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Mittwoch, 18. März 2015

Unten liegt das Glück


Am Schacht angekommen, sah ich erst einmal nichts. 
Eine Menge anderer Kumpel stand dort und wartete.
Die Rasenhängebank.

Ein Rauschen, etwas dunkles kam aus einem Loch.

An den Gesprächen und Gesichtern der übrigen sah ich, das war ihr normales Tageswerk.
Manche guckten mich etwas forschend an.
Immerhin war ich einer der ersten, fremden Menschen die nach dem Krieg hier her kamen um untertage zu arbeiten.
Alles anderen kannten sich oder waren verwandt.

Der Förderkorb.
Ein Gestell, 10 Mann da rein, ein Gitter vor.

Man hörte eine Glocke mehrmals anschlagen, und das Ding setzte sich abwärts in Bewegung.  
Es hat mir damals und auch bis heute, nie etwas ausgemacht.
Das Ding ratterte, schaukelte, ich sah nichts weil ich in der Menschentraube stand, dann hielt das Ding an.
Füllort, 360 m Sohle erreicht.

Aussteigen.
Ein paar elektrische Funzeln an der Decke spendeten etwas Licht.
Wo war mein "Hein"?
Der wartete schon mit 3 anderen auf mich.
Kurzes mustern meiner kläglichen Gestalt.
Ein Wortwechsel zwischen den vieren.
Ich begriff nur.
Die wollten mich nicht.
Ich die aber auch nicht !!!!!!!!
Ich bin doch kein manipulierbarer Gegenstand.
Ein Wort nur, und ich wäre auf der Gegenseite eben wieder ausgefahren.
Dann fiel das Zauberwort: "Nicht im Gedinge"
Alles war gegessen.

Wir marschierten los.
Türstockausbau in der Strecke.
Vollkommende Dunkelheit.
Erst noch 2 Schienenstränge im Boden.

Es wurde etwas enger.
Die Lampe immer schwerer.
Mein Kopf machte einige male heftige Bekanntschaft mit den Holzbalken am First.
Damals war der Helm, weiches Leder und kein Hartplastik wie heute.
Der Weg bis  "vor Ort" war ca. 4 km lang.

Hier eine kleine Anmerkung für die "Fachleute"
Zu der Zeit fuhren auf dieser Sohle kleine Dieselloks.
Die Förderwagen waren sehr klein. 
Ca. 0,80 - 1,00 m hoch.
Manchmal blieb die Lok auch am Streckenausbau hängen.
Die Schienenführung meist eingleisig.
Die Lok fuhr auch nur einmal in der Schicht diese Strecke ab und brachte die leeren Wagen nach vor Ort und die vollen zum Füllort.

Dann kamen wir vor Ort an.
Streckenvortrieb nannte man das.
Hier war die Strecke schon richtig gross.
So etwa 6 meter breit und 5 meter hoch.

Wo die Strecke aufhörte, lag eine grosse Menge "Steine".
Dahinter eine Wand aus Stein. Das Ende der Welt.
Davor, auf dem Boden, Blechplatten.
Zwei Schienenstränge.
Auf dem rechten leere Wagen.

Doch zuerst wurde "gebuttert"
????????
Na, etwas vom mitgebrachten gegessen und aus der mitgebrachten Blechflasche was getrunken.
????????
Davon hatte mir vorher niemand etwas gesagt.
Meine erste Schicht also ohne was zu essen und zum trinken.
Und es war warm da vorne. 
Sehr warm!!!
Ich bekam auch nichts von meinen neuen "Kameraden"

Nur, so etwas war ich ja nun seit Jahren gewohnt.
Ich brauche , bis heute, niemanden. !!!!!!
Wer mich kennt, sollte das begreifen.

Wir sassen auf den Steinen (Berge sagt man dazu) ich musste nun Rede und Antwort stehen, man duzte mich, ich durfte SIE zu denen sagen.
Wenn es ihnen Spass machte?
(Brendts, Hein und Gottschalks, Fränz aus Schaufenberg, die anderen zwei habe ich vergessen )

Dann wurde mir meine Arbeit zugeteilt.
Ich musste die leeren Wagen vor Ort schieben, die machten die voll Steine, ich schob den vollen Wagen wieder mit zurück.
Das war die Theorie!!!!!

Sie nahmen ihr "Gezähe" (sprich: Werkzeug) zur Hand.
Schaufeln für jeden der vier.
Solche Dinger hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen.
Jedes Schaufelblatt war ca. 50 - 60 cm im Durchmesser.

Da ich nicht zu schaufeln brauchte, war mir das egal.
Ich wendete mich meinen Wagen zu.

Und damit begann das Unglück.

Ich war unten angelangt.

Aber wirklich ganz unten wie es mir dann im Laufe der Schicht auch bewusst wurde.




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