Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Dienstag, 18. November 2014

Urlaub 1957 (6)




An den Zigeunern bei Guadix vorbei.
Endlose, bis in den Himmel reichende Strassen. Schnurgerade. 
Kein Baum, kein Strauch.
Nur die Sonne gnadenlos vom Himmel. Damals gab es keine Klimaanlagen.
Menschenleer.
Wissen sie , das man  das ganze Jahr in dieser Gegend im Meer baden kann, um nachmittags in die Sierra zum Ski laufen zu fahren.?

Damals waren wir froh, an irgend einem Pfahl plötzlich zu lesen: " Campingplatz "
Denn zurück zu fahren war es zu spät geworden. 
Wohin auch? 
Es gab nur eines : Rauf und dort übernachten.

Es war kein Campingplatz, sondern ein Gutshof.
Völlig allein in der Pampas. Einsam.  War aber da so üblich.
Der " Campingplatz" war eine kleine Wiese auf der ca. 5-7 wagemutige Autofahrer mit kleinen Zelten standen und übernachteten.
Der Besitzer sprach Deutsch!!!!!
Er hatte in der " Legion Condor " gedient. Ältere wissen noch was das war. Darauf war er stolz.
Er war froh sich unterhalten zu können und sah es als seine ganz besondere Ehre an, das wir Deutsche nichts dafür zu bezahlen hätten.
Da schaffte Freude bei den zwei oder drei anderen die keine Deutsche waren.
Nebenbei bemerkt, wir sprechen hier immer nur von 2-3 Peseten die alles kostete !

Zu essen und trinken gab es was im Gutshof zu kaufen.

Nun wurde uns folgendes klar gemacht.
Dieses riesenhafte Tier an seiner Seite an der Kette , mindestens ein junger Bulle, ist ein Hund.
Kein Monster aus der Unterwelt. 
Gaaaaanz lieb.( Sagte ER!) 
Nur, dieses Tier mag keine Spanier. Darum läuft er ab abends immer frei rum.
Er sorgt dafür, das niemand uns hier was tut.
Damit wir sehen wie lieb er ist, wird er jetzt los gemacht.

Neeee, alles war paletti.
Er war wirklich lieb, wie er da bei seinem Herrn sass und uns anschaute.
Dann wurden wir alle beschnüffelt, und das war es.

Meine Frau meinte nun zu mir, hole uns was zu essen, wir setzen uns hier auf das Mäuerchen, da können wir Abendbrot essen.
Ich marschierte los.
Alles Eigenerzeugung!!!!!!
Brot, Butter, Wurst, Käse, Schinken. (Herrlich )

Zurück zum Auto.
Fragende Blicke:
" und was zu trinken? Wie steht es damit? Wieder vergessen?" 

O.k. Ich war immer folgsam.
Noch einmal zum Gutshof getrottet und Milch geholt.
Auf dem Rückweg mit meiner Blechkanne, sah ich meine Frau auf dem Mäuerchen sitzen und vor  ihr das Ungetüm, Verzeihung: Hund.
Übrigens, sein Name war Palomo.

Ich kam näher, Palomo sah mich so komisch an.
Ich setzte die Milch ab.
????????????
Wo ist das Essen?
" Ach, ich hatte so Angst, da habe ich den Hund gefüttert. Auch alles andere was wir noch so im Auto hatten. Ich glaube der hat aber immer noch Hunger"

Thema Essen war damit erledigt.
Ich trank etwas Milch. Meine Frau trank keine Milch. Den Rest der Milch brauchte Palomo zum runterspülen.



Die Nacht kam.
Wir schliefen in unserem Auto auf den Bettkeilen.
Wie das so ist, ich musste in der Nacht Pipi machen.
Schlaftrunken die Autotür aufgemacht, ein Bein raus.

WAS ist das????????????
Ein Knurren draussen. Kein Knurren. Eine Warnsignal aus tiefster Kehle .
" Ich wache hier!"
Das Bein sofort wieder rein, und durch das Fenster geschaut.
Vor der Tür, im Mondschein sass das Ungetüm und knurrte mich an.

Ich machte meine Frau wach.
Sie stieg auf der anderen Seite des Autos aus.
Er lief sofort zu ihr rum,  quiekte und liess sich von ihr streicheln.
Wenn ICH nur an das Türschloss kam, dann ertönte sofort dieses Donnergrollen.
Palomo erwies sich als dankbar gegenüber seiner Verpflegungstante.

Nur, ich musste trotzdem Pipi machen !!!!!

Es dauerte bis zum Morgen.
Dann pfiff der Besitzer von weitem,  Palomo raste los, und ich schaffte es noch bis zum nächsten Strauch.

Ich muss nicht extra erwähnen, das nicht mehr hier gefrühstückt wurde.

Aber, hier wurde einer meiner ehernen Grundsätze fürs Leben geboren:
" Füttere die Bestie "
Dieses habe ich immer , bis heute, so gehalten.
(Vielleicht war ich auch deshalb 61 Jahre verheiratet ?)


Unser nächstes Ziel war Granada.
Da gab es dann wirklich ein gutes Frühstück in einer Bodega.
Ich genoss es ganz allein. 
Zwar mit Frau , aber ohne Palomo!
Damals hingen die Schinken zu Dutzenden an den Zimmerdecken und wurden von dort aus zum Verzehr gebracht.
Spanischer Schinken ist heute noch mein Ding !

Ich liebe Hunde, aber keine die mir mein Abendbrot weg fressen und  mich dann nicht mal Pipi machen lassen.

No, no Senor!
Sooooo nicht. Denn Essen  war für mich immer das zweitschönste auf der Welt.


( Fortsetzung folgt ) 






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen