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Montag, 6. April 2015

wir haben eine neue Wohnung


In die  neue Wohnung mussten nun aber auch Möbel.
Von der Familie war nichts zu erwarten.

Die Währungsreform hatte aber Massen von Gütern aus dem Hut gezaubert.
Nur, da kaum Geld unter den Leuten war, wurden diese Dinge eben per Teilzahlung angeboten.
Für den Herd, je Monat 5,00DM, für den Schrank, für das Schlafzimmer und so weiter.
Hier 5,00 DM dort 5,00 DM
Moment mal.
Man muss aber auch was essen.
Wovon bezahlen?

In Neuweiler gab es eine segensreiche Institution.
"Rübbens, Kathrin"
Ein Tante Emma Laden.
Jeder hatte dort ein Buch.
In dieses wurden die Einkäufe eingetragen und alle 10 Tage bezahlt.
Beide Seiten profitierten davon.
Sie war aber beileibe kein Gelddrachen. 
Wenn es mal nicht ging, wurde eben was auf die nächste Dekade übertragen.
Wäre Sie nicht gewesen, hätten wir manches mal nichts zu essen gehabt.
Einheimische hatten immer noch irgendwo eine Querverbindung, wir Fremden nicht.

Das hiess im Klartext: 
Arbeiten bis zum umfallen und dann auch schon mal des Nachts, am wachhabenden Bauern vorbei, auf den umliegenden Feldern Kartoffeln klauen.
Schwiegereltern brauchten das nicht. 
Denn die kannten sich in Röhe auf dem Dorf untereinander und dort wusch eine Hand die andere.
Wir 3 hatten nichts davon.
Im Gegensatz zu den anderen Kindern der Familie.

Durch Neuweiler fuhr auch der " Heckenströfer"
Das war eine alte Kleinbahndampflok die die Bergarbeiter von und zur Schicht aus der Richtung Geilenkirchen brachte.
In der Mitte Alsdorfs, war der Denkmalsplatz.
Im Prinzip ein grosses, dreckiges, staubaufwirbelndes grosses Areal.
Dort stand ein Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. 
Daher der Name.
Aber auch eine Bude zum unterstellen.
Das war der Endbahnhof der Kleinbahn.
Wenn nun der Zug kam oder abfuhr, mussten zwei Männer mit Fahnen auf der Bahnhofsstrasse stehen um die Autos und Fussgänger  dort zu warnen.
Denn der Zug überquerte diese Strasse.

Der Zug fuhr so langsam, das man getrost, wenn er an seinem Haus vorbeifuhr, ab- oder aufspringen konnte.
Daher der Name " Heckenströfer"

Wir hatten nun eine Wohnung.
Dazu gehörte auch ein Keller.
Dreckig von den Kohlen die da mal gelagert hatten.
Mit das erste was gekauft wurde, war eine grosse Zinkbadewanne.
Jeden Samstag wurde dann oben in der Wohnung Wasser heiss gemacht, runter in den Keller getragen und darin gebadet. 
Danach wurde darin die Wäsche eingeweicht.
Ich selbst konnte das ja täglich auf der Grube.

Meine Tochter wurde grösser und älter.
Ab und zu sah ich sie mal.
Mein Rhythmus war arbeiten, essen, schlafen.
Denn letztendlich musste alles auch bezahlt werden.

Jetzt beim schreiben, denke ich so an diese saublöden Bemerkungen die ich oft höre:
"Diese Jugend muss für deine Rente heute arbeiten"

Diese Generation weiss überhaupt nicht was arbeiten heißt.
Sie beschäftigt sich.
Sie fordert nur.
Ist gestresst. Fängt schon in der Schule an.
Dabei ist 2x2 immer noch 4.
Es ist nichts neues im Lehrstoff, ausser Sexualkunde, hinzu gekommen.
Ich habe in der Volksschule mehr gelernt als heute ein Mittelschüler.
Meine Generation hat in ihrem  Leben mehr gearbeitet, als es sich die heutige nur ausmalen kann.

Wir können uns gern mal über die sozialen Errungenschaften unterhalten.
Auch über die heutige Absicherung.
Ich habe bis zum 80. Lebensjahr versicherungspflichtig gearbeitet.

Es kotzt mich an, diese Bemerkungen von "gestressten Sesselfurzern " zu hören.

Doch eines Tages las ich:
" Der EBV plant, mit Hilfe von Marschallplangeldern und der Montanunion, ein Siedlungsprojekt"

Oha, das hört sich gut an.
Mein Interesse war sofort geweckt.

Schaun'n mer mal.

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