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Sonntag, 26. April 2015

So schafft man zufriedene Mitarbeiter



Die Aktionärsversammlung hatte ich hinter mir.

2 Tage später Sitzung des Gesamtbetriebsrates des EBV im Kasino Anna.

Dr. Horn las den Geschäftsbericht vor.
Er entsprach im Inhalt zwar dem was ich zwei Tage vorher schon einmal gehört hatte.
Nur in den Erläuterungen und Zusatzinformationen waren die Nuancen etwas anders gesetzt.
Es war zwar das gleiche was man uns heute erzählte, aber trotzdem anders.
Ähnlich wie dem Vergleich.
Ein halbes Glas Wasser, ist für den einen halb voll und für den anderen halb leer.

In Anbetracht dessen, das meine Kollegen sich auf das Essen freuten, habe ich auf jede weitere Einmischung meinerseits verzichtet.
Wie hätte man den Vorstand in die Enge treiben können wenn man Betriebsratsarbeit so gesehen hätte, wie ich.

Obgleich ich bemerkte, das am Vorstandstisch man sich meiner Person noch sehr gut erinnerte. 
Ich sah es an den Blicken zu mir.
Ob man es glaubt oder nicht.
ICH fühlte mich sauwohl!
Die da vorn nicht ganz so.

Tja, tja, das waren die 60 und 70er Jahre.
Ob es heute besser ist?

Wir schrieben immer nur Verluste im Konzern.
Mit dieser Begründung wurden ja auch alle Sparmaßnahmen begründet.
Die Regierung half immer wieder mit Zuschüssen aus.   

Trotzdem kaufte der EBV eine Kohlengrube in den USA 
(im Appalachengebiet)
Nun konnten viele Herren, dienstlich, nicht nur jedes Jahr zur Steubenparade nach New York fliegen, nun gab es andere Zielpunkte. 

Warum wurden eigentlich diese Reisen nie erwähnt?
Oder die Verluste die in den USA gemacht wurden weil man sich von findigen Rechtsanwälten und der Amerikanischen Rechtsprechung über die Lufthoheit übers Ohr hauen liess?    

Warum wurden eigentlich nie die Geschichtchen erwähnt, als Her Dr. Bellingroth zur Fasanenjagd einlud und kein Fasan auf der Strecke war.
Dafür im nächsten Jahr diese dem Jäger nachliefen, weil der sie in einer Voliere selbst aufgezogen hatte.
Na, vielleicht war es ja auch nur Jägerlatein.
Wer weiss?

Es gab genug Berichtspunkte.
Dort konnte man Geld sparen, statt beim Kumpel.
Dort wäre die Aufgabe des Gesamtbetriebsrates als Kontrollfunktion angebracht gewesen.
Oder sollten da einige Mitglieder etwa selbst...........?

Vorbei.
War so.
Nachkarten bringt nie etwas.

Wichtig war nur, das der Angestellte Guelde, bei der monatlichen Abrechnung, auf  Grund  seiner guten, alten Verbindungen zur Grube, die in den Kesseln verbrannte hochwertige Kohle so berechnete, das ein hoher Bergeanteil rauskam.
Denn dann gab es Prämien vom Staat.

Im Kraftwerk selbst wurde eine Klimaanlage eingebaut.
Für die Büros des Chefs und der Betriebsinginieure.
In der Warte ein neues Mosaikschaltbild.
Modernisierung kostet immer Geld.

Dafür wurden aber auch wochenlange Untersuchungen darüber angestellt was billiger wäre.
Die 20W Leuchtstofflampe in der Angestelltentoilette dauernd brennen zu lassen, oder einen Schalter zu installieren.
Das erste war ein konstanter Stromverbrauch 
(in einem Kraftwerk!!!)
Beim zweiten man hatte einen Einschaltstrom, Schaltspiellebensdauer und auch der prozentuale Anteil des vergessenen Ausschaltens zu berücksichtigen.
DAS waren Probleme!
Höchstpersönlich vom Chef, Hern Stoffels, durchgeführt.

Zu diesem Schwachsinn, der sich auch in anderen Dingen zeigte, konnte ich nur noch den Kopf schütteln und mich mit Schaudern innerlich abwenden.

Das nennt man dann erfolgreiche Betriebsleitung auf Deutschem Niveau.  

Oder mal etwas privates um meine innere Einstellung zum EBV zu verdeutlichen.
Meine Frau erkrankte an Krebs.
(Ovarialkarzinom. Schlechte Prognose)
Zeitgleich auch die Frau des Betriebsing. Sturm.
Beide Frauen kannten sich.
Beide lagen in einem Zimmer im Krankenhaus Bardenberg.
Das Krankenhaus hatte eine Besuchszeit von 14 - 16 Uhr. 
Und so etwas wurde zur damaligen Zeit noch strikt eingehalten.
Herr Sturm besuchte seine Frau täglich mehrere Stunden.
Man kennt sich eben.
Ich durfte um 14 Uhr kommen.
Moment mal, ich hatte aber erst um 15 Uhr Feierabend.
Dann war ich um 15,45 Uhr am Bett meiner Frau. 
Für 15 Minuten.
Herr Sturm war dann schon 2 - 4 Stunden vorher da.
Eines Tages frug ich meinen Direktor ob ich nicht auch einmal früher gehen könnte.
Er sagte mir (ziemlich wörtlich) 
"Was hat der Betrieb mit ihrem Privatleben zu tun?"
Es gab eine kleine Diskussion.
Das Ende war.
Ich erreichte , das ich morgens eine Stunde eher anfangen durfte, um eine Stunde früher zu gehen.
Meine Dankbarkeit kannte keine Grenzen.
Dann wurde eine Liste in das Sekretariat gelegt.
In diese musste ich jede weitere, früher gegangene Stunde, eintragen.
Diese wurden von Frau Wüllenweber abgezeichnet. 
Für jeweils 8 Stunden wurde mir dann ein Urlaubstag abgezogen.

In diesem Jahr fiel also mein Jahresurlaub aus.
Herr Sturm grinste nur, denn lt. Aussage des Direktors war Herr Sturm als "Führungsbeamter" !!!! ja immer im Dienst. Egal wo er war.

Seht ihr, sooo kommt Freude auf.
Sooooo schafft man sich einsatzvolle Mitarbeiter.
Sooooo wird man immer wieder Mitarbeiter finden die sich bedingungslos für ihren Betrieb einsetzen.

Komisch, bei allem was ich für mich persönlich tat, ich hatte nie ein schlechtes Gewissen.

Komisch? 
Warum wohl ? 




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