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Montag, 16. März 2015

Die Grube Anna 1


Doch erstmal lag ja noch ein Wochenende dazwischen.

Samstag in der Kay.
Zu trinken bekam ich von den anderen.
Ich hatte ja keinen Pfennig mehr. 
Das letzte war für die Busfahrt drauf gegangen.
Meine jetzigen Kollegen  hatten genau einmal so angefangen.
Da niemand mehr als der andere hatte, war auch schnell Solidarität vorhanden.

Jetzt muss ich aber erst einmal etwas privat einfliessen lassen.

Ich weiss, das ich nun sehr  viele böse Briefe bekommen werde.
Viele werden sagen: 
"So war es nicht" 
"Du verunglimpft alles." 

Bitte immer bedenken.
Die Jahre im Bergbau der Jahre 1947 bis vielleicht 1955 sind nicht mit den nachfolgenden Jahren vergleichbar.
Es gab da keinen starken Betriebsrat.
Alle waren Einzelkämpfer.
Dazu muss der fremde Leser wissen.
Bergmänner sind eine eigene Gruppe und Sorte von Menschen.
Rauh, ehrlich und sehr direkt.
Genau das habe ich bis heute auch für mich übernommen.

Sehr stolz auf ihren Beruf und auch sehr traditionsbewusst, das ändert aber alles nichts an der Tatsache, das nach dem Krieg mit Menschen und vor allem mit den "Freemen" Schindluder getrieben wurde.
Es war durchaus immer ein Unterschied ein Einheimischer 
(von us) zu sein oder ein Imi (Zugereister)  
Das hat sich bis heute, auch in meinem persönlichen, familiären Leben , so gehalten.
Eines stand und steht für mich ausser Frage.
Kumpels , wenigstens damals, waren Kameraden.
Sie hielten zusammen, solange sie noch arbeiteten.
Wurden sie befördert, endete dieses schlagartig.

Es ging auch nicht anders.
Jeder war auf den anderen angewiesen und jeder vertraute auch dem anderen.
Wenigstens zu meiner Zeit.
Doch  davon gern später mehr.

Stehe aber jedem gern zu einer persönlichen Stellungnahme zur Verfügung.

Doch weiter.
Sonntag morgen, oder sagen wir mal, so im Laufe des Vormittags, wurde ich nach dem vorabendlichen Besuch der Kay wach.
Das erste was ich hörte, war Geschrei.
Einer der Zimmerkollegen war weg.
Er hatte die Nacht zur Verabschiedung gewählt.
Das er sämtliche Schränke leergeräumt hatte war uns allen ganz schnell bewusst.
Nun hatte ich wieder einmal nichts mehr.
Das bisschen was ich mir im Zirkus erarbeitet hatte, war zwar nun weg, aber ich habe, bis zum heutigen Tage, nie an materiellen Dingen gehangen. 
Was weg ist, ist weg.
Auch Menschen verlassen einem so.
Man kann im ganzen Leben nichts festhalten oder zurückholen.
Da hilft auch  kein schreien.

Immerhin war das nun nicht gerade der Anfang eines neuen Lebens wie ich es mir vorgestellt hatte.
Gut nur , das er meine Tageskleidung dagelassen hatte.

Den Sonntag benutzte ich nun um mir meine neue " Heimat" an zu sehen.
Ehrlich, begeistert war ich nicht.
Dachte so bei mir, mal ein paar Wochen hier bleiben damit ich etwas Geld in die Hand bekam, und dann.......

Leider wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das es alle 10 Tage nur einen Lohnvorschus gab.
Die eigentliche Abrechnung war erst im nächsten Monat am 25. immer.
D.h. also, ich verlor immer, egal wann ich wieder abhaute, den grössten Teil des Geldes, das ich verdient hatte.

Im Nachhinein, war es bei mir der Grund das ich hier überhaupt hängen geblieben bin.

Schliesslich brauchte ich das Geld für mein "Bergauf."
Oder sollte man  nun  sagen : "Glück Auf?" 


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