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Mittwoch, 25. Februar 2015

Berlin-Französischer Sektor (1946)


Doch weiter: 

Ich bekam nun in Berlin Lebensmittelmarken. 
Als " Normalverbraucher " 1550 Kalorien pro Tag.
Wenn man aber einen Beruf hatte, der " Schwerstarbeiter " war, gab es mehr.
Z.B. Ein Maurer. Denn der Beruf war logischerweise gesucht.
Also wurde ich eben Maurer. Was solls ???
Das dauerte in einem Kursus genau 6 Wochen.
Einige Leute kannte ich eben von früher noch. 
Die machten es möglich.
Ich war nun Maurer.
Damit bekam ich die Stufe V der Rationen.
Ich glaube 500 Kalorien mehr pro Tag. 
Wenigstens auf dem Papier.
Da war schon mal was Kartoffelmehl oder sowas extra drin.

Meine Mutter lebte ihren Törn. 
Ihr eigenes Leben.
Wir waren gemeinsam in einer Wohnung, aber getrennt von allem. 
Auch vom Essen.

Es war nichts mehr für mich.
Diese Zerrüttung zwischen uns hat bis zu ihrem Tode angehalten.
ICH habe ihr nie verziehen, mein Bruder sah das immer etwas anders.

Aber, da hatte ich doch noch meinen Entlassungsschein?
Diesen "Sesam öffne dich" Schein.
Also  meldete mich eines Tages bei der Französischen Militärbehörde als entlassener Kriegsgefangener aus Russland, mit der Heimatadresse " Wallertheim " 
????? 
Diesen Ortsnamen hatte ich von einem Schulfreund. (Erich)
Denn dort wohnte sein Grossvater. Sagte er mir jedenfalls.
Ich selbst wusste nicht wo dieser Ort lag. 
War mir aber auch völlig schnurz piep egal.

Nun kam ich wieder in ein Lager.
In ein Französisches innerhalb des Französischen Sektors in Berlin.
Wieder Stacheldraht.
Wieder Posten mit Gewehr.
Auch die Franzosen waren nicht das gelbe vom Ei.
Das lernte ich aber erst sehr viel später erkennen.
Meine Mutter versuchte noch mit "links" etwas zu drehen, mir was anzuhängen, aber der Französische Kommandant glaubte MIR  und wies sie ab.

Immerhin bekam ich nun auch wirklich gutes Essen.
Vor allem genug !!!
Das reichte mir.
Wer einmal in Russischer Gefangenschaft war, dem kann nichts mehr erschüttern.
Er wird nur immer das Thema "Essen" nie mehr aus seinem Kopf bekommen.
Bis heute eigentlich.

Hier im Lager warteten nun alle Rückkehrer aus dem Osten, die ihren Heimatort im Westen hatten, auf einen Transport durch die Zone.
Anders war es nicht möglich Berlin zu verlassen.

Diese Transporte wurden von den Amerikanern durchgeführt.
Lebensmittel per Schiene rein nach Berlin und auf der Rückfahrt in den Waggons durften wir dann mit fahren.
Diese Züge waren Militärtransporte und wurden von den Russen bei der Fahrt durch die Zone nicht kontrolliert und von den Amis bewacht.
Meist lag noch eine grosse Weissblechdose mit Keksen und eine mit Wasser im Waggon.
Ältere werde sich vielleicht noch an diese Viereckdosen mit dem runden Loch oben erinnern.
Ca. 15 - 20 Liter Inhalt.
Sie waren für vieles verwendbar und ein kleiner Schatz.

Nebenfrage.
Wie verrichtet man seine Notdurft in einem fahrenden Güterwaggon?
Während der Fahrt fliegt leider alles von der Schiebetür wieder in den Wagen zurück.

Die Fahrt dauerte etwa 8-10 Stunden.

Ein neues Abenteuer begann.
Es ging in den goldenen Westen.
Es konnte jetzt nur noch besser werden.

Denn :" Von nun an gings ja bergauf. " (Dachte ich )  

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