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Dienstag, 25. November 2014

Urlaub 1957 (13)





Der letzte Abend kam.
Alle anderen handelten mit ihren Führern über den Preis.
Stolz kam einer nach dem anderen an unseren Tisch um zu erzählen wie er den dummen Marokkaner übers Ohr gehauen und wieviel er noch runter gehandelt hat.

Das man eine gute Leistung auch gut belohnt, war denen fremd.
Alle waren stolz auf ihr Geschick im feilschen.
Ich glaube, hier wurde dieser Satz geboren den ich so hasse:
" Geiz ist geil "

Dann waren auch wir dran.
Nur, bei uns ging es folgendermassen von statten.
Erst mal wurde was getrunken. Die beiden keinen Alkohol. Da waren sie eisern.
" Sharif, ( so hiess er, ) was bekommst Du? Ich will keine Abrechnung sehen, sondern nur die Endsumme hören"
Ich weiss heute nicht mehr was und wieviel wir zahlen sollten.
Nur, sagen wir mal: 95,00 Mark.
Ich gab ihm 100,00 und sagte " Danke schön, ihr wart toll!" 
Auch der Helmut fand das gut.
Wir packten also freiwillig was drauf, statt runter zu handeln.
Ich machte es gern.
Denn ich war zufrieden.
Damit hatten wir den letzten Rest von Achtung bei den übrigen ( Deutschen !) Reisenden verloren.

Was wir an diesem Abend dann anschliessend im Hotel erlebten, war sagenhaft.
Das gesamte Personal hofierte uns und umschwärmte uns.
Trotzdem sie nichts damit zu tun hatten, und es alles nur vom zusehen mit bekommen hatten.

Die übrigen Touristen lachten über uns und erklärten uns alle für lebensuntüchtig.
Dann schlug die Stimmung um.
Es stellt sich heraus, das wir im Grunde, ohne zu handeln, auch nicht mehr bezahlt hatten als alle anderen.
Es war nur gut das es unser letzter Abend war.
Wer weiss was da, mit Alkohol, noch passiert wäre.

Allgemeine Verabschiedung.
An gross feiern war ja nun nicht mehr zu denken.
Man mochte uns nicht.

Abfahrt des Schiffes um 10,00 Uhr vom Hafen.

Allgemeines Wecken war um 6,00 Uhr angesagt.
Alle mussten ja noch:
Packen, Frühstücken, zum Hafen ( ca. 2-3 km ) Zoll erledigen, Visum klären, einschecken, usw.

Sharif kam zu uns.
" Ich habe das für Euch geregelt. 
Ihr bekommt euer Frühstück erst nach 8,00 Uhr . Schlaft ruhig aus.
Wir holen euch dann ab. "
????????????????

Na, wenn er es sagt, und das Hotelpersonal es bestätigt?

Inschallah 

Des Nachts ging ich noch einmal aus dem Zimmer. Warum? Weiss ich nicht mehr.
Ich verirrte mich in die Küche.
Dort stand ein riesiger, gemauerter, verputzter Steinofen.
Im diffusen Licht der Strassenlaternen sah ich, eine grosse Gruppe von Menschen lagen auf und neben diesem Ofen.
Sie hatten kein eigenes Zimmer. Das war ihre Nachtruhe.
Am Tage , in ihrer Hotelkleidung, ahnte man dieses nicht.

Und wieder dachte ich nach.
Das was ich am nächsten Morgen als " Danke schön " auf dem Tisch liegen liess, war für mich eine Bagatelle.
Für diese Leute damals schon so viel, das bestimmt manches Gebet an Allah für mich, den Ungläubigen, gesprochen wurde.

Auch das streichelt einem die Seele.


( Fortsetzung folgt )





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