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Mittwoch, 18. Februar 2015

So fing alles an...



Meine Kindheit, mal nur in Stichworten.
Ich könnte, egal was es ist, zu jedem einzelnen Punkt einen Roman darüber schreiben.
Ich habe mein ganzes Leben vor meinem geistigen Auge.
Doch das würde viel zu weit führen.

Meine Eltern:
Vater, von Beruf Tischler war 4 1/2 Jahre arbeitslos. 
Damals gab es noch nicht das, was man heute ein " soziales Netz " nennt.
Von seiner Familie ausgeschlossen, weil er meine Mutter geheiratet hatte.
( Was ich heute sehr gut nachvollziehen kann. )

Mutter, musste durch meine Geburt ihre Stellung als Buchhalterin bei der Fa. Hackebeil & Söhne aufgeben. 
( Darum war ich auch immer der verhasste Sohn der ihr Leben zerstört hatte)

Grosseltern mütterlicherseits war nur meine Groma. 
Ihr Mann ist im 1. Weltkrieg gefallen.
Grosseltern väterlicherseits habe ich nie kennen gelernt.
Habe nur später erfahren, das mein Opa in Neuruppin eine Schreinerei mit mehreren Angestellten hatte.
Diese Firma hätte er versoffen und verspielt.
Vielleicht habe ich von ihm meine Liebe zum Alkohol bekommen?
Ist doch auch was wert.

Ich bin in Berlin gross geworden und auch zur Schule gegangen.
Im Wedding. Arbeiterviertel. Insider wissen wo das ist.

Als Kind gespielt im " Lausepark", im Sandkasten mit pissenden und scheissenden Hunden zusammen. 
Darum kenne ich heute auch nicht das Wort "Allergie"
Im Winter den Berg runter " geschlittert" auf Holzpantinen, kurzer Hose, Leibchen und langen Wollstrümpfen. 
Erfrorene Zehen, aber es war toll! 
Einen Schlitten konnten wir uns nicht erlauben.

Im Sommer sass ich auf der Strasse am Rinnstein und liess , wenn es geregnet hatte, kleine Holzstückchen im Abflusswasser schwimmen.
Für mich waren das damals Schiffe die in die weite Welt fuhren.
Es wurden Maikäfer gesammelt und getauscht, Hopse gespielt, gekreiselt mit einem alten Einzelrad, oder....... .?
Ich war eben ein stinknormales Grossstadtkind.

Meinem Vater wurde dann eine Arbeitsstelle angeboten.
Bedingung: Eintritt in die NSDAP.
Da gab es kein überlegen. Wurde gemacht.
Auch in die NSV.
Mutter gleich mit, auch in die NS Frauenschaft, denn dann gab es schon mal was geschenkt.

Ich war ein mittelmässiger Schüler. 
Alle waren  mit mir zufrieden.Was ich nicht lernen wollte, wurde mir von meiner Mutter hineingeprügelt. 
Auch schon mal mit einem Handfeger oder was meiner Mutter sonst in die Finger fiel.
So gestählt ertrug ich dann auch leichter die Rohrstockschläge in der Schule auf die Fingerspitzen.
Heute würde ich sagen. Ich war ne faule Sau. 
Aber durch die Schläge auch nicht fleissiger geworden.

Mit 10 Jahren war es endlich so weit.
Ich durfte in das Jungvolk eintreten. Ich wurde ein Pimpf. 
Ein begeisterter!
Es wurde die schönste Zeit in meinem Leben. 


Das schönste war, ich bekam richtige Lederschuhe !! 
( Bundschuhe ) mit Nägeln  beschlagen. 
Das klapperte so gut auf den Pflastersteinen.
Eine Bundhose. 
(die erste lange in meinem Leben. Die war im Winter warm !)

Das wichtigste aber war:
Es gab andere Jungen mit denen ich zusammen war.
Es gab Aufgaben. 
Am Wochenende fuhren wir vor die Tore Berlins. 
In Zelten wurde übernachtet. 
Warmes Essen aus einer Gulaschkanone. Soviel man wollte!!!
Räuber und Indianer gespielt.
Niemand meckerte.
Niemand schlug einem.
Sonntags abend zurück.
In der Woche Heimabende. 
Dort habe ich mehr gelernt als in der Schule.
Eine völlig neue Welt tat sich für mich auf. 
Du möchtest mal die Berge sehen ? Kein Problem. 
Eine Woche Elbsandsteingebirge. Kletterkurs.
War gut? Na dann doch mal zum Glatzer Schneeberg. 
Auch klettern.
Du interessierst dich für das  Ausland? 
Kein Problem. Da findet ein Vortrag statt. 
Da hast du eine Eintrittskarte in irgend einem Universitätsgebäude.
Musik findest du gut? Kein Problem. Ich bin mit 11 Jahren, allein ins Theater gegangen und habe Operetten und Opern mir angesehen und angehört. 
Noch heute schätze ich klassische Musik.
Segelfliegen, Motorrad fahren, Feuerwehr, oder was.
Diesem Regime war seine Jugend etwas wert.
Und diese nahm es auch an und lungerte nicht in Spelunken oder "Open Air Festivals" rum

Noch einmal.
Ich möchte diese Zeit nicht missen.
Ich stehe dazu.

Ob man es glaubt oder nicht. Dort wurde ich erzogen. 
Und ich habe unendlich viel gelernt.
Was ich heute bin, verdanke ich diesem so geschmähten Naziregime und auch dem realen,wirklichen Leben dem ich mich bis heute jedesmal stellen musste.
Das hat mich bis heute auch geprägt.

Es kam der Krieg.
Ich wurde Soldat.
Über Krieg kann man nicht und möchte ich auch nichts schreiben.

Ich hasse jede Uniform.
Ich hasse jeden Soldaten.
Ich hasse jeden Politiker der nur daran denkt, egal aus welchem Grund, das Menschen sich gegenseitig umbringen.
Ich hasse alle die, die das bagatellisieren oder vielleicht auch  noch  verherrlichen wollen.

Ich denke da so an den karnevalistischen Mummenschanz wie " Grosses Gelöbnis " oder " Grosser Zapfenstreich" 
Für mich, jedesmal zum kotzen!  

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