Tage, egal in welcher Situation, in meinem ganzen Leben, nie anders erlebt oder erfahren . 
Der Mensch als solcher ist schlecht in seiner Anlage.
( davon gern einmal mehr )
Was erwartet man eigentlich heute von MIR ?????

Aber : " Von nun an gings bergauf. " (Dachte ich )
.





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