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Dienstag, 14. April 2015

Herbert und der Stahlbau


Eines Sonntages kam meine Frau auf die Idee, ihren Vetter zu besuchen.
Ich fuhr sie also nach Eschweiler zum Kunstschacht wo er wohnte
Dort angekommen, frug ich seine Frau: 
"Wo ist Herbert?"
"Oben, er hat viel Arbeit"
?????????
Arbeit? Er war in der Hauptverwaltung der EBV Hüttenwerke als Angestellter.
Das wusste ich.
Es war dazu noch Sonntags.
Also rauf.

Oben stand Herbert, an einem Zeichenbrett und malte.
Es waren Konstruktionspläne von Hallenbauten.
???????????
Dann wurde mir erklärt.
Um sein Gehalt auf zu bessern, erstellte er Baupläne für Klöckner-Humboldt in seiner Freizeit.
Morgen hätte er aber schon Liefertermin und da hätte er keine Zeit für mich, da er es so schon kaum schaffe.
Ich sah ihm eine Zeitlang zu.
Ich hatte ja mal techn. Zeichner gelernt, so war das für mich, was ich da sah, Tageswerk und nichts besonderes.
Bekam einen sozialen Fimmel und meinte:
"Ich kann dir ja helfen, ich mache die Stücklisten fertig, dann haste Zeit gewonnen"
Es war wirklich ernst und gut von mir gemeinER, liess den Bleistift fallen .
Sah mich mit grossen Augen, ganz entsetzt an, und sagte sinngemäss zu mir:
" DU? Weisst du überhaupt was ich hier mache? Du bist doch ein Bergmann!!!!!!
Du kannst vielleicht gut Kohle hauen, aber von geistiger Tätigkeit hast du doch überhaupt keine Ahnung. Bleibe du mal besser in deinem Loch da unten!"
Boing.
Das sass.
Wie immer, bei dieser Familie, von mir keinen Kommentar darauf.
Es war eben seine Meinung.
Um es gleich vorweg zu nehmen.
Ich grübele heute noch darüber nach, warum ich mit diesem Herbert in den nächsten 60 Jahren nie mehr so richtig warm werden konnte.
Irgendwie lag mir dieser Kerl immer quer.
Heute würde ich zu ihm sagen: 
Arrogantes Aschloch. Von nichts eine Ahnung, aber davon sehr viel.
Ich habe damals geschwiegen.
Wir fuhren dann auch bald wieder nach Hause.  

Zu diesem Zeitpunkt war ich krank geschrieben. Hatte einen Zeh gebrochen.

Am Montag Morgen war Gartenarbeit angesagt.
Ich konnte anfassen was ich wollte, immer wieder hatte ich diese Sätze im Kopf.
Es rumorte in mir.
Wie sah dieser Mann einen Bergmann?
Ich war einer.

Ich war sauer.
Aber wie!

Dann fasste ich einen Entschluss.
Bin ich wirklich so blöd, wie der mich sah?

In der Bergmannszeitung "de Kull" nachgesehen.

Hauptverwaltung ist in Kohlscheid.
Generaldirektor: Dr. Bellingroth
Arbeitsdirektor: Kadow
Personaldirektor: Kähler (?)   

???????
DAS war mein Mann.

Ich hatte eine Idee.

Und wenn ich mir was in den Kopf setze, wird es auch gemacht.
Basta!

Ein Bergmann und auch noch ich, ist kein Idiot!

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