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Mittwoch, 22. April 2015

Das "Stromnetz"


Ich war nun dort eingegliedert.
Machte meine mir aufgetragene Arbeit.
Es machte mir bis zum letzten Tag Riesenspass. 
Ich habe immer gern gearbeitet und kann bis heute nicht den ewigen Jammer,
"wann kann ich endlich in Rente gehen" verstehen.
Nebenbei bemerkt. 
Ich habe bis zu meinem 80. Lebensjahr versicherungspflichtig täglich gearbeitet. 
Nicht weil ich musste, sondern weil es mir Freude machte.
Und heute noch arbeite ich täglich 4-5 Stunden ehrenamtlich.

In der Zwischenzeit wurde die "Energieseite" des EBV zu einer eigenen Direktion unter Leitung des Direktors Kaysselitz zusammengefasst.
Die Bindung an die Grube entfiel.
Alle E-Stationen des gesamten Konzerns unterstanden nun dieser neuen Direktion.
Gleichzeitig kam ein weiterer  Dipl. Ing. Herr Stoffels zu uns und übernahm die neue Abteilung "Stromnetz."
Da dieser Herr nun kein Marinesoldat war, wurde die erste Bresche in die Phalanx der "Führer und Untergebenen"  geschlagen.
Und damit auch wieder eine neue "Gruppe" mit eigenen Leuten gebildet.
Auch diese war wieder etwas eigenes unter sich.

Einen Teil der neu anfallenden Arbeit durch diese neue  Direktion übernahm ich dann auch.

Vielleicht etwas vorweg.
Bei meiner Anstellung, war ich in eine Gehaltsgruppe mit 4 Stufen eingestuft worden.
Diese restlichen 3 Stufen kletterte ich nun jedes Jahr rauf.
Aber in den mehr als 20 Jahren danach, nicht mehr weiter.
Wir reden nachher noch davon was an Aufgaben auf  mich zu kam.
Mein Gehalt blieb über 20 Jahre immer gleich. 
Es gab auch für Angestellte keinerlei Prämien.
Abgesehen von den jährlichen, tariflichen Lohnerhöhungen durch die Gewerkschaft.
So etwas erhöht im allgemeinen unheimlich den Arbeitswillen eines jeden Beschäftigten.
Ich persönlich steckte das weg und entschädigte mich selbst.

Da man sogar einsah, das der winzige Raum des Herrn Beier nicht mehr ausreichte, wurde ein Abstellraum für mich hergerichtet.
Sogar die Fensterfront, die mit Milchglasscheiben versehen war und die mich wie in ein Gefängnis versetzte, wurde nach einjähriger Intervention von mir dann  mit 
2 Klarglasscheiben verändert.
Mein Dank kannte keine Grenzen.

Eine logische Konsequenz zu der Bildung der neuen Direktion, war nun, das die Energie- (sprich: Strom) Abrechnung des EBV durch diese gemacht werden musste.
Wer macht so etwas???????
Ach da haben wir ja noch den Guelde.
Die Allzweckwaffe.
Ich bekam nun die Aufgabe das monatlich mit zu übernehmen.
Dazu gehörten die Schachtanlagen im Aachener Raum, die Kokereien, die Hüttenwerke, der E-Stahlofen, die in Westfalen , das Kraftwerk im Ruhrgebiet, das zugekaufte in der Nachbarschaft und die privaten Abnehmer.

Kohlenverbrauch, Dampferzeugung, Stromerzeugung, Stromverkauf an private Abnehmer, Stromlieferung an das öffentliche Netz ( Steag) Leitungsverluste, Wasserverbrauch usw.

Warum nicht?
Immerhin hatte ich drei Telefone und eine Handkurbelrechenmaschine.
Die nötigen Vordrucke und Abrechnungsformulare entwarf ich mir selbst, die Daten, Mengen und Zählerstände wurden telefonisch übermittelt oder von den Leuten des Stromnetzes besorgt.
Jeden Monatsersten begann das grosse Rennen und dauerte ca. 4 - 5 Tage.

Das Hauptproblem war nur, das am 1. Tag eines jeden Monats die Stromergebnisse in Bezug auf Erzeugung, zur Steag übermittelt werden mussten, die sammelte alle Daten und erstellte die monatliche Strombilanz für ganz Deutschland.
Fehlte nur ein Anlieferer, ruhte die ganze Chose.
Und ich musste nun mit meiner Handkurbelrechenmaschine  da mithalten.
Fand ich jeden Monat spannend und toll.

Hollerith fand seinen Eingang in die Wirtschaft.
Ich engagierte mir aus Bergheim einen jungen Programmierer (den hatte ich irgendwann bei einer  privaten Demoskopierecherche mal kennen gelernt) dem schilderte ich mein Problem. 
Der erstellte nun Abrechnung und Berechnungsprogramme auf Lochkarten, und damit war es alles wesentlich einfacher und schneller für mich geworden.
Die danach von mir eingereichte Rechnung für diesen Herrn  wurde anstandslos beglichen.
Ich hatte ohne Genehmigung etwas angezettelt, und es wurde geschluckt und bezahlt.
Es sollte kein Einzelfall bleiben.
Ich lernte schnell.

Das diese Lochkarten, die auf Grund meiner Daten in der Hauptverwaltung erstellt wurden, nur  verarbeitet werden konnten wenn ich die entsprechenden "Enddollar" Karten eingab, war ja wohl klar.
Die Exklusivität blieb also in meinen Händen.

Auch, solche kleinen Druckmittel verschaffen einem Freiheiten.
Man nennt das auch : "Die Rache des kleinen Mannes"

Kann aber auch nach hinten losgehe, wenn man  am 1. eines Monats am Strand von Rimini liegt und der Hotelier händeringend mich sucht, weil ein übergeschnappter
 "Tedesci " am Telefon hängt und nicht weiss wie er die Abrechnung erstellen kann. 
Man muss ja nicht jeden Trick anderen sagen.

Tat aber gut, einem Chef mal aus der Ferne zu sagen was er machen soll damit er pünktlich Daten liefert, ansonsten in Bonn die Puppen tanzen würden.

Was brachte es mir ausser meiner eigenen Befriedigung?
Wieder einmal einen Anschiss nach meiner Rückkehr.
Aber daran war ich gewohnt.

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