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Freitag, 17. April 2015

Das Kraftwerk Anna


Das Kraftwerk Anna war schon geplant und mit dem Bau begonnen  worden als noch Krieg war.
Da war es nicht mehr als logisch, nach dem Krieg das begonnene fort zusetzen.
Energie, in jeder Form, war Mangelware.
Das Geld kam aus dem Marshallplan.(ca. 20 MioM) 
Damit war klar, eine minimale Investion, mit hoher Leistung, war das Ziel.

Ein kleines Beispiel:
Es gab z.B. keine  Fensterrahmen, sondern Winkeleisen in denen Glasscheiben eingesetzt waren.
In diesem Standard war der ganze Bau.
Manches hat sich zwar im Laufe der Zeit etwas geändert, aber grundlegendes nie.
Z.B. gab es nicht die Möglichkeit auch nur etwas zu trinken zu bekommen.
In späteren Jahren habe ich es erst mit viel Mühen geschafft, das dort ein Coca Cola Automat aufgestellt wurde.
Heute würde man sagen: 
Eine primitive Kiste, aber damals war es für mich, der ja von untertage kam, eine kleine Villa.
Wenngleich ich es auch  in all den nachfolgen Jahren nie geschafft habe z.B. meinen einfachen Holzstuhl gegen einen vernünftigen Bürostuhl ein zu tauschen, oder die Rechenmaschine mit Kurbel durch eine elektronische zu ersetzen, so hatte dieser
 "Panzerkreuzer Anna"  schon seinen eigenen Charme. 

Der Name?
Eine längere Geschichte.

Als das Kraftwerk fertig gebaut war, hatte man kein Personal.
Der Bauleiter der ausführenden Firma ( Kampmeier) wurde ab/angeworben.
Wer kannte sich mit Grosskesselanlagen noch aus?
Das waren Leute, die im Krieg bei der Marine waren. Auf Dampfschiffen.
Bei den nun arbeitslosen wurde dann eben ein ehemaliger Offizier und Dipl. Ing. gefunden, der wiederum aus seiner Dienstzeit ja auch noch welche kannte, diese anheuerte und so langsam eine Belegschaft entstand.
Logischerweise war die nun zu 80% aus ehemaligen bei der Marine gedienten.
Dementsprechend auch der Umgangston und die Arbeitsabwicklung.   

Wieder mal ein Beispiel  
Wenn der Oberheizer auf seinem Hocker vor dem Steuerungspult seines Kessels sass, ertönte irgendwo ein Pfiff oder es wurde auf ein Rohr ein Signal geschlagen.
Dieses wurde durch das gesamte Bauwerk weitergegeben.
Es bedeutete:
Chef unterwegs.
Aufstehen eine Arbeitsjacke anziehen und zuknöpfen, den Helm aufsetzen, um in Haltung den Chef vorbei gehen lassen.

Ich könnte hunderte solcher Dinge erzählen.
Manche kommen nachher noch  zur Sprache, weil sie mich und meine Arbeit betrafen. 
Für mich, als frei schaffender, nur meinem Gedinge verantwortlichem und damit meinem Einkommen dienenden Bergmann, eine andere Welt.
Interessant für mich, da ich es nicht kannte, das sich arbeitende Menschen so unterordneten. 
Dazu kam noch Gruppenbildung.
Dampfseite
Elektroseite.
Und die Angestellten als oberste Instanz.
In der heutigen Zeit eine Unmöglichkeit

Immerhin habe ich dort über 25 Jahre aktiv gearbeitet .
Ich gehörte aber nie zum " Panzerkreuzer" 
Im Laufe der Jahre änderte sich zwar die Zusammensetzung des Personals, und der Betriebsleitung, aber der Umgangston nie.
Eher im Gegenteil.
Es wurde erdacht.
Es wurde bestimmt.
Es wurde ausgeführt.
Basta.

Es gab also einen Betriebsleiter. 
2 Betriebsingenieure ( Dampf und Elektro)
1 Laborleiter
1 Techniker
1 Sekretärin
Dazu für jede Schicht einen Schichtingenieur Dampf und Elektro ( also 8 Mann) 
Und Mich
115 Mann Belegschaft dazu. 
Arbeitszeit: rund um die Uhr  

Angegliedert war noch die alte Mitteldruckanlage mit  ihren alten Steinmeier Kesseln und ihren MD Turbinen auf dem Gelände der Zeche. 

Diese war techn. angeschaltet 
Der Dampf vom Kraftwerk trieb die zwei HD-Turbinen und wurde dann zur MD Anlage geleitet. Dort wurde er noch einmal für die MD-Turbinen benutzt.
(Das war nur ein ganz kurzer Anriss der Anlage)
Personalmässig gehörten sie zwar zum Kraftwerk,,waren aber ansonsten autark, weil diese Anlage eine alte eingefahrene Einheit aus früheren, langen Jahren bildete.

Das war nun das Kraftwerk Anna, wo ich mich vorstellen sollte.

Nun, was ich damals nicht wusste und auch heute schlecht beherrsche, das ist Unterwürfigkeit.
Auch nicht um Vorteile zu erlangen.
Ich habe immer eine klare Stellungnahme mit deutlichen Worten geschätzt.  
Es hat mir leider, in dieser neuen Umgebung und mit Denkschematikas behafteten Menschen , mehr Schaden als Nutzen gebracht.

Immerhin wurde ich in all den Jahren dort nicht weichgespült.

Und darum , lass uns mal meine Zeit dort,noch einmal kurz beleuchten. 

    



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