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Donnerstag, 19. März 2015

es ging aufwärts


Die Schicht begann.
Verflucht, waren die Wagen leer schon schwer.
Voll erst........
Ich konnte überhaupt nicht so schnell leere ran bringen wie die 4 da vorn die Dinger voll machten.
Sie murrten schon.
Immerhin war ich die Bremse.

Dann passierte es.
Ein Wagen fiel mir vom Gleis.

Ich versuchte ihn wieder rauf zu bringen.
Ich schaffte es nicht.
War er vorn drauf, fiel er hinten wieder runter. 
Dabei war es sogar noch ein leerer Wagen.

Die vorne um Hilfe bitten?
Sagen das ich das nicht konnte?
NIE!!!
Ich riss mir den Asch auf.
Ich habe vor Wut geschrien. 
Diesen verdammten, grosskotzigen Kerlen würde ich es zeigen:
Als dann Gottschalks, Fränz kam um zu sehen wo ich mit den leeren Wagen bleibe, sass ich im Stoss und heulte wie ein Hund.
Das hatte er noch nie gesehen.
Ich heulte vor Wut, das ich es nicht allein packte, 
und mir von diesen Aschlöchern da helfen lassen musste.
Schon meine Mutter hatte diesen Spruch drauf und ich auch :
"Ich mache meinen Kram für mich alleine .
Ich schaffe alles ohne fremde Hilfe"

Fränz zeigte mir dann, wie man mit einem "Steinknüppel" den Wagen wieder auf das Gleis bekam.
Er zeigte mir noch mehr Tricks.

Komisch, von dem Moment an, hatte sich das Verhältnis gebessert.
Das zeigte sich am nächsten Tage, als man mir zu Schichtbeginn sagte: "Du kannst uns ruhig duzen "

Irgendwie hatte ich das Gefühl, die erkennen dich mit einem mal irgendwie an. 
Nicht weil ich besser geworden war, sondern .....
Ach ich weiss es nicht.

Bleiben wir doch gleich bei diesem Drittel.
Ich wurde ins Gedinge mit aufgenommen.

Nach ca. 2 Monaten frug mich Hein, ob ich nicht aus dem Bullenkloster ausziehen wolle?
Sein Vater, hätte ein möbeliertes Zimmer frei,

Nun muss man wissen, das es zu dieser Zeit üblich war, das viele Bergmannsfamilien einen "Kostgänger" hatten.
Das hatte hier Tradition.
Das war bedingt dadurch, das immer mehr Menschen kamen die meist ohne Familie waren.
Die Ansässigen besserten damit auch etwas ihr Geld auf.
Diese Männer ohne Anhang wurden dann auch versorgt.
Essen, Wäsche und oft auch mit mehr.
Dazu sagte man damals  dann : "Volle Kost voll"
Bot sich ja auch an, wenn der eigene Ehemann nicht mehr da oder tot war oder auch nur eine andere Schicht hatte.

Der besagte Vater vom Hein, war ein alter, erfahrener  Bergmann in Rente.
Caspar Brendt.
Generalfeldmarschall der Schützen.
Mit 77 Jahren noch Schützenkönig gewesen.
Allseits bekannt.
Eine Instituition!

(Quelle: Schützenbruderschaft Sankt Hubertus, Alsdorf)

Ich nahm das Angebot an.
Die Miete entsprach dem, was damals üblich war.
10-12 qm gross. Bett, Tisch, Stühle, Kanonenofen.
Heute würde man den geforderten Preis in Relation nicht mehr dafür bezahlen, aber damals war es o.k
(30,00 RM)
Ich wohnte nun auf der Linnicherstrasse 65

Der eigentliche Vorteil dieser Wohnung lag aber darin, das der Hein auf der Zeche sehr angesehen war.
Mit seiner Fürsprache wurde ich bald Lehrhauer und am 25.8.1949 legte ich meine Hauerprüfung ab.
das hiess also, nach 2,5 Jahren Bergmann sein.

Hauerball im Casino Anna.

Die erste Stufe war nun erreicht.
Ich wollte es denen schon zeigen.
Ich habe seit der Zeit nur noch ganz heimlich in meinem Leben geweint.

Die Schichtendurchschnitt stieg bei mir im Monat auf etwa 30 bis 32. (bei 30 Tagen)

Meine Brutto Monatslöhne erhöhten sich  auf:
1948 ( vor der Währungsreform)    = 224,00 RM
1948 ( nach der Währungsreform) = 274,00 DM
1949 = 320,00 DM

Hört sich nicht die Welt an.
Vor allem wenn man überlegt, das eine Amizigarette im Schwarzhandel vor der Währungsreform 
8,00 bis 10,00 RM kostete.

Das wichtigste war:
Vor der Schicht bekam man an der Markenkontrolle ein Butterbrot in die Hand gedrückt, und nach Schicht einen Schlag heisse Suppe.
Das war für mich mehr Wert als das ganze verdiente Geld.

Das Leben begann, zwar mit viel Arbeit, aber doch aufwärts zu gehen.

Von nun an gings bergauf. 
( und wenn es auch nur täglich nach der Schicht war )


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