Natürlich hatten wir auch mal einen freien Tag.
Immer dann, wenn wir Nachtwache gemacht hatten.
Ich hatte als Maurer noch einen Bezugsschein für einen Kochtopf bei der Stadtverwaltung beantragt.
Eines Tages bekam ich Bescheid: Bezugsschein abholen.
Na dann los.
Ein freier Tag.
Was anderes anziehen ? Was denn ? Hatte doch nichts.
Arbeitskleidung war bei mir auch Tageskleidung.
Arbeitskleidung war bei mir auch Tageskleidung.
Den Schein abgeholt.
Bezugsquelle genannt bekommen.
Die Altstadt von Nürnberg war durch Bomben bestimmt zu 80% zerstört.
Zum Geschäft.
Eine Eisenwarenhandlung am Rande der Altstadt.
( Am Laufer Tor ?)
Eine Eisenwarenhandlung am Rande der Altstadt.
( Am Laufer Tor ?)
" Hier ist mein Schein für einen Kochtopf."
Ich bekam auch einen.
Früher sagte man dazu einen "Hordentopf"
Denke mal so , an die 6-8 liter Inhalt, oder mehr.
Dazu einen Deckel.
Die Verkäuferin war sehr nett.
Sie band den Deckel mit einer Schnur fest.
Sie band den Deckel mit einer Schnur fest.
Zum Abschied schenkte sie mir noch eine Postkarte.
Darauf war die wunderschöne Altstadt von Nürnberg vor der Zerstörung drauf.
Darauf war die wunderschöne Altstadt von Nürnberg vor der Zerstörung drauf.
Zurück zum Plärrer/Rosenau über die Hauptstrasse.
Mein Deckel klapperte im Takt beim laufen.
Am Hauptbahnhof vorbei. Dort ist eine Eisenbahnbrücke.
Es überkam mich.
Ich hatte die Postkarte, einen Bleistiftrest in der Tasche und einen Anfall von Sentimentalität.
Die Post war auch da in der Nähe ( etwas zurück, da in der Kurve, ) für eine Briefmarke und Einwurf in einen Kasten.
Ich schrieb meiner Mutter das erste mal nach wer weiss wieviel Monaten.
An einer Hauswand gelehnt:
" Ich lebe noch. Bin jetzt in Nürnberg. Habe Arbeit. Es geht mir gut. Bin gesund." ( So in etwa)
Gleich vorweg.
Damals ging die Post so etwa 2-3 Wochen.
Nach geraumer Zeit, bekam ich einen Brief meiner Mutter aus Berlin.
Inhalt:
Meine Postkarte, mit der Anmerkung:
" wenn Du mir schon schreibst, dann aber bitte fehlerfrei. "
" wenn Du mir schon schreibst, dann aber bitte fehlerfrei. "
Boing.
Das reichte mir wieder für ein bis zwei Jahre.
Doch noch war ich ja mit meinem Trumm von Kochtopf unterwegs.
Ein Stück weiter war das Opernhaus.
Ich habe dafür immer eine Schwäche. Bis heute.
Stehe davor und sehe mir den Spielplan an.
Es gab eine Oper.
"Dantons Tod" von Einem. ( nach Georg Büchner )
Unbekannt für mich, daher doppelt interessant.
Unbekannt für mich, daher doppelt interessant.
Stehe so da, lese alles aufmerksam.
Neben mir ein Herr.
Neben mir ein Herr.
Beobachtet mich. Ich merke es auch, aber......
" Wollen sie da auch rein ? Wird schwer sein.
Karten sind immer monatelang ausverkauft"
Karten sind immer monatelang ausverkauft"
"Schon, schon, aber habe sowieso kein Geld dafür"
Er sieht mich von oben bis unten an und sagt:
" wenn sie möchten, schenke ich ihnen eine Karte"
????????????????
"Die, für die sie bestimmt war, hat keine Zeit und ich jetzt auch keine Lust mehr "
"ok. Aber für wann? Ich habe ja auch nicht immer Zeit"
"na, für jetzt, es fängt in 15 Minuten an "
Ich sah an mich runter, sah meine Stallklamotten, den Hordentopf mit dem Deckel an der Schnur über der Schulter, dann den fein angezogenen Mann an.
Er sah mich an und sagte dann zu mir:
Er sah mich an und sagte dann zu mir:
"Wollen sie nun rein oder sind sie etwa ein Feigling?"
Bitte, Feigling? Ich ? NIIIIIIIEEEE !
Ich glaube, dieser Moment war auch eine Prägung für mein ganzes, späteres Leben bis heute.
Manche sagen heute zu mir, ich wäre eingebildet.
Nein, ich bin nur SEHR selbstbewusst.
Nehmt mich so wie in bin, oder lasst es eben sein.
Ich glaube, dieser Moment war auch eine Prägung für mein ganzes, späteres Leben bis heute.
Manche sagen heute zu mir, ich wäre eingebildet.
Nein, ich bin nur SEHR selbstbewusst.
Nehmt mich so wie in bin, oder lasst es eben sein.
Nun also, es soll so sein, ich sagte brav Danke, nahm die Karte und marschierte rein.
Im Foyer wurde ich etwas von den übrigen, gut gekleideten Leuten, irritiert angesehen, dann belehrt, das ich mich beeilen sollte und das Ungetüm von Kochtopf doch bitte an der Garderobe abgeben müsste, denn das könnte ich nun wirklich nicht mit in den Zuschauerraum nehmen.
Die Blicke der Garderobiere waren Gold wert, aber diskret.
Die Blicke der anderen, festlich gekleideten Besucher, etwas seltsam.
Aber auch immer sehr diskret.
Aber auch immer sehr diskret.
Ich hatte einen tollen Platz.
Es war wunderschön für mich mal wieder etwas andere Umgebung zu haben.
Alles um sich rum vergessen.
Alles um sich rum vergessen.
Ich fühlte mich auf einmal wieder als Mensch.
Hinterher !!!! kam mir der Gedanke, was mögen die Leute von mir gedacht haben?
Denn ich roch mit Sicherheit nicht nach Eu de Toilette, sondern nach Stall.
Auf jeden Fall beschloss ich hier, in diesem Moment, bei nächstbester Gelegenheit werde ich den Zirkus verlasen.
Ich bin nicht zum fahrenden Volk gehörend geboren.
Mit einem kleinen Lächeln, von beiden Seiten, aber durchaus freundlich, nahm ich am Schluss meinen Riesentopf wieder in Empfang und marschierte stolz durch die festlich gekleideten Besucher, diese mich sehr interessiert nachschauend, mit meinem Topfdeckel klappernd, wieder auf die Strasse.
Das mir nie wieder eine/r sagt oder fragt: " Bist du feige?"
Ach ja, der Topf war nicht zu gebrauchen.
Der war ja bald doppelt so gross als unser Kanonenöfchen.
Vor allem was sollte ich auch darin kochen?
Ich hatte doch nichts.
Ich hatte doch nichts.
Und dann in dieser Menge?
Auf jeden Fall.
Von nun an ging's bergauf. ( Oder? )
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