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Dienstag, 17. März 2015

Die erste Schicht


Der Montag war mein Tag.
Da sollte nun alles sich in meinem Leben wenden.
Ich wollte nun endlich Fuss fassen.

Um 4,00 Uhr aufstehen.
Um 5,00 Uhr auf der Zeche sein.
Am Eingang, an einem Schalter das Zauberwort "1715" gerufen, eine Messingmarke mit der eingeschlagenen 1715 in die Hand gedrückt bekommen, und zur Kaue, zum umziehen, gegangen. 
Pünktlich um 5,30 Uhr marschierte ich,  mit vielen anderen, die Treppe zur Lampenstube rauf.

Oben, unter einer grossen Uhr, standen Wesen aus einer anderen Welt.
In schneeweissen Arbeitsanzügen.
Einen glänzenden, geputzten Lederhelm auf.
Ein blauweisses Halstuch um.
Die Arbeitsschuhe hochglänzend.
Um den Hals eine Lampe hängend. (den sogen. Blitzer) 
Und, das wichtigste, einen Stock in der Hand. 
(Bergpickel oder Fahrstock)  
Der Blitzer und der Stock waren das äussere Zeichen ihrer Macht.
Und passte man ihnen nicht, spürte man das am Lohn.
Die "Steiger".

Sagen wir mal, im Normalleben Meister oder Vorarbeiter genannt.
Sie nannten  sich Bergbeamte, trotzdem sie von einem Beamten  so weit entfernt waren, wie ein Rentner von einem Bankier.
Bis heute ist dieser Dünkel von ihnen nicht gewichen.
Aber sie waren in der Hierarchie schon wer.
Doch, doch.
Sie hatten Macht.
Und diese nutzten sie auch weidlich aus.

Etwas abseits stand der Obermontze.
Der absolute Übervater und alleinige Herrscher über Tod und Leben.
Ich weiss heute nicht mehr, ob es an diesem Tag schon mein späterer spezieller Freund war.
(da lässt mich leider mein Gedächtnis im Stich ) .
Der "Obersteiger", mit Namen: Stevens. 
Genannt "dat Gift"  

Ich nun zu dem da hin.
"Hallo, Guten Morgen, mein Name ist Gülde, ich soll mich hier bei ihnen melden"

Die Erstarrung dieses Mannes ob meiner Ansprache, zog sich bis zu den Steigern hin.
Da ich laut spreche, hatten es alle gehört.

Ich wusste nicht warum, ging mir aber wie so oft im Leben völlig am Asch vorbei.
Ich war höflich gewesen. Also ?
Ich begriff damals nicht, das ER mich ansprach wenn ER wollte und nicht ich IHN.      

Er beherrschte sich  sichtlich als er mir lautstark sagte:
"Hier sagt man Glück Auf "

Na gut, wenn er meinte ?
Neues Spiel, neues Glück.
"Glück Auf, mein Name ist Gülde, ich soll mich bei ihnen heute melden"
"Das ist mir Scheissegal wie sie heissen. 
Ihre Markenummer will ich wissen"

Noch ein Versuch. 
Ich wusste im stillen, das es mein letzter war.
Aschlöcher dieser Qualität und Güte hatte ich schon genug in meinem Leben kennen gelernt.
Die Gesichter der vorbeigehenden Kumpel sagten mir genug wie SIE das Spiel aufnahmen.
Ich glaube, auch dieses Oberarschloch merkte so langsam was mit mir los war.
"Glück Auf. Ich bin die Markennummer 1715 und möchte hier arbeiten"
"Dann komm mit."

Der "Herr über alles" ging nun mit mir zu einem der Halbgötter in weiss.

"Hier, den können sie auf Strecke 4.Osten - 360 m/S 
mitnehmen." 

Dieser weissgekleidete guckte  mich an, fasste mir an die Oberarme wo andere Leute  Muskeln  haben und sagte: 
"So was kann ich nicht brauchen" 
Ich war schon beruhigt, das er mir nicht in den Mund auf die Zähne geschaut hatte. 
Das macht man doch so wenn man einen Gaul kauft.
Es entwickelte sich nun ein  kleines  Streitgespräch zwischen den beiden, was logischerweise der Allvater gewann.

Nun stand ich da neben meinem Steiger.
Es kam ein kleinerer Bergmann die Treppe rauf.

"Hein, hier haste was zum mitnehmen " 
( Brendts, Hein - Schaufenberg )
Kurzer Blick zu mir.
"Kann ich nicht brauchen"
"ER meint , er soll zu dir. Läuft nicht auf dem Gedinge"

Das muss ein Zauberwort gewesen sein.
Der Kleine nickte mir kurz zu und marschierte los.

Ich trottete hinter meinem neuen Leithammel her.
Zur Lampenstube.
"1715" die Marke hingelegt, und man knallte mir ein Monstrum von Lampe auf die Theke. 
Dann mit dem "Hein" den weiteren Weg zum Schacht.

Also , erst einmal ging es bergab mit mir statt bergauf.



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