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Donnerstag, 2. April 2015

Meine zwei Leben


Das eine war mein Arbeitsleben untertage.
Aber über Tage, dort wo die Sonne scheint, gab es ein zweites Leben für mich.
Oder ein erstes?
Nein sicher nicht, denn ich war mehr untertage als übertage.
Und wenn ich oben war, musste ich schlafen und sehen das ich am Leben bleibe.

Manche Stunde habe ich in der Bahnhofsstrasse vor der " Hillko" angestanden, weil es hiess: "Es gibt Brot" 
Brot, das war Maisbrot.
Wenn es warm und frisch war, durchaus, gut.
Nur war es ein paar Stunden alt, dann war es noch  nicht mal als Hühnerfutter zu gebrauchen.

Aber es ging allen so.
Nur, die anderen waren in einer Familie und konnten sich die Zeit einteilen.
Junggesellen haben es da immer entschieden schwerer.

Das andere eine Familie hatten, sah man bei Schichtende am "Knütsch"
Was das war?
Eigentlich eine heilige Handlung.
Da wurde voller Sorgfalt untertage ein Holzstempel gesucht.
An diesem ein Stück von einem Fuss Länge das astfrei war.
Egal an welcher Stelle des Stammes.
Ach ja, das Mass ein Fuss, ist die Handspanne beider Hände von der Aussenseite bis zum gespreizten Daumenende.
Das wurde rausgeschnitten, und auf einem halben Fuss bis zu 80% eingesägt.
Diese Arbeit machten die Schlepper.
Jeder Bergmann hatte, auf dem Nachhauseweg sein blaues Handtuch unter dem Arm in dem der Knütsch eingewickelt war.
Es war das Feuerholz für den heimischen Ofen oder Herd.
Das war Tradition!!!

In späterer Zeit änderte sich das und man  nahm ein Stück Kohle mit.
Auch das wurde toleriert, bis das es überhand nahm.
Die Kohlebrocken wurden immer grösser.
Bis es verboten wurde.
Mit recht.

Ich selbst wohnte nun beim " alten Brendt"
Eines Tages kam die verheiratete Tochter ins Krankenhaus.
Logischerweise ging ich Brauns, Maria dort besuchen.

Zu der Zeit waren die Krankenzimmer im Eschweiler Krankenhaus noch mit 8 - 10 Betten belegt.
Maria lag am Eingang.
Am Fenster sah ich etwas, was mich interessierte.
Es stellte sich heraus, das die beiden Damen zusammen in der "Evakuierung" waren.
Palaver, Palaver, Palaver.

Resultat:
Die Dame vom Fenster wurde nach Alsdorf zur Maria !! eingeladen.
Ich wohnte da.
Meinem  Charme konnte sie nicht widerstehen.

Kurzum:
Nach einigen Monaten erklärte mir der Doktor in Eschweiler.
"Herzlichen Glückwunsch, sie haben den Vogel abgeschossen"

Boing!
Da hatte ich den Salat.

Damals wusste ich noch nicht, das ich nicht EINE Frau da heiraten musste  und letztendlich auch wollte, sondern ein ganze Familie.
Eine Familie die mich bis zum Tode meiner Frau, nach 61 Jahren Ehe,nie mochte oder akzeptierte.
Zum ersten weil ich ein "Fremder" war.
Zum zweiten weil ich Bergmann war.
Zum dritten weil ich nicht Katholisch war.

Heiraten "musste"?
Tja, damals heiratete man eben wenn man was getan hatte und der Verstand am Asch war.
Das ging einfach nicht anders. Vor allem  nicht in einem Dorf wie Eschweiler-Röhe.

Na und?
Ich konnte mich doch nur verbessern. 
Dachte ich armer Tor da noch.

Ich hätte eigentlich hellhörig werden müssen, das, als wir auf dem Standesamt zur Trauung sassen, ich meinen Trauzeugen mitbrachte, und meine zukünftige Frau aus der Riesenfamilie keinen hatte.
Mein Trauzeuge war der ehrwürdige Kasper Brendt bei dem ich wohnte.

Sie wartete immer noch. Vergebens.
Als nun nach überziehung des Termins und dreimaligem Aufrufen wir immer noch keinen zweiten Zeugen hatten, bat ich einen zufällig vorbeikommenden fremden jungen Mann, ob er vielleicht, usw.
Er war so freundlich.
Ich habe ihn, nach der Trauung und der geleisteten Unterschrift nie mehr gesehen.

Dann wurde meiner jetzigen Frau zu Hause erklärt.
"Nun biste verheiratet. Nun gehörst du zu deinem Mann."

Sie nahm ihr Handtäschchen und wir fuhren mit der Strassenbahn von Eschweiler nach Alsdorf in mein möbliertes 8 qm grosses Zimmer.

Eine neues Abenteuer begann.

Leider war ich zu diesem Zeitpunkt noch zu jung um die ganze Tragweite zu erkennen.
Meine nun angetraute war zwar 3 1/2 Jahre älter als ich, aber das sollte nichts heissen.

Es ging doch nun bergauf.
Dachte ich damals.
Oder?



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