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Donnerstag, 26. Februar 2015

Britische Besatzungszone (1946)


Nun waren wir auf der Fahrt.

Ich wog zwar immer noch nur 100 Pfund, aber mein Mut und meine Zuversicht war gross.
Eigentlich bis heute.
Ich war damals noch jung und voller Zuversicht.
Ich besass nichts an Gegenständen oder Sachen.
Woher auch?
Brauchte auch nichts.
Nur mein Russischer Entlassungsschein, DER war wichtig.

Ich hatte immer noch Angst.
Auch hier in der relativen Sicherheit eines Französischen Lagers in Berlin oder auch in einem Güterwaggon unter dem Schutz Amerikanischer Soldaten.

Es ging eines nachts los.
Wir waren 12 Männeken. 
Alles Russlandheimkehrer. 
Davon war ich der Favorit. 
Denn ich war ja schon länger in Freiheit als meine Kameraden.
Die waren völlig am Asch und hilflos.
Ich aber schon mit den jetzigen Gegebenheiten vertraut.
Wen der Russe entliess, der war am Ende.
Sie kamen noch mit der Konservenbüchse in der Hand. 
Diese hielten sie immer krampfhaft in den Händen. 
Denn ohne, hätten sie nicht ihre Tagesration Suppe im Lager in Empfang nehmen können. 

Ich kannte das noch aus eigener Erfahrung. 
Vielleicht war ich schon damals für manchen so eine Art Bindeglied zwischen überstandener Grausamkeit und normalem Leben gewesen.
Eine ganz kleine Brücke in die Normalität.
Ich junger Mensch war damals bestimmt der einzige Halt für diese Menschen.
Ich habe das erst sehr viel später begriffen. 
Damals war ich viel zu jung dafür.

Unser Ziel: 
Münster in Westfalen. Britische Zone.
Dort wieder eine Kaserne.
Aber ohne Stacheldrahtzaun.
Die Engländer sammelten dort die Heimkehrer in einer Art Durchgangs-und Sortierlager.
Man konnte sofort sehen wer, wo in Gefangenschaft war.

Die aus England kamen sahen wie normale Menschen aus.

Genau so wie  die, die aus Frankreich kamen. 
Wobei deren Zahl sehr klein war, denn vieleGefangene  hatten sich dort verpflichtet in den Bergwerken zu arbeiten und ein grosser Teil hatte auch sein Herz dort verloren.

Die aus dem Osten kamen, waren zu der Zeit nur wir 
12 Gestalten.
Keiner über 100 Pfund Lebendgewicht, einschl. Knochen. Lumpen an. 
Keine Schuhe, nur selbstgebasteltes, an Gepäck ihr Essgeschirr ( Konservendose) Dystrophie (Wasserödeme) 

Die aus den USA dick und vollgefressen, tadellos in Schale. Jeder 3-4 Seesäcke mit Mitbringseln aus den USA. 
Strahlend und lachend. Bester Laune.
Als wenn sie aus einem Urlaub kamen. 
Ich sehe heute noch diese feisten Fressen vor mir. 
Zum reinschlagen.
Denke mal, manchem tat es leid zurück zu kommen.
Die da standen, wären gern noch länger in Amerika geblieben.

Wir 12 und die ca. 150 anderen standen nun angetreten auf dem Kasernenhof.
Der Englische Offizier hiess uns alle in der Heimat willkommen.
Er sah zu uns.
Dann zu den aus den USA kommenden und meinte:
Eure Kameraden da aus Russland, haben ja noch nicht einmal Schuhe oder ein Hemd an, sollte sich nicht in euren Seesäcken etwas für die befinden?

Es gab nichts!!!!
Nicht mal eine Zigarette von den 10 bis 20 Stangen !!  in ihren Seesäcken.
Nichts Kameradschaft.
Alles war vergessen.
Auch auf Zureden des Briten nicht.
Der hat "Deutsche Kameraden" dort kennen gelernt. 
Ich schon viel früher.
Als er zwangsweise aus den Seesäcken für uns etwas requirierte, sah ich wieder Hass in den Augen denen man was weg nahm.

Ich begriff hier, für mein ganzes Leben, es gab ab dem Jahre 1945 keine Kameradschaft , Hilfsbereitschaft oder so etwas mehr.
Das ganze Deutsche Volk hat diese Begriffe verlernt.
Bis heute.
Auch das Wort "Gastfreundschaft" kennt man nur im Ausland.

Hier wurde ich für mein ganzes Leben geprägt.
Ich sollte es danach auch noch sehr oft bestätigt finden.

In Münster war ich nun wieder wenige Tage, bis ich per Güterwaggon an die Franzosen übergeben wurde.
Denn Wallertheim war mein Ziel.
Und das lag  nun mal in der Französischen Besatzungszone.

Damals wusste ich noch nicht, und heute spricht man leider nicht mehr darüber, das sich die Franzosen von den Russen in der Behandlung der Deutschen nur in ihrer Sprache unterschieden.
In Grausamkeit und Perfidität standen sie dem Russen in nichts nach.

Warum will man heute davon eigentlich nichts mehr wissen was und wie der Franzose nach dem Krieg in seiner Zone gehaust hat?  
Wieviel Opfer noch nach dem Krieg die Französische Herrschaft gefordert hat?
Wie die "Fremdfarbigen " :-))) Truppeneinheiten in R-P gehaust haben?

Der Deutsche war und ist der Erzfeind des Franzosen . 
Der "Boche", und daran hat sich nichts geändert.
Mögen die Träumer darüber anders denken.

Doch : " Von nun an gings bergauf. " (Dachte ich )



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