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Sonntag, 14. September 2014

Fehmarn: Menschen (7)


Von meiner Bank, auf der ich immer sitze, sind es bis zur Wasserlinie ca. 10 meter.
Diese Fläche wird aus Sand, Kieselsteine, etwas Tang und  wohltuend wenig Unrat vom Meer, gebildet.

Die meisten Menschen die nun zum Wasser runter gehen haben alle den gleichen Körperreflex. 

Auf das Wasser schauen.
Die Wellen sehen.
Die Stelle bis wohin die Wellen kommen erreichen und SOFORT den Kopf zur Erde neigen.
Die Haltung wird nun in den nächsten ein/zwei Stunden nicht verändert.
Man wendet seine Schritte nun nach links oder rechts und stiert auf die Kieselsteine.
Jetzt beginnt der Marsch längs der Küste. Er kann lange dauern oder auch weit sein. Je nach Umsetzung des gesehenen in eine aktivierte Hirnregion. 

Was treibt diese Menschen dazu, in die Ferne zu reisen, in ein Land in dem es keinen Horizont gibt, um dann stundenlang auf die Erde zu starren?

Ich habe das Geheimnis gelöst. 
Die Menschen suchen nach Bernstein.
Ob sie glauben, das gerade  in diesem Moment etwas angespült wurde, ( denn dort wo sie schauen, haben in den letzten 24 Stunden schon gefühlte Hunderte geschaut) oder ob sie glauben das das verschwundene Bernsteinzimmer urplötzlich vor ihren Augen aus dem Meer auftaucht, ich weiss es nicht.
Ich weiss nur, das sie als Laien es noch nicht einmal erkennen würden.
Und wenn, was wollen  sie damit machen?

Als ich ein paar mal welche ansprach und sie auf die Gefahren hinwies, erntete ich nur doofes Grinsen.
Gefahren?
Oh ja. Jedes Jahr passieren hier Unglücke, weil täglich Phosphorreste versenkter Waffensysteme aus dem letzten Weltkrieg an Land gespült werden.
Man erkennt sie nur dann, wenn sie plötzlich in der Hosentasche in Brand aufgehen und schlimmste Verbrennungen hervorrufen.
Merke: nicht alles heisse in der Hose ist gut.

Manchesmal bücken sie sich.
Sie heben etwas auf.
Es kommt in eine Plastiktüte oder wird ( meistens ) wieder weg geworfen.
Es gibt auch Steinsammler unter ihnen.
Bei manchen habe ich den Verdacht das sie zu Hause eine Kiesgrube aufmachen wollen.
Immerhin hat man zu Hause noch die zusätzliche Arbeit des abstaubens oder des weg werfens.
Und da beides mit Bewegung verbunden ist, könnte man doch hier auch was positives sehen.
Oder?



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