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Samstag, 25. April 2015

Die Aktionärsversammlung



Im Laufe des kommenden Jahres, es muss so Mitte der 60er gewesen sein, ging ich eines Tages zu meiner Bank und kaufte mir 3 Aktien des EBVs und legte sie mir ins Depot.

Eines Tages bekam ich ein Schreiben meiner Bank in dem ich gebeten wurde die beiliegende Stimmrechtsvollmacht zu unterschreiben.

Ich wurde mehrere male gebeten, sie würden ja in meinem Sinne, usw.
Ich lehnte das ab.
Ich hatte da so meine eigenen Vorstellungen.

Der Tag der Aktionärsversammlung rückte näher.
Meine 3 Aktien wurden gesperrt und ich bekam meine Einladung zur Versamlung.
Kasino Laurweg um soundsoviel Uhr.

Am vereinbarten Tag, Anzug an und ins Auto.
Schon vor dem Kasino, grosser Bahnhof mit Bergleuten in Uniform.
Auto geparkt und zum Eingang.

Dicke Autos und genau sich so wichtig fühlende Herren stiegen aus.
Denen wurden die Türen aufgehalten.
Chauffeure fuhren die Autos dann wieder weg.  
Meiner stand auf dem Ascheplatz neben dem Kasino, denn mir wurde die Zufahrt verweigert.
Alle kannten sich.
Ich würde sagen: Ein Kack, ein Asch.

Mein Arbeitsdirektor Kadow sah mich kommen.
Wie von der  Tarantel gestochen stürzte er auf mich zu, um mir zu erklären, das MEINE Anwesenheit erst übermorgen im Kasino Anna erwünscht ist.
Das hier sind die Aktionäre und die Bankenvertreter mit Stimmrechtsanteilen.
Da ich aber darauf pochte, heute, hier und jetzt auch Eintritt zu erlangen, gab es etwas erstauntes Gemurmel des anwesenden Gesoxes. 
Ratlosigkeit!

Am Eingang wurden die Herren mit einem Handschlag und einem Glas Sekt begrüsst.
Man kannte sich.
Auch die "Eingangsposten", die mich ja kannten, versuchten mir zu erklären: Vollkommen falsch. 
Falscher Ort, falsche Zeit, falscher Mann.

Ich zeigte meine Einladung als Aktionär vor.
Panik auf der ganzen Linie.
Listen wurden gewälzt. Geprüft. Telefoniert.
Der Arbeitsdirektor entschuldigte sich bei den hinter mir stehenden 3 oder 4 Herren wegen des Aufenthaltes durh meine Person.
Das Missverständnis mit mir würde sofort behoben werden.

Scheisse, ein Wächter kam mit  einem Buch.
Da stand: Gerhard Guelde, stimmberechtigter Aktionär. 

Au weia.
Ich marschierte da stolz rein.
Habe mir verkniffen die Gesichter der anderen an zu sehen.

Drinnen, vorn die Halbgötter des EBVs, die anwesenden Herren davor.
Beginn der alljährlichen Farce.
Farce? Na klar. Weil längst alle abzustimmenden Punkte im Vorfeld zwischen den sich allesamt untereinander kennenden Herren ausgemauschelt waren.
Es musste nur dem Gesetz Folge geleistet werden.

Es begann in so etwa.
Vorn wurde verlesen.

"Anwesend ist Herr Doktor, Doktor, Doktor "sowieso" als Beauftragter der Deutschen Bank in Frankfurt.
Er vertritt soundsoviel Hunderte oder Tausende Aktien in Eigenbesitz und soundsoviele Tausend Aktien im Aktionärsbesitz.
Diese sind nachweislich gesperrt. Urkunde liegt vor.
Der Her hat alle Stimmrechtsübertragungen vorgelegt.
Er vertritt damit 25 % des Aktienkapitals." 

Der nächste Herr war dran und erhob sich.
"Des weiteren ist anwesend Herr Professor, Doktor "soundso" von der KSP Aachen 
................. Text weiter wie oben"

Etwa 10 Herren wurden so erwähnt, erhoben sich, setzten sich.

"Damit stelle ich fest, das von den ausgegebenen ??????? tausenden Aktien 99% in Vertretung anwesend sind.
Somit ist die Beschlussfähigkeit für die Genehmigung des anschliessenden Geschäftsberichtes gewährleistet. Ich 
verlese ihn jetzt und, da ja wohl keine  Zusatzfragen mehr nötig sind, lege ihn dann zur Abstimmung vor."

Getuschel, Köpfe schwenken, ein Herr gestikulierte wild.

"Wie mir gerade mitgeteilt wurde, befinden sich noch Aktien in Privatbesitz deren Inhaber hier anwesend ist und keine Stimmrechtsvollmacht an eine  Depotbank abgetreten hat.
Herr Guelde, Bergmann aus Alsdorf, Inhaber von 3 stimmberechtigten Aktien, das macht ..........????? . Den Prozentsatz seines Besitzes am Gesamtkapital kann ich leider in der Kürze  der Zeit nicht ausrechnen."

Ich erhob mich lächelnd, sah in die Runde, grosses Stühlerücken, musternde Blicke,
erledigt.
Bergmann??? Aha, Arschloch. Kein Akademiker. Unwichtig.

Ich lauschte sehr aufmerksam den gemachten Ausführungen des Vorstandes.
Gab meine Stimme ab, sah mir kurz das Buffet an, und fuhr nach Hause.

Ich wusste, das da an diesem Nachmittag mein Name in der Hauptverwaltung noch  oft die Runde gemacht hatte.

Warum haben nicht eigentlich viel mehr meiner Kollegen mal in dieser Form sich Informationen verschafft?
Ganz einfach.

Ein frei gestelltes Betriebsratsmitglied ist nicht nur der Belegschaft gegenüber verantwortlich, sondern auch dem Unternehmen und vor allem auch seiner eigenen Absicherung.
Warum also mit so etwas sich Ärger machen wo doch alles so schön reibungslos lief?
Oder?

Ein Betriebsratsvorsitzender  hat in erster Linie seinen auch gewählten Kollegen das zu vermitteln was die Unternehmensführung sich  ausgedacht hat.
Dann werden diese auf die Belegschaft los gelassen. 
Und das möglichst überzeugend das niemand einmal darüber nachdenkt.
Denn ihre Wähler vertrauen ihnen und "glauben" ihnen.
Dafür bekommen sie Geld und brauchen selbst nicht mehr zu arbeiten. 

Und das ist das Problem.    
Ich halte nichts davon, das man von jemanden hofiert wird um dann dessen Dinge zu vertreten.
Ein alter Spruch sagt:
"wes Brot ich ess, dess Lied ich sing"

Ein Betriebsratsvorsitzender, der nach der alljährlichen Jubiläumsveranstaltung im Quellenhof in Aachen, seine  Jubilare in einen Bus packt, um dann anschliessend mit dem Direktor und Kumpanen in eine Bar zu gehen und auf fremde, unbekannte Kosten zu feiern, kann m.E. nicht mehr objektiv die Interessen der Belegschaft wahrnehmen.
( jährliche allgemeine Gepflogenheit. Ich habe nie daran teilgenommen) 

Aber vielleicht war und ist meine Vorstellung über  eine Vertretung des Arbeitnehmers gegenüber seinem Arbeitgeber eine andere, als die ( damalige?) praktizierte.

Ich war mit mir zufrieden.
Ach ja.

Diese Aktien hatte ich noch mehrere Jahre in meinem Besitz, bis mir die Depotgebühren zu hoch wurden.








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