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Samstag, 11. April 2015

Demoskopie


Das Leben plätscherte nun in geordneten, langweiligen Bahnen vor sich hin.

Das Wirtschaftswunder griff um sich.
Die Menschen lernten den Konsum.  
Die Familie, in die ich eingeheiratet hatte nahm mich zur Kenntnis.
Ich akzeptierte sie.
Vor allem, ich war ihnen nützlich.
Das Verhältnis zu meiner Frau war auch geklärt.
Ich brachte das Geld. 
Sie machte das Haus und betreute das Kind.
Die Berglehrlinge wurden mal mehr  mal weniger.

Wir hatten damals schon ein Fernsehgerät. 
Das hatte ich schon in Neuweiler. 
Es war eines der ersten 7 Stück in Alsdorf einschl. der Händlergeräte.
Zur Fussballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz war die Bude gerammelt voll.
Dr. Gronen kam noch mit  seinem Fahrrad angedüst um ja nichts zu verpassen.
Es war eigentlich eine schöne Zeit.
Die Menschen mochten sich noch untereinander.
Wir waren eben alle gleich arm.

Meine eigene Mutter fand auch mal den Weg zu uns.
Es liess sich nicht vermeiden.
Nachdem sie alles kritisiert und erkundet hatte, fand sie nach 8 Tagen wieder den Weg nach Berlin.
Dafür bekam ich dann jedes Jahr zu meinem Geburtstag ein blaues Grubenhandtuch mit der Anmerkung: 
"Alles Gute. Das kannst du in deinem Beruf sicher gut gebrauchen"

Als Nebeneffekt stand auch schon mal unangemeldet Onkel und Tante mit Kindern aus Berlin vor der Tür  und waren ganz erstaunt, das ich als Hausbesitzer nicht Kost und Logis bieten konnte.

Eines Tages lernte ich nun jemanden kennen.
Dieser Herr meinte zu mir, ich wäre der ideale "Demoskop."
Hier haben sie mal meine Karte, vielleicht schreiben sie da mal hin.

Bitte??????
Was bin ich ?
Ein Demoskop? 
Internet gab es noch nicht, ein Lexikon musste her.
Demoskopie = Meinungsforschung auf gut Deutsch.

Warum nicht?
Zeit hatte ich manchmal.
Bezahlt wurde das auch.
Geld brauchte ich immer.
Neugierig war und bin ich bis heute.
Also, ein Anschreiben ging raus.
Adresse:
Institut für Demoskopie in Allensbach am Bodensee.

Antwort kam schnell.
Man war dort schon unterrichtet.
Einige Briefe gewechselt und die Einladung zu einem Gespräch lag auf dem Tisch.

Frau Doktor Noelle- Neumann hiess die Tante.

Ich scheine mit meinem Charme diese Dame eingefangen zu haben.
Nebenbei bemerkt, dieses Institut hat jahrzehntelang für die  CDU die Wahlforschung betrieben. 
Der Mentor dieser Frau war Dr. Konrad Adenauer.

Mal  etwas allgemeines zu diesem Thema.
Kein Produkt, egal welches, wird je auf den Markt geworfen, ehe man nicht vorher, bei geeigneten Personen im Blindversuch getestet hat in wieweit es später beim Verbraucher ankommt.
Beispiel Waschpulver.
Eine Reihe von Familien bekommen dieses in verschieden Tüten und Verpackungen in neutralen Paketen und testen diese aus. Das ist kostenlos und dafür geben sie auf ellenlangen Fragebogen ihre persönliche Meinungen wieder.
Der Fabrikant kann nun sein Produkt dementsprechend herstellen.

Das  ist Produktforschung.
Genau so aber, werden Umfragen zu politischen Fragen oder sonst was durchgeführt.

Jede politische Entscheidung wird vorher auf ihre kommende Reaktion so abgeklopft.

Oder denken sie an die Wahlvorhersagen.

Macht Spass.
Das Problem für den Interviewer ist, das er irgendwo klingelt, es macht jemand auf,  er muss sofort mit einem Blick erkennen wer und was vor ihm steht und wie seine ersten Worte sind.
Denn diese sind entscheidend.
Wenn nicht, macht der Gegenüber die Tür zu und das war es dann.
Mit der Zeit bekommt man Menschenkenntnisse.
Bis heute profitiere ich davon noch.
Darum sitze ich auch heute noch gern etwas länger in einer Gastwirtschaft und beobachte Menschen. Vor allem Paare. Stufe ein und erstelle mir im Kopf ein Bild.
Wenn es mir gelingt, diese Menschen nachher in ein Gespräch zu ziehen, teste ich mich selbst ob ich mit meiner Einstufung richtig lag.
Das habe ich mir so angewöhnt.
Dazu kommt noch, das ich meist weiss, was andere denken und ihre Reaktion im voraus erahne.
Mir hat mal ein Psychologe erklärt, das ich manche Menschen sogar manipulieren könnte.
Ich weiss es nicht.
Ist aber auch egal.
Immerhin, war Frau Dr. Noelle-Neumann über viele Jahre die Quelle meines Nebenverdienstes.

Eines Tages nun sass ich im Wartezimmer eines praktischen Arztes.
Seeehr lange schon.
Denn ich wollte dem Doc. Fragen stellen, er sollte mir die beantworten, und er bekam nichts dafür.
Also, wenn der gnädige Herr mal Erbarmen hatte.........

Es kam ein Herr rein.
Ich bekam mit, das er auch kein Patient war, sondern irgendwas , wie ich, wollte.
Es fiel und fällt mir nie schwer jemanden  in ein Gespräch zu ziehen, und siehe da....

Das soll aber eine andere Geschichte werden.  
  




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