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Dienstag, 3. März 2015

Nürnberg (1946-3)



Ein Zirkus.
Eine andere Welt.
Eine fremde Welt die immer unter sich bleibt.

Romantisch? Nein knallhart.
Ich muss aber betonen, das es meine Erfahrungen aus dem Jahre 1946 sind. 
Ich lasse mich gern belehren, das sich diese Zustände und die Behandlung der Menschen und der Tiere in der heutigen Zeit geändert hat. 
Wass ich aber kaum glaube.

Die Bauarbeiten waren also beendet,
Der Bau stand.
Die Vorstellungen begannen.

Doch vorher etwas zu einem Zirkus selbst.
Meist gehört dem Zirkus nur das Zelt und ein paar Tiere. 
Die Artisten haben nur ein Engagement. 
Einschliesslich eventueller eigener Tiere, denn auch die werden meist nur angemietet.

Dann gibt es drei Menschengruppen.

1.) Die Besitzerfamilie. 
Halbgötter ohne jeden Kontakt zum normalen Beschäftigten.
Völlig in ihrer eigenen Welt lebend.
Auch autark in allen Entscheidungen. 
Sie machen ihre eigenen Gesetze.
Die sogenannte Zirkusfamilie, alle für einen, gibt es nur in Märchenbüchern.
Es ist eine  ganz streng geregelte Hierarchie. 

2.) Dann die Artisten. 
Diese leben völlig eigenständig ihr Leben auf Zeit dort.
In eigenen Wohnwagen.
Benutzen nur die Hilfe der dritten Gruppe.
Ansonsten ohne jeden Kontakt.

3.) Die übrigen Menschen.
Die, die arbeiten und alles erledigen.
Diese Menschen haben meist den Bazillus " Zirkus" in sich, lassen alles mit sich machen, können meist auch nie mehr in ein " normales" Leben zurück.

Zur ersten Gruppe.
Die sind so hoch und abgehoben, das auch ein Gruss kaum erwidert wird. Auch deren Kinder sind schon sowas von erhaben und überheblich.
Nur zum Geld eintreiben, aber da kommen wir später zu.

Dann gibt es noch ein paar Menschen die dazwischen stehen.

Das ist z.B. Der Dresseur.
Jeder Zirkus hat eigene Pferde. Das ist Tradition. 
Auch der Stolz darauf.
Diese werden zwar vom Besitzer oder dessen Kindern in der Manege vorgeführt, aber ganz selten auch selbst dressiert.
Diese Pferde sind immer das Glanzlicht einer jeden Vorstellung.
Nur das, was da gezeigt wird, kann jeder normale Bürger auch.
Die Pferde sehen überhaupt nicht die Person, sondern sind einzig und allein auf die Peitsche mit ihrer kurzen Schnur fixiert.
Den Bewegungen dieser Peitsche und dem  Schnurende folgen sie bedingungslos.
Auch ein Steiger, als Höhepunkt ( das ist, wenn sich das Pferd auf seine zwei Hinterbeine stellt) ist nur davon abhängig, wie die Peitsche geführt wird, egal von wem.

Und wehe, es klappt nicht so wie gewünscht, ( doch davon nachher mehr) wobei meist die Schuld nicht das Pferd hat, sondern die unpräzise Peitschenführung. 

Oder das Voltigieren.
Das ist, wenn das Pferd nur einen Bauchgurt mit zwei Handgriffen umgebunden hat.
Das Pferd folgt immer der Peitsche.
Auf ihm stehen, springen, sitzen, Handstand machend oder Salto springen , meist die Kinder der Besitzerfamilie.

Es kommt auch hier auf das präzise führen der Peitsche an. 

Und wenn nicht etwas so klappt wie der Dresseur es sich gedacht hat?
Ein Tier mal gepatzt hat?
Dabei sollte man anmerken, das die Zuschauer so etwas nie bemerken.

Dann bekommen eben die Tiere, nach Beendigung der Vorstellung und Verlassen der letzten Zuschauer, einen Voltigegurt umgebunden, auf jedes Pferd zwei !! Mann aus der dritten Gruppe, also den Stallburschen, der Dresseur in der Manegenmitte und dann geht es rund.
Eine Zeitbegrenzung gibt es nicht.
Und die Peitsche saust bei jeder kleinen Unaufmerksamkeit gnadenlos auf die Tiere herab. 
Besonders auf das, welches in der Vorstellung gepatzt hat.
Ob die Peitsche das Pferd oder den darauf sitzenden Menschen trifft, ist dabei völlig egal. 
Es kann auch schon mal passieren, das das Pferd aus Panik die Balustrade überspringt und die Bretter an den Bänken vorbei, hoch saust. 

Wenn man Glück hat, hat der Dresseur keine Flasche Schnaps in der Hand.
Das aber nur ganz selten.

Immerhin, ging es mit mir nun wirklich bergauf.
Wenn auch nur auf einem Pferd.







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