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Dienstag, 7. April 2015

Die Siedlung Ofden



Mal ganz allgemein etwas.

Diese Siedlung war geplant.
Sie wurde auch realisiert.
Nur entstanden ist etwas anderes. 
Nicht besser oder schlechter, sondern anders als damals gedacht.

Geplant war:
Eine Siedlung für Bergarbeiter.
Mitten auf dem grünen Feld.
Jedes Haus mit Garten.
Mit Geschäften des täglichen Bedarfs.
Kein Durchgangsverkehr !!! damit es eine Oase des Ausruhens wird.
Ein abgeschlossenes Wohngebiet.
Mit den Tauben des Bergmannes und seiner Ziege oder Schwein im Stall.
Es sollten rund 700 Häuser werden.
Das Gelände gab der EBV zum grössten Teil.
Der Baron von Schloss Ottenfeld war auch sehr kooperativ.
Es war ein Grünkreuz zur Erholung geplant. 
Es war die erste Siedlung für Bergarbeiter die so finanziert wurde.
In der damaligen Zeit, auf den ersten Blick, ein Traum.

Doch etwas mehr davon nachher.
Die meisten Leser werden vieles  nicht wissen.

Was ist es nun daraus geworden?
Ein Stadtteil von Alsdorf.
Die Geschäfte sind alle  weg.
Wer erinnert sich noch an die Drogerie Kalkbrenner, 
die alles, aber auch alles hatte?
Es gab zwei Metzger die sich gegenseitig Konkurrenz machten und ich heute noch, in stillen Nächten, von der Brühwurst von Dohlen träume.
Zwei Bäcker, wo man sich bei  Müllejans noch gemütlich hinsetzen konnte um Kaffee zu trinken und ein Stück Kuchen zu essen.
Den Konsum, und als Auswahl, zwei private Einzelhandelsgeschäfte.
Dazu ein Farben und Tapetengeschäft.
Jeder kannte den anderen und jeder war gleich arm.

Heute.
Für alles darf ich mein Auto anwerfen um den Mist der Grosshandelsmärkte in meinen Wagen zu schmeissen.

Heute herrscht voller Durchgangsverkehr.
Der Schwachsinn der 30 km Zonen hat Eingang gehalten.
Besonders abends, in der Kurve wo ich wohne, Mindestgeschwindigkeit nicht unter 60-70 km/h 
( dabei könnte man das sooo einfach regeln. Bei diesen vielen Stichstrassen würde einfach genügen: 
Keine Hauptstrasse und rechts vor links. Es würde keiner mehr rasen, denn alle  paar meter könnte einer von rechts kommen. 
Wäre doch  mal eine Diskussion wert. Oder?)
Manchmal habe ich den Verdacht, das die Knappschaft Prämien zahlt für einen überfahrenen älteren Rentner.

Riesige Busse, sie nennen sich Stadtverkehr, fahren täglich durch die Siedlung.
Meist mit keinem oder manchmal einem Fahrgast besetzt.
Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?

Schlechte Strassen.
Vorsintflutliche Telekommunikation 
( ist nicht Sache der Telekom!!!! sondern der Stadt!) 
Da spricht man vom schnellen Internet in Deutschland. 
Hier wird bei Ausfall des Telefonanschlusses eben auf eine noch freie Ader im 65 Jahre alten Kupferkabel gewechselt.
LTE ist Standard im letzten Misthaufen Deutschlands.
Nur hier nicht.

Immerhin haben viele ihr "Geschäftchen" in und mit dem Bau dieser Siedlung gemacht. 

Soooo, war das alles mit Sicherheit nicht angedacht.
Sondern:

Wer weiss es schon:
Es gab ein Waschhaus. 
In dem standen ca. 30 hochmoderne Amerikanische Waschvollautomaten für alle Siedler zur freien Verfügung.
1954 war das eine Sensation!
Darum wurden in allen Häusern auch nur Stegleitungen verlegt, weil man ja keine Feuchtigkeit bekam.
Man hatte nur nicht mit der Konservativität  der Hausfrauen gerechnet.
Denen war das alles zu neu und modern.
Ergo ging keiner hin, die Dinger standen rum. 
Jeder frickelte sich im Keller einen eigenen Ofen und später eine Waschmaschine rein.
Lange Jahre stand das Waschhaus leer.
Dann bekam es die katholische Kirche als Kindergarten.
Auf wundersame Weise waren die Waschautomaten derweil verschwunden.

Dieses Waschhaus und alles andere kostete Geld.
Diese Kosten und auch alles andere auf das ich noch  komme, wurden als Gesamtumlage auf alle Siedlungshäuser aufgeschlagen.
Waren damit eigentlich Gesamteigentum.
Aber, wie bei allem anderen.
Der Siedler denkt und irgendwelche ominöse Herren finden immer einen Dreh.
Es klappt.
Und warum?
Weil die meisten Menschen nichts haben. 
Aber von der eigenen Dummheit viel zu viel.

Das Grünkreuz.
Jedes Grundstück hatte eine bestimmte Grösse die qm weise bezahlt werden musste.
Die Fläche des Grünkreuzes, die ja allen gehörte, war in diesem Preis mit drin.

Die schmalen Strassen, kamen daher, weil man zu dieser Zeit nicht mit einer Motorisierung gerechnet hatte.
Und so wurden, kostenneutral, Grundstücksgrösse, Grünkreuz und schmale Stichstrassen zu einer 
Rechen-Einheit zusammen gefasst.
Heute frage ich mich oft, wer hat eigentlich diese Grünfläche mal von wem als sein Eigentum erklären lassen, um sie dann meistbietend an solvente Privatleute zu verkaufen, damit diese da eigene Privathäuser bauen konnten?
Genau wie beim Waschhaus.
Und nun laufen Planungen über den Festplatz an der evangelischen Kirche.
Wem gehört denn eigentlich heute dieses Gelände? 
Von wem wurde es wem abgekauft?
Die Stadt hatte bei Baubeginn dort keine Rechte.
Aber heute.
Komisch diese Welt.

Dann wurde noch eine Zusatzecke als Bauland deklariert.
In diesem Prominentenghetto haben, in späterer Zeit, die Geschäftsleute sich abgeschottet nieder gelassen.

Rechtsanwälte bauten ihre Villa und ganz schnell wurden mal uralte Bäume niedergelegt weil sie ihrem Zaun im Wege standen.
Alles war und wurde möglich gemacht.

Heute fragt niemand mehr danach warum dieses Siedlung da oben auf dem Berg den Namen "Hungerhügel" hatte.

Und ich glaube, das man heute auch manches nicht mehr nachprüfen könnte.
Denn dafür ist mit Sicherheit gesorgt.

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