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Samstag, 11. Oktober 2014

Immer noch auf der Fahrt

 Immer noch auf der Reise

Die Zimmerleute am Wegesrand liessen mich an die Zeit meiner Jugend und ihren " Arbeitern " zurückdenken.

Wir reden hier nicht von vergangenen Epochen, sondern von meiner Jugend.
Wie ich es noch sah.
Wie das tägliche Leben war, als man noch  nicht Psychologische Spinner brauchte um im Alltag zu überleben.
Oder man jedes Jahr in eine kostenlose Kur fuhr weil man von der Erziehung seines Kindes  gestresst war.
Als Leben auch " überleben" hiess.

In dieser Zeit wurde der Wohlstand aufgebaut, in dem man sich heute ausruht.

Nur mal als Beispiel:  
Wenn ein Haus gebaut wurde.
4 Stockwerke oder mehr hoch, in Berlin.  
Häuser bestanden damals noch aus Ziegelsteinen und nicht aus Betonfertigteilen.
Dazu wurde dann aus Holzleitern und Stricken ein Gerüst aufgebaut. Dazwischen kamen Bretter.
Alle am Bau beschäftigten trugen Holzpantinen.
In einer Reihe standen 10 - 15 Maurer auf den obersten Brettern.
Jeder hatte einen Mann zum " Spies " anrühren in einem Holzbottich.
Zusätzlich eine Gruppe von " Hucker " die das  benötigte Material herbei bringen mussten.

Das geschah folgendermassen:
Der Hucker nahm ein Brett auf seine Schulter. Darauf wurden ihm 10 - 20 Ziegelsteine drauf geschichtet.
Mit dieser Last kletterte er die Leiter hoch zu seinem Maurer.
Des weiteren gab es welche die den Sand, den Kalk und das Wasser hochbrachten.
Dieses wurde dann oben zum Brei angemischt.
Der Maurer nahm nun die Steine, und mit seiner dreieckigen Kelle etwas Mörtel um seine, ihm zugeteilte Fläche, zu mauern.
Die Richtung gab eine langgespannte Lotschnur an. Es musste also immer eine Fläche zusammen gemauert werden. Diese war in der Regel so um die 20 Meter  lang.
In der Praxis bedeutete dies, der schnellste gab das Tempo an.
Aber auch, die Zuträger mussten immer soviel Material nach oben bringen, wie gebraucht wurde.
Und wehe eine Gruppe war langsamer als die andere, denn alles  ging im Accord vor sich. Es wurde " echte" Leistung bezahlt. 
  
Eine endlose Schlange von Huckern kletterte mit ihrer Last und ihren Pantinen die eine  Seite rauf und die andere Seite runter.
Das den ganzen Tag lang.
Ich denke nicht, das einer von denen, so wie heute üblich, abends noch Lust auf " Jogging " hatte, oder es ihn interessierte welches Kleid eine Partyschnepfe sich wieder mal gekauft hatte.
  
Wehe, einer verlor seine Last. Dann polterten 20 Ziegelsteine bis auf die Strasse runter.
Und wenn einer der nachfolgenden Kletterer nicht schnell genug Schutz fand, war es eben um ihn geschehen. ( ohne Lohnfortzahlung )

Ob sich  heute noch jemand Gedanken darüber macht wie alle diese  Häuser einmal entstanden sind?
Wie viel Menschen verunglückten?
Was ihnen dafür bezahlt wurde?
Es gab eine 6 Tage Woche plus Überstunden im Sommer, denn im Winter war man arbeitslos. 
Es gab kein Schlechtwettergeld.
Urlaub im Jahr war 3 - 6 Tage. ( Diesen  gesetzlichen Urlaubsanspruch gab  es aber auch erst nach dem Kriege! )

Es wurde nicht gemeckert. Man war froh überhaupt eine Arbeit zu haben.
Und heute?

Ein Kran. Ein Betonmischer. Fertigteile. Ein paar Männeken.
Ach Gott , was geht es uns heute  schlecht.
Man muss unbedingt mal 4 Wochen auf die Malediven damit man sich erholen kann.

Nicht zu vergessen.
Die neuen nassen Häuser damals wurden dann von Arbeitslosen gegen eine kleine Gebühr " trocken gewohnt " !!!!!
Das waren dann die späteren TBC Kranken. Davon spricht man heute auch nicht mehr.

Früher hatte man eine Arbeit und war glücklich.
Heute hat man einen Job, wartet auf das Wochenende  und die Frühverrentung.
Wie soll man sonst bei gleitender Arbeitszeit das Alter erreichen? 

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