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Mittwoch, 11. März 2015

Frankfurt (1947)


Vorgabe:
Abfahrt Richtung Frankfurt/Main.
Dort umsteigen in den Zug nach Köln.

" Hallo Schaffner, wann fährt der Zug nach Köln?" 
" In ca. 3 Stunden" 

Na, da haben wir ja noch viiiiel Zeit.
Vor dem Frankfurter Hauptbahnhof,  ein grosser Platz mit Brunnen, mit Schwarzhändlern und sonstigem lichtscheuen Gesindel.
Da fiel ich nicht weiter bei auf.

Genau gegenüber eine Strasse in die ich weit hineinsehen konnte.
Viele Menschen dort unterwegs.
Schauen wir mal was da so los ist.

Das hatte ich nicht erwartet.
Ein Puff neben dem anderen.
Dazwischen Kneipen, Zuhälter, Schwarzhändler und Damen des " leichten Gewerbes" die es auch damals schon schwer hatten. 
Jede Kategorie und Preislage.
Ein Menschengetümmel.
Anmache bis geht nicht mehr.
Durchaus sehr appetitliche Frauen, aber auch noch welche aus der Vorkriegszeit. 
Da sie ganz schnell merkten, das ich kein potentieller Kunde bin und auch keinen Heller besitze, war ich schnell für das horizontale Gewerbe " out" 
Viele Juden waren damals schon dort vertreten, hatten eigene Geschäfte und handelten auf der Strasse.

Meine Zeit war um.
Der Zug ging ja bald ab.
Zurück zum Bahnhof.

"Hallo Schaffner, wo fährt der Zug nach Köln ab?" 
"Gleis (?) , aber die Lichter da hinten , das ist er. Er fährt gerade los" 
"Sch........, wann geht denn der nächste Zug nach Köln?"
"Morgen um die gleiche Zeit" 
????????????????
"Aber wenn sie sich beeilen, dahinten geht gleich noch ein Personenzug noch Köln"

Ich achtete nicht auf jedes Wort.
Ich sollte es noch bereuen
(oder, wie man es sieht, auch nicht. Doch  davon später noch) 
Meine Beine in die Hand und ab.
In den Zug rein.
Gleich danach fuhr er auch ab.

Er zockelte ganz gemütlich los.
Es war eine schöne, beschauliche Fahrt.
Ich hätte damals eigentlich schon stutzig werden sollen, das der Zug nur halb besetzt war.
Na ja, der andere, der Eilzug , war ja gerade eben erst weg gefahren. 
Darum wahrscheinlich.

Der Rhein wurde überquert.
An jedem Bahnhof wurde gehalten.
Man sprach nicht miteinander.
Et dröppelte so alles beschaulich vor sich hin.

Die Abteiltür ging auf.
Zwei Herren in Uniform kamen rein. 
Bahnbeamte waren es nicht, obwohl die Farbe der Uniform auch ins dunkle ging.
Keiner sprach ein Wort.
Alle Mitreisende zeigten unaufgefordert ein Papier vor.

Ich? ??????
Ich hatte meinen Freifahrschein und meinen Gestellungsbefehl vom Arbeitsamt Nürnberg für Aachen.
Komisch die wollten das garnicht sehen.
Meine diversen Lagerentlassungsscheine auch nicht.
??????????
Einer sprach kein Deutsch, der andere gebrochen.
Aha, Franzosen, darum auch diese komischen Uniformen.

Die wollten was von mir was ich nicht hatte,
Nur was?
Ein Mitreisender klärte mich dann auf.

Der von mir verpasste Eilzug, war ein Interzonenzug.  
Der fuhr von der Amerikanischen Zone in die Britische Zone. 
Da er aber durch die Französische Zone fuhr, hielt er in dieser nirgends an und die Abteile waren auch verschlossen.
Da konnte jeder mit fahren.

Hier aber nicht.
Der Franzose verlangte nämlich für die Einreise in seine Zone, von jedem Deutschen einen Interzonenpass.
Diesen musste man bei der Militärverwaltung beantragen. 
Mein Einwand, das ich ja nur Durchreise und nicht aussteige, wurde nicht akzeptiert.
Ich "hätte" ja. usw.

Darum hielt der Zug auch auf jedem Bahnhof damit die Reisenden ein- und aussteigen konnten.

Nun, das  wusste ich nicht, die halbe Strecke war ja auch schon gefahren, ich war ich, wer waren die schon?

Ich versuchte ihnen nun, in meiner bescheidenen, unaufdringlichen  Art zu erklären, warum, wieso, weshalb und so weiter....... 
Sie verstanden mich nicht oder wollten es nicht.

Alle Mitreisenden sahen weg.
Ich erklärte den beiden Uniformträgern noch einmal, etwas detaillierter und sehr !!! deutlich, wie die Sachlage  war, was ich von ihnen hielt !!!!, von der ganzen Situation, insbesondere von Franzosen, und überhaupt so von Soldaten und so.....

Um es kurz zu machen. 
Letztendlich haben wir uns doch geeinigt.

Ich fand mich auf dem Bahnsteig von St. Goar in Handschellen wieder und wurde  der dortigen Militärpolizei übergeben.
Sah nur noch die zwei roten Lampen am Zugende den Bahnhof , ohne mich, verlassen.

Die Militärpolizisten brachten mich in ein Haus (Gefängnis?) an der Hauptstrasse von St. Goar.
Diese waren damals für mich Neger. 
Das darf man  heute ja nicht mehr sagen: 
Also, deren Hautfarbe war wie meine Scheisse, und so behandelten sie mich auch.
Immerhin, ich war schon schlimmeres gewohnt!!!!

In diesem Gefängnis wurden mir die Handschellen dann endlich abgenommen.
Alles was man mir sagte verstand ich nicht, also war es mir auch völlig egal.
Warum soll ich dann hinhören? 
Was sie mir an Papieren vorlegten habe ich unterschrieben.
Wenn es ihnen Spass macht.
Was die mich am Asch leckten.
Ich bekam einen Tritt und fiel in einen Raum in dem schon ca. 10-12  Männer waren.

Aber das ist eine neue Geschichte.

Auf jeden Fall war mein Aufstieg mehr ein  Fall.
Erstmal. 
Oder?  

Ich lebte doch noch. 

  


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