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Freitag, 23. Januar 2015

Wie es damals war (2)



Die Wäsche war nun mehr oder weniger trocken.
Nach 2 oder 3 Tagen musste !!!! sie runter. 
Jeder Mieter hatte immer nur ganz bestimmte Tage in jedem Monat in dem er den Trockenboden benutzen durfte.
Im Sommer ging es ja, aber im Winter?

In der Küche bullerte der Herd wieder in Hochform.
Denn darauf standen nun zwei oder drei Bügeleisen.
Bügeleisen? Das waren schwere Trumms aus Eisen.
Die mussten schwer sein, damit sie die Hitze lange halten konnten.
Es gab auch welche, da konnte man glühende Kohle reinlegen.

Jetzt ging es ans bügeln.
Der Küchentisch bekam ein paar Lagen Betttücher.
Das reichte. Keine Dampfabsaugstation oder so etwas.

Heute war Bügeltag. 
Den ganzen Tag ging das so.
Immer ein ( sauschweres ) Eisen, gebügelt, lässt die Hitze nach, dann auf den Herd, das andere genommen und so ging es immer reihum.
Ohne Sprühspray !  Ich weiss sowieso nicht, warum man auf die saubere Wäsche wieder Chemiedreck aufspritzt.

Die Berge mit fertiger Wäsche stapelten sich und mit zunehmender Höhe wurde Oma stolzer und zufriedener.
Ihr rundes Gesicht glänzte vor stolz.

Es wurde eingeräumt, der Tag war sowieso schon am Ende, und als Belohnung schüttete sich Oma einen Kaffee auf.
Einen richtigen diesmal. 
Das heisst, "echten Bohnenkaffee " ohne Zichorien. 
Das hatte sie sich verdient und damit belohnte sie sich selber.

An all das musste ich heute denken als ich vor dem Automaten stand.  
Auch an mich selbst.
Denn wenn ich als Enkel kam, kam ich nie ungelegen.
Sie hatte trotzdem immer noch Zeit für mich.
Ich fühlte mich nie lästig bei ihr.
Und das schönste war.
In der Küchenschublade waren die Krusten vom Brot.
Oma hatte nicht ein für Tausende Mark restauriertes und saniertes Gebiss.
Sie hatte kaum noch  Zähne.  
Darum konnte sie die Rinde vom Brot nicht kauen. 
Diese kamen in die Schublade und alle Enkel haben die begeistert als " Leckerei" gegessen. 
Immer!
Vielleicht habe ich auch deshalb heute noch über die Hälfte meine eigenen Zähne.
Vielleicht auch, weil ich nie wie Hannibal Lecter mit den Drähten im Mund, für teures Geld rum gelaufen bin.
Ich weiss es nicht. 
Vor allem, weil ich auch nicht so viel davon halte was die Zahncremehersteller mir immer erzählen wollen.

Weiter dachte ich an die heutige Zeit.
Da schmeisst du was rein.
Chemiecocktail in die Kammer.
Einschalten -------- Fertig.
Gewaschen.

Wäsche raus.
Andere Maschine.
Einschalten---------- Fertig
Trocken

Aber !!!!
" Liebling, heute bitte nicht. Bin total fertig. Dazu habe ich nun wirklich keine Lust. Habe heute gewaschen und gebügelt. "
Ne, ne, was für ein Stress!!!

Dabei ist dem heutigen Modediktat entsprechend nach, die meiste Wäsche aus Kunstfasern, bügelfrei, pflegeleicht.
Und so sieht sie am Körper der Menschen auch aus.

Zwar pflegeleicht, dafür aber auch geschmacklos, ohne Passform und schlampig. 
Da hättet ihr mal Omas gebügelte Wäsche sehen sollen !!!!!!

Ein Bett, mit frisch gebügelter Wäsche ( Leinen oder auch Damast ), da fühlt man sich wie ein König.
Im Sommer kühl am nackten Körper.
Allein das ist schon sinnlich.
Und nicht dieses ungebügelte Chemiefasergemisch in dem ich mich immer wie in einer Frischhaltepackung fühle.
Ob das vielleicht auch mit der sinkenden Geburtenzahl was zu tun hat ?

Liebe Oma. 
DU würdest heute die Welt nicht verstehen.
Es geht mir ja auch schon so.



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