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Donnerstag, 9. April 2015

Pestalozzihaus ???


Das Angebot stand also

Wir wollten ein Eigenheim erwerben.
Abzahlung über die Lohnabrechnung.

Sofort hin und sich eingeschrieben als Bewerber.
Es gab mehrere Häuser-Typen.
Einzelhäuser und Häuser mit Einliegerwohnung.

Die Bauarbeiten begannen auf dem Gelände oberhalb des Alsdorfer Weihers.
Manche Liebesstunde fiel für manchen nun aus.
Die Einsamkeit da oben wurde jäh gestört.

Das Nacktbaden im Weiher, nächtlich nach der Schicht, auch.
Für mich war das alles schon vorher zu Ende, :-((((((
aber es gab ja noch genügend andere junge Männer, und es wurden immer mehr.

Einen grossen Maschinenpark gab es damals auf dem Baugelände noch nicht.
Handarbeit war gefragt.
Damals war arbeiten auf dem bau noch ein Knochenjob.
Die ehemaligen Felder verwandelten sich in eine riesige, schlammige Baustellenwüste.

Ganz langsam entstanden die ersten Häuser.
Musterwohnungen wurden zuerst gebaut.
Und Sonntags pilgerten alle Aspiranten da rauf um zu schauen.
Das man dabei manchmal knietief durch den Lehm waten musste, war egal.
Hier entstand was.
Hier war Fortschritt.
Hier wurde neue Heimat geschaffen.
Für uns!

Die ersten Zuteilungen erfolgten.
Wie zu erwarten, ich war nicht dabei.
Wer damals, bei allem seine Finger im Spiel hatte, wer weiss?
Nach Intervention anderer, wurde mir doch ein Haus zugeteilt, nur das wollte ich nicht.
Es war genau so wieder wie damals bei der Querstrasse.
Nein? Sie möchten nicht?
Na, dann haben wir etwas anderes für Sie.
Nämlich das, was von Anfang an von denen geplant war.

Man bot uns an:
Nehmen sie doch ein "Pestalozzihaus"
"Pestalozzihaus" ?
 Was ist das?

Der Arbeitskräftemangel war enorm.
Täglich kamen neue Menschen.
Nur, alle im gesetzteren Alter.
Es fehlte Jugend. 
Nachwuchs im Bergbau.
Man brauchte einen gewachsenen Stamm für die Zukunft.
Die Idee:
Zweifamilienhäuser.
Unten eine Familie.
Oben 6 junge Menschen.
Die wurden Berglehrlinge und wurden von der unten wohnenden Familie betreut.
Theorie . Toll.
Praxis? Nicht ganz so dolle.

Gleich von vornherein.
Dieses Experiment lief etwa 10 Jahre.
Ich weiss nicht, wieviel % der jungen Leute im Bergbau geblieben sind und sesshaft wurden. 
Schätze aber, nicht mehr als 10%, wenn überhaupt.
Ein sehr grosser Teil blieb zwar da, wechselte aber den Beruf.

Solch ein Haus wurde uns angeboten.
Es gab eigentlich gar keine Wahl.
Also:
Wir wurden als Pestalozzieltern  registriert, vorgesehen und harrten der Dinge.

Wir schrieben das Jahr 1953
Viele Firmen verdienten sich da oben eine goldene Nase.
Manche aber gingen bankrott.
Ich denke mal, die letzteren waren die ehrlichen Handwerker.
Schon damals gab es Korruption.

Gepfuscht am Bau wurde hier im grossen Stil.
Nur, die Aussicht und der Traum auf eine Wohnung bzw. ein eigenes Haus, liess manches immer im rosaroten Licht erscheinen.

Warten wir also auf die Fertigstellung.
Die Familie Guelde auch.

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