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Samstag, 14. März 2015

Rheinland : Mariadorf


Es war der 13. 3. 1947
Ein Donnerstag.

Da ich diesmal den richtigen Zug nach Köln genommen hatte, war der umstieg in den Zug nach Aachen kein Problem.


Aachen, Kaiserstadt.
Aachen, grau und unpersönlich wie alle Bahnhöfe auf der ganzen Welt.
Alles mit einer grauen Patina überzogen.

Wie nun nach Mariadorf kommen?
Dafür den Bus Aachen - Düsseldorf nehmen.

Schon, nur der Fahrer erkannte meinen Freifahrschein der Eisenbahn nicht an.
Bezahlen? Das allerletzte Geld zusammengekratzt.
Da war ich schon sauer. Das erste mal.

Mariadorf.
Eine kleine Gemeinde mit unverputzten, roten, kleinen Ziegelstein Häusern.
Städte sind immer dreckig, aber hier ?
Alles war mit einer grauen Schicht überzogen.
Ich kannte so etwas nicht, stellte aber fest, das es hier in der Gegend so gang und gäbe war. 

Zur Zeche:
"Tja , dann gehen sie immer die Strasse gerade aus."
Nun ja, heute weiss ich, das ich durch den ganzen Ort laufen  musste. 
Schätze mal so, an die 3-4 km.
Links und rechts gesäumt von kleinen, alle gleich aussehenden , Ziegelhäusern.

Da war dann die Schachtanlage.
Ein grosser Förderturm.
Alles ziemlich ruhig.
Kein Betrieb.

Mir lief ein Mann in Arbeitskleidung über den Weg.
"Hallo, ich bin als Bergmann hierher geschickt worden um zu arbeiten"
"Bist du denn einer?" 
"neee, suche nur Arbeit"
"Dann biste hier verkehrt. 
Wir versuchen erst die Anlage in Betrieb zu nehmen. 
Sind insgesamt nur ein paar Leute hier am arbeiten. 
Wir suchen nur gelernte Bergleute"

???????????

Tja und nun?
Wohin?
Zurück nach Nürnberg? Wie und womit denn?

Der Mann zeigte über das verschneite Feld.
"Siehste dort drüben den Schornstein und die Fördertürme ? Da ist die Zeche "Anna 1". Die fördern schon wieder. Versuche es doch dort einmal." 

Dazu muss ich sagen, damals war Mariadorf noch eine selbstständige Gemeinde.
Die damalige Freifläche ist heute mit Siedlungen zugebaut.

Dazu kommt noch, das die Stadt Alsdorf, damals in Gänze von Mariagrube aus völlig sichtbar war.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die gesamte Stadt Alsdorf um mehrere meter abgesenkt.

Ich marschierte übers schneebedeckte Feld los.
Ca. 4 km.

Alsdorf, eine genau so nichts sagende Ortschaft.
Kleinstadt eben.
Die damalige und auch jetzige Hauptstrasse 
(Bahnhofstrasse), mit dickem Kopfsteinpflaster.
Dieses kannte ich nur noch aus den entlegensten Vierteln von Berlin.
Links und recht von der Fahrbahn, bis zum Bürgersteig, Kies und Schotter.

Zum ersten male in meinem Leben sah ich Pferdefuhrwerke die einen einachsigen Wagen hinter her zogen.
Gross und wuchtig.
Z.B. wurden mit diesen Wagen bis bald in die 60er Jahre, die Deputatkohlen an die Bergleute ausgefahren.

An dieser Hauptstrasse ein grosser Bau.
Der EBV.
Eschweiler Bergwerks Verein.
Genau so grau wie alles hier, aber verputzt.

Damals wusste ich nicht, wie mächtig, kommunalbeherrschend und überhaupt lebensbestimmend diese Firma war. 
Wie sie auch das Denken dieser Menschen, bis heute, beeinflusste  

Eine in die Strasse hineinragende Freitreppe rauf.
Eine grosse Halle. ( Lichthalle ) 
Frage, wo kann ich hier, usw.

Da es nun aber schon abends war, man nicht wusste wie man sich verhalten sollte, zuständige Personen auch nicht mehr da waren, wurde ich mit einem Zettel in der Hand zu einer Unterkunft geschickt um erst mal die Nacht rum zu bringen.

Auf dem Zettel stand : Herzogenrather Strasse 100

Wieder ein bis  zwei km Marsch.

Dann stand ich vor einem langgestreckten, dreckigen  Bauwerk.

Das "Ledigenheim". 
So war der offizielle Name.
In der allgemeinen Umgangssprache:
Das "Bullenkloster".

Erst mal war diese Nacht gerettet.

Schaun mer mal wie es weiter geht.

Es ging doch schon mal bergauf.
Oder?

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