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Freitag, 20. Februar 2015

Lauban (1945-1946)



Nun waren wir Gefangene. 
Kriegsgefangene? Oder Internierte?
Der Krieg war doch längst vorbei. 
An solchen Feinheiten hielt man sich nicht auf.

22000 Mann, die Schnauze voll von Krieg und nur einen Wunsch:
Endlich nach Hause!
Doch das sollte dauern.

Der tägliche Tagesablauf:
Jeden morgen um 6 Uhr war Zählappell.
Also Kompanieweise auf dem Kasernenhof antreten.
Zwei Russische Soldaten zählten.
D.h. sie  gingen an jedem Mann vorbei und zählten ob es immer 100 je Kompanie waren.
22.000Mann !!!
Wehe bei der Hälfte kam was dazwischen, dann kamen sie durcheinander und fingen von vorn wieder an zu zählen.
In der ganzen Zeit wurde die Gefangenen von anderen Russischen Soldaten beobachtet, das niemand sich bewegte oder  seinen Platz verlies. 
Kranke oder fehlende mussten vorher gemeldet und bestätigt werden.
Wer umfiel blieb liegen. 
Er war ja da und konnte nun mit gezählt werden.
Diese Prozedur fand täglich statt. 

Mein Quartier befand sich in einem Gebäude innerhalb des Kasernengeländes auf einem Dachboden.
Das heisst, mir wurde ein Fleck zugewiesen. 
Das war meiner.
Betonboden. 
Mehr besaß ich ja nicht. Die anderen hatten auch nicht mehr.
Aber jeder respektierte die Betonfläche des anderen.

Erst wenn alles erledigt war, ging es zur Essensausgabe.
Es gab pro Tag eine Mahlzeit.
Das konnte nun in der Zwischenzeit gegen 10 Uhr sein, aber auch schon mal abends um 18 Uhr.
Wasser kam aus einem Hydranten, da die Wasserleitungen in den Gebäuden meist nicht funktionierten.

Als Essen gab es Fischmehl, als Suppe gekocht. 
Davon stand ein ganzer Waggon voll mit Papiersäcken bereit. 
Aufdruck: 
" Viefutter: Zum menschlichen Genuss nicht geeignet".
Ich habe es überlebt.
Es gab eine Kelle voll Wassersuppe.
Das Hauptproblem war, worin? 
Ich hatte aus dem nebenanliegenden Krankenhaus eine Emailschüssel mir besorgt. 
Aus einem ehemaligem OP  Raum. 
Ich möchte nicht erwähnen oder darüber nachdenken was vorher ihre Bestimmung gewesen ist.

Aber ab und zu gab es auch mal Brot.
Das wurde von den Russen selbst gebacken. 
Die selbstgemachten Blechformen wurden mit Motoröl ab und zu mal ausgeschmiert.

Zur Ehrenrettung der Russischen Soldaten muss ich sagen, sie hatten selber nichts. Auch nichts zu essen.
Einen Stoffbeutel mit getrocknetem, zerbröselten Brot um den Hals, in der linken Tasche eine Zeitung, rechte Tasche Machorka.
 ( für Zigaretten drehen) sie haben manchmal auch unsere Suppe mit gegessen.

Wo die Hunde der Russen im Laufe der Zeit geblieben sind, wird wahrscheinlich ein ewiges Rätsel bleiben. 
Kleine Anmerkung : 
Hund schmeckt gut . Auch ohne Gewürz und Salz.

Die Raucher unter uns trockneten erst die Blätter von den im Gelände stehenden Sträuchern. 
Das hielt aber nur ein paar Tage, dann waren die auch kahl. 
Dann wurden die noch versteckten Eheringe eingetauscht.
Dann waren  auch die alle.
So schnell wurden 22.000 Mann Nichtraucher. 
Es geht also.

Von nun an gehts bergauf ( Dachte ich )


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