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Donnerstag, 23. April 2015

Der Betriebsrat


Herr Pavel hörte auf.

Herr Stoffels, vom Stromnetz, übernahm die Leitung des Kraftwerkes.
Dieser Herr hat sein ganzes Leben immer unter seiner "Grösse" gelitten.
Dieses Manko versuchte er durch Fleiss, Hinterlist und Bösartigkeit auszumerzen.
Fleissig war er. Oh ja. Und wie!
Aber genau so auch in seiner Art,  für mich völlig unverständlich, mit Menschen umzugehen.
Dazu fand er auch noch zwei willige Herren unter den Angestellten, die seine manchmal perfiden Ansichten teilten.
Die  Worte Menschlichkeit und Verständnis waren ihm völlig fremd.
Da ich täglich mit ihm zu tun hatte, könnte ich Romane schreiben.
Ich fand es putzig, wenn er vor mir stand, (ich 1,80 cm gross) den Kopf in den Nacken gelegt, unter seiner Brille zu mir aufschaute und ich auf ihn herab sah.
Denke heute manchmal, das er in meinen Augen sah, was ich von ihm mein ganzes Leben über hielt.
Ich habe ihn verachtet.
Nicht weil er manches tat was schlecht war, nein, weil er in meinen Augen in der Seele schlecht war.
Sein ganzer Lebensinhalt bestand darin, einmal Direktor zu werden.
Wahrscheinlich hatte man ihn auch in Kohlscheid richtig erkannt.
Er wurde es nie und bekam immer andere, fremde vor die Nase gesetzt.
Vor allem immer welche, die ihm fachlich nicht einmal annähernd das Wasser reichen konnten


Das Kraftwerk war nun in einer eigenen Direktion, unterstand aber paradoxerweise der Betriebsvertretung der Grube Anna. 
Das hiess also, irgendein Betriebsratsmitglied der Grube vertrat die Belegschaftsinteressen des Kraftwerkes. 

Unsere Belegschaft war politisch sehr unterschiedlich motiviert.
Damals war es durchaus noch üblich der KPD anzugehören.
Und das waren, prozentual gesehen, bei uns nicht wenige.
Darunter zwei aktive. ( Schott und Eichler) 
Ersterer war sehr agil.
Durchdrungen von seiner Sendungsbotschaft.
Immerhin hatte er mit seinen Thesen, in diesem Umfeld hier, noch nicht einmal Unrecht.
Er wollte einen eigenen Betriebsrat für das Kraftwerk.
Mit Recht.
Er schaffte es, über mehrere Jahre hinaus, (unter Androhung einer Klage und gerichtlichen Entscheidung) das das Kraftwerk Betriebsratsfähig erklärt wurde.

Eine Wahl stand an.
12 Angestellte und ca 115 Arbeiter sollten ihre Vertretung wählen.
Schott als Spitzenkandidat.
DAS gefiel dem Herrn Stoffels überhaupt nicht.
Diese beiden waren wie Feuer und Wasser.
Schott der Mensch und Stoffels der Apparat.
Schotts Chancen standen aber nicht schlecht. 
Stoffels liess alle seine Beziehungen spielen.
Als Gegenkandidat u.a. wurde dann Harry Kampmeier 
(Mechaniker und Sohn des Werkstattleiters) aufgestellt.

Für die Angestellten der Gerhard Guelde.

Die Wahl fand statt.
Stimmenauszählung.
Au weia.
Damit hatte niemand gerechnet.
Guelde bekam weit über 100 Stimmen. 
Und das als Angestellter.!!!! Und von den Arbeitern !!!!!
Kampmeier eine gute Anzahl weniger.
Schott wurde überhaupt nicht gewählt.
Letzterer hat das, glaube ich, nie ganz verwunden.
Und Stoffels rotierte.

Konstituierende Sitzung.
Ein Betriebsratsvorsitzender musste gewählt werden.
Hier ging es darum, das dieser von der Arbeit freigestellt wurde.
Üblich war und ist es, denjenigen mit den meisten Stimmen zum Vorsitzenden zu wählen.
Ich wurde es nicht.
Eichler, als Kommunist, konnte es nicht ertragen, einen Angestellten die Belange der Arbeiter vertreten zu lassen.
Stoffels Einfluss machte sich zusätzlich bei anderen bemerkbar.
Kampmeier, mit der zweithöchsten Stimmenzahl, wurde Betriebsratsvorsitzender mit Freistellung von der Arbeit.
Guelde, mit der höchsten Stimmenzahl Angestelltenvertreter und Stellvertreter ohne Freistellung.

Dieser Betriebsrat existierte nun über die ganze Zeit meiner Tätigkeit im Kraftwerk.
Ich war auch bis zuletzt immer in gleicher Position dort wieder gewählt worden.

Man hatte nun eine Institution nach Stoffels Vorstellungen und Gnaden. 
Manches wurde erreicht, vieles im Keime unterdrückt.
Ein Betriebsrat der vom wohlwollen seines Chefs abhängig war.
Und nicht umgekehrt.

So ist das Leben.

Und ich?
Ich hatte nun wieder etwas zusätzliches an Arbeit bekommen.
Wir beide waren im Gesamtbetriebsrat des EBV Konzerns.
Ich dazu zusätzlich im Wohnungsausschuss.

Warum nicht?
Ich sah viel
Ich erfuhr viel.
Ich wusste viel.
Ich war auch schon mal öfter unterwegs.

Ich genoss meine Unabhängigkeit.

Dachte so bei mir wieder einmal.
Gerhard, das Leben ist doch eigentlich schön. 

Oder nicht?





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