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Sonntag, 1. März 2015

Nürnberg (1946-1)



Die Stadt der Reichsparteitage.
Die Stadt in der meine Eltern die KDF - Stadt und das Reichsparteitagsgelände mit gebaut hatten.
Wo sie gejubelt hatten.

Heute war sie zerstört.
Nun, jetzt baue ich sie wieder mit auf.
Auf und aus den Trümmern die sie mit verschuldet hatten.
Ironie des Schicksals ?

Hier hatte ich sehr viele Erlebnisse und war auch relativ lange hier ansässig.

Arbeit? Genug. Mehr als genug.
Wiederaufbau im Jahre 1946 ?
Na, sagen wir mal, wer Beziehungen oder etwas Baumaterial hatte, dem wurde geholfen.
Aber das war nie das gemeine Volk.
Das waren damals schon nur Leute mit Verbindungen, Schwarzhändler, Politiker, Korrupte und Betrüger.
Da hat sich bis heute nichts geändert.

Ich wohnte in eine der Baracken von der Baufirma Strobel.
D.h. ich hatte eine Schlafstelle dort.
An Lohn gab es manchmal auch was. 
Aber ich hatte ein Dach über den Kopf und bekam Lebensmittelmarken.
Das man mit Geld kaum was kaufen konnte, war nebensächlich.

Fangen wir gleich mit meiner ersten grösseren Baustelle an.
Ein Geschäftsmann. 
Dem wurde sein Haus wetterfest gemacht. 
Ob mit oder ohne Genehmigung war damals völlig egal.
Dieser vollkommen aus den Ufern gelaufene Dirigier- und Bürokratismus wie hier in Deutschland zur  Jetztzeit, gab es damals noch nicht. 
Auch Arbeitszeiten oder Bauvorschriften wie heute, an so einen Blödsinn hielt sich keiner auf.
Improvisation war gefragt.

Nach einigen Tagen waren wir fertig. 
Der Besitzer war mit uns zufrieden.
Im Hof hatte er einen Räucherofen stehen und gleichzeitig Beziehungen zu einem Fischlieferanten.
Wir bekamen nun als Teil unserer Entlohnung, geräucherte Fische.
Die einen sagen Rohesser, die anderen Bücklinge dazu.
Ich bekam so an die 3 bis 5 Stck. in eine Zeitung eingewickelt.
Frisch geräuchert. Das roch !!!!!!!
Das ich auf der Strasse nicht überfallen wurde war ein Wunder.
Ich habe Fisch immer gern gemocht. 

Im Stadtpark, auf dem Weg nach Hause, konnte ich nicht mehr.
Ich setzte mich auf eine Bank und fiel über meinen Räucherfisch her.
Ich frass alle auf.
Wie im Rausch.

Nun, ich hatte bis dato, seit Jahren, mich nie mehr satt essen können.
Vor allem, auch nie etwas hochwertiges gegessen. 
Abgesehen von Kartoffelschalen die man in einer Pfanne gebraten hatte oder Kartoffelmehl mit Wasser aufgekocht, nun diese Fettbombe.
Das Resultat war voraus zu sehen.
Erst oben raus.
Dann unten raus.
Dann umfallen.
Dann Krankenhaus.

Geheilt.
Entlassung.
Aber auch Entlassung von der Firma Strobel.
Kündigung oder so etwas ? 
Lachhaft. Man kannte noch nicht das Wort.
Ich war einfach nicht mehr brauchbar.

Und wieder war alles nur eine kurze Episode.
Na und?
War mein Leben in Gefahr?
Nein?
Na Gerhard, dann jammere nicht.

Es kann nur besser werden.

Von nun an gings bergauf ( dachte ich )


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