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Dienstag, 10. März 2015

Nürnberg (1946-7)



Das Jahr 1946 ging langsam zu Ende.
Hatte es mir was gebracht?
Nein.

??????

Oder doch? 
Zwar nichts  an materiellen Gütern oder Besitz.
Aber: 
Ich lebte noch.
War noch gesund.
Hatte eine Unmenge von Erfahrungen gesammelt.
Habe gelernt das man von Menschen niemals was erwarten kann.
Traue keinem ausser dir selbst.
Traue dir mehr zu , als du kannst und dir selbst zutraust.
Verschliesse dein Inneres vor anderen.
Sei immer neugierig.
Sei Selbstbewusst.
Lasse dir nie was gefallen.
Gehe einfach DEINEN Weg.
Aber sei vor allem immer ehrlich, auch dir selbst gegenüber.

Inge sagte einmal zu mir : "Du bist ehrlich bis zum kotzen"

Und das werde ich bis zu meinem Lebensende bleiben. 
Auch mir selbst gegenüber. 
Denn wichtig ist immer, was ICH von MIR halte, nie was andere von mir denken.

Ich habe gelernt.
Wenn ich abends mich im Spiegel betrachte und bin mit mir selbst zufrieden, dann war es ein guter und erfolgreicher Tag.

Bis heute führe ich dieses Ritual durch.

Ja, Kruzitürken, war das vergangene Jahr nicht toll gewesen?

Am Jahresende wurden diese nichtssagenden und auch unüberlegten Phrasen von der übrigen Bevölkerung, unter sich, ausgetauscht wie da sind:

"Fröhliche Weihnachten" und "Frohes Neues Jahr"

Ich war davon ausgeschlossen. Von wem auch ?
Ich hasse diese angelernten Lügen bis heute.

An uns dachte sowieso niemand.
Dafür durften wir dann mehrere zusätzlichen Vorstellungen im Zirkus absolvieren.

Das Jahr 1947 begann.

Neues Jahr, neues Glück.
Anfang des Jahres ging ich durch die Stadt.
Ein grosses Plakat machte mich neugierig.

" Arbeitsamt Nürnberg sucht:
Junge Männer für den Steinkohlenbergbau im Aachener Gebiet.
Es wird geboten:
Unterkunft.
Schwerstarbeiterkarte.
Kleidung.
Bezugscheine.
zusätzliche Verpflegung.
Ein Fahrrad.
Eine Wolldecke.
Meldung beim hiesigen Arbeitsamt" 

Moment mal Aachen? 
Das liegt doch da oben irgendwo in der Wallachei.
Neeee, da war doch mal was mit so einem ollen Kaiser Karl.
 ( war doch gut, wenn man mal in der Schule aufgepasst hat)
Ach Scheiss, willste wieder woanders hin?
Bist doch nun schon so viele Monate hier beim Zirkus.

Thema erst mal abgehakt.

Eines Tages war wieder mal Trabbel im Karton. 
Da erinnerte ich mich, es war Anfang März 1947, an das Plakat.
Ich ging zu einem Schreibwarenladen und lies mir dort auf einer Landkarte zeigen wo denn überhaupt Aachen  liegt.
Ich hatte bis dato keinen blassen Schimmer.

Ich war und bin immer ein Mensch von schnellen Entschlüssen, also hin zu den Sesselfurzern des Arbeitsamtes die Arbeit verwalteten wo es keine gab.
Immerhin hatten die schon immer einen warmen Asch und konnten den anderen zeigen WIE wichtig sie sind.
Bis heute.
Nur zu etwas nutze, sind sie nicht.

Da ich aber mit Bürokraten, aus Erfahrung, es nicht so gut konnte, war es Anfangs etwas schwierig, einen Nürnberger Beamten zum denken anzuregen.
Bis sich einer mal daran erinnerte, das da vor Monaten doch mal so eine Aktion gewesen sein müsste, die.........usw, usw. 

Hurra, man fand dann auch die alten Unterlagen.
Man war  begeistert endlich  einen Idioten gefunden zu haben der darauf ansprang.
 ( ich glaube , ich war der erste und einzige, denn ich habe nie jemanden aus Nürnberg je im Aachener Revier getroffen) 
So, konnte man mal wieder eine Erfolgsmeldung raus geben.
Die Formalitäten waren ein Klacks.
Sie hatten ein Erfolgserlebnis und ich eine Fahrkarte für die  Eisenbahn via Frankfurt über Köln nach Aachen .
Zeche Maria in Mariadorf bei Alsdorf.

Mein Abschied vom Zirkus war eine Formsache und hat niemanden, auch mich nicht, sonderlich berührt.

Was zu packen oder zu regeln gab es nicht.

Also, ein Händedruck, ein Blick nach vorn, und wieder begann ein neues Abenteuer.

Mit den Versprechungen des Arbeitsamtes in der Tasche, konnte es nun wirklich nur noch
"Bergauf "gehen. 
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Das Glück hatte mich endlich auch einmal gefunden.

Dachte ich damals noch .


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